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BB Radio Geschäftführerin Katrin Helmschrott mit ihrem Hund Rudi

© privat

Die Angstfreie: Wie Katrin Helmschrott BB Radio zum Erfolg führte

30-jähriges Jubiläum feiert BB Radio dieser Tage. Katrin Helmschrott prägt als Geschäftsführerin seit 26 Jahren den Sender – und ist damit die am längsten amtierende Chefin eines Radiosenders deutschlandweit.

Von Alicia Rust

Wenn Katrin Helmschrott das Grundrauschen eines langen Arbeitstags hinter sich lassen will, geht sie in den Wald. Selbst, wenn es schon dunkel ist. Sie liebt die Natur, die Stille, eins mit sich zu sein. Dabei stets an ihrer Seite: Rudi. Groß, schwarzhaarig, gütige Augen. Ein Mischling aus Berner Sennenhund und Labrador. „Ich glaube, Rudi weiß gar nicht, wie groß er eigentlich ist“, sagt Helmschrott und lacht. Rudi kommt auch jeden Tag mit ins Büro. „Insgesamt haben wir rund ein Dutzend Hunde in unserem Funkhaus, verteilt auf drei Etagen“, sagt die Senderchefin von BB Radio, wobei das doppelte B für Brandenburg und Berlin steht.

Angst ist der schlechteste Ratgeber von allen. Neben zögern und hadern. 

Katrin Helmschrott, Chefin von BB RADIO

Und was macht sie, wenn ihr zu später Stunde im Wald ein Wildschwein entgegenkommt? „Da hilft lautes Singen, dann hauen die ab“, sagt die gebürtige Berlinerin, die in Brandenburg lebt. Hat sie niemals Angst? „Angst habe ich nie! Das ist der schlechteste Ratgeber von allen, neben zögern und hadern. „Ich bin angstfrei von meinen Eltern erzogen worden“, sagt Helmschrott, die 1957 in Berlin-Friedrichshain geboren ist. „Sie haben mich immer bestärkt, alles zu machen, was ich mir vorgenommen habe.“

Die Frau an der Spitze

Das habe ihr später geholfen, sich in einer von Männern dominierten Medienwelt zu behaupten. Und das hat sie zweifelsohne getan. Lange schon ist sie die Frau an der Spitze von BB Radio, hat den privaten Sender in 26 Jahren als Geschäftsführerin geprägt wie keine andere Person. Dieser Tage feiert BB Radio sein 30-jähriges Jubiläum. Ein Erfolg, der maßgeblich ihrem Engagement zu verdanken ist. Helmschrott hat aus einem einstigen „Kellerkind“ ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen gemacht.

Als sie 1997 als Sendechefin antrat, gab es 36.000 Hörer:innen pro Durchschnittsstunde. 2002 waren es bereits 239.000 Hörer:innen. In fünf Jahren entwickelte sich das private Radio unter ihrer Führung zum Gesamtmarktführer in Berlin und Brandenburg. Wohl kaum jemand hatte das für möglich gehalten. Kollegen hatten gar den Kopf geschüttelt, als sie für die neue Herausforderung beim BB Radio ihre Position als Marketingchefin beim Berliner Rundfunk aufgab.

85.000
Hörer:innen pro Durchschnittsstunde erreicht BB Radio 2023.

239.000 Hörer:innen pro Durchschnittsstunde erreicht BB Radio laut der aktuellen Media Analyse Radio von 2023 zwar inzwischen nicht mehr (85.000), trotzdem gehört BB Radio weiter zu den am meisten gehörten Sendern in Brandenburg. Wie hat Katrin Helmschrott das geschafft?

