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In alter Schönheit zeigt sich die restaurierte Wagner Orgel im Dom St. Peter und Paul in Brandenburg an der Havel

© picture alliance / dpa / Bernd settnik

Ein Fest zum 300. Geburtstag: Orgel im Brandenburger Dom wird gefeiert

Das Instrument wirkt wie geschaffen für authentische Barockmusik. Sein Erhaltungszustand gilt unter Kennern als „absoluter Glücksfall“

Ein Blitz hat dem Dom zu Brandenburg sein Instrument beschert: 1722 wurde die alte Orgel aus dem 17. Jahrhundert durch einen Blitzeinschlag zerstört. Danach begann der Orgelbaumeister Joachim Wagner (1690-1749) mit dem Bau eines neuen Instruments.

Die Kosten beliefen sich nach Angaben des evangelischen Domstifts auf „2.180 Taler bei freier Logis und Antransport der Werkzeuge und Materialien“. 1723 habe Wagner damals als Jahr der Fertigstellung angegeben. 300 Jahre danach will das Domstift deshalb in diesem Jahr Orgeljubiläum feiern.

„Joachim Wagner war Silbermann-Schüler und der bedeutendste Orgelbauer der Mark Brandenburg“, sagt Domkantor Marcell Fladerer-Armbrecht: „Allein deshalb lohnt es sich schon, 300 Jahre Wagner-Orgel zu feiern.“

Mit der größten noch erhaltenen Wagner-Orgel verfüge der Brandenburger Dom über ein „Klangzeugnis von einem unbeschreiblichen Ausmaß“, betont der Kirchenmusikdirektor der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Wer authentische Barockmusik hören wolle, sei in dem gotischen Bauwerk „goldrichtig“, sagt der Organist.

Ein Orgelbauer mit ganz eigenem Stil

Der Orgelbauer solle zudem auch außerhalb der Musikszene bekannter gemacht werden, sagt Fladerer-Armbrecht: „Wenn man von der Wagner-Orgel spricht, denken ja viele immer noch, dass man da besonders gut Richard Wagner drauf spielen kann.“

Joachim Wagner habe als Meistergeselle von Gottfried Silbermann (1683-1753) gearbeitet, dessen strahlendes Klangideal aus Sachsen in die Mark Brandenburg mitgenommen und seinen ganz eigenen Stil entwickelt, betont der Kirchenmusiker.

In alter Schönheit: der restaurierte Dom 2014

© dpa / Bernd settnik

„Wenn man die Orgel im Dom hört, ist man begeistert von diesen ganz warmen, farbigen Klängen“, erzählt der Domkantor: „Andererseits gibt es so ein richtig derbes märkisches Plenum, einen vollen Klang, der einen wirklich ganz in den Bann zieht.“

Ein Instrument wie gemacht für Bachs Werke

Werke von Johann Sebastian Bach (1685-1750) ließen sich auf der Orgel besonders gut originalgetreu spielen, erzählt Fladerer-Armbrecht: „Aber was auch ganz herrlich klingt, ist ganz moderne Musik.“ Auch Klänge, die als atonal oder schief beschrieben würden, passten auf dem Instrument gut in den Dom.

Rund 50 Orgeln umfasste einst das Schaffen Joachim Wagners. Viele davon sind Bränden, Umbauten, mangelnder Pflege und dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. Sein Meisterstück fertigte er für die Berliner Marienkirche an. Doch die Orgel im Dom St. Peter und Paul in Brandenburg an der Havel gilt als größtes und bedeutendstes der 15 erhaltenen Instrumente des Orgelbauers.

Die Dominsel in Brandenburg an der Havel mit dem Dom St. Peter und Paul.

© euroluftbild, BSF Swissphoto

Die Begutachtung nach Abschluss des Orgelbaus sei im 18. Jahrhundert „zur vollsten Zufriedenheit“ verlaufen, heißt es beim Domstift. Der Klangreichtum und die Klangschönheit gehörten „ohne Zweifel zum Bedeutendsten, was die Orgelbaugeschichte je hervorgebracht“ habe. 29 der insgesamt 33 Klangfarbenregister seien bis heute im Original erhalten