Das kommunikative Gen

Ihr Vater war Zeitungsjournalist, die Mutter Theaterwissenschaftlerin. „Mein Vater redete kaum über seinen Beruf, aber mit meiner Mutter ging’s ins Berliner Ensemble, ins Gorki, ins Deutsche Theater. Viele Schauspieler kamen regelmäßig zu uns nach Hause“, sagt die 66-Jährige. Als Jugendliche sei das für sie normal gewesen. Was davon blieb? Vielleicht die Fähigkeit zur Kommunikation. „Ich kann gut Menschen zusammenbringen“, sagt Helmschrott.

Nach der Schule machte sie eine Ausbildung zur Schriftsetzerin, wurde Betriebsleitungsredakteurin in einer Druckerei, heiratete, bekam zwei Söhne. Einer wurde 1981 geboren, der zweite sechs Jahre später. Das mit der Kinderbetreuung sei zu DDR-Zeiten viel leichter gewesen als heutzutage. Auch habe es noch die Großeltern gegeben. Heute ist sie selbst Großmutter zweier Enkel. „Mit meiner Familie spreche ich zu Hause nie über meinen Beruf“, sagt sie.

Das Leben anders denken

Dann kam die Wende. Sie hatte keine Angst davor, mit 32 Jahren, als Mutter zweier Kinder, etwas Neues zu probieren. Das Leben anders zu denken. „Mithilfe des Arbeitsamts habe ich mich für ein Studium in Marketing und Kommunikation beworben“, sagt sie. An einem privaten Institut, mit Dozenten aus der Praxis. Hilfreiche Kontakte beim Aufbau eines Netzwerks.

„Anschließend habe ich viele Bewerbungen geschrieben. Bei Ullstein habe ich eine Zusage im Marketing bekommen“, sagt sie. Nochmal von vorne anfangen, diesmal ganz unten. Mit einer Frau als Chefin, die sie gefördert habe. „Die wechselte nach einem Jahr zum Berliner Rundfunk als Marketingleiterin und nahm mich als Assistentin mit“, sagt sie. „Der Berliner Rundfunk war gerade privatisiert worden, den haben wir dann aufgebaut“, sagt Helmschrott.

Disziplin als Grundlage

Ich mache alles ein bisschen familiärer. Aber ohne Disziplin geht es bei aller Leidenschaft für den Beruf nicht.

Katrin Helmschrott

Der nächste Chef war ein Mann. „Von Claudio Funke habe ich viel gelernt, der hat mich aber auch extrem gequält“, sagt Helmschrott. Hierarchien oder Kontrollzwang, wie oft in der Medienwelt üblich, habe sie nie übernehmen wollen, als sie selber an die Spitze kam. „Ich mache alles ein bisschen familiärer. Aber ohne Disziplin geht´s nicht“, sagt sie. Und ohne den Glauben daran, etwas zu schaffen. Selbst, wenn alle anderen sagen: keine Chance.

Mut zu Ideen

Erfolge verbucht sie nicht nur für sich. „Vor allem habe ich ein sehr gutes Team und viel Vertrauen in Menschen“, sagt die Senderchefin. „Vor allem ermutige ich meine Kollegen, ihre eigenen Ideen einzubringen“, sagt sie. Die Einführung des Formats „Hörerhelden“ zum Beispiel, das 2013 auf Sendung ging. Hier geht’s um ganz normale Menschen, die für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet werden.

„Natürlich leben wir in einer Zeit, wo wir auf die Pandemie zurückblicken, auf den Krieg in der Ukraine, den Klimawandel“, sagt Helmschrott. „Aber es gibt auch das ganz normale Leben. Die Sorgen, die uns im Alltag begleiten, die schönen Momente“, so die Radiomacherin.

Denkt sie manchmal ans Aufhören? „Radio ist mein Leben, ich liebe, was ich mache, jeden Tag.“ An den Wochenenden geht’s manchmal in die Datsche in der Uckermark, wo sie schon als Kind gern war. Natur und Stille, Auslauf für Rudi. Ein Ort, an dem das Grundrauschen der Arbeit mal in den Hintergrund tritt.

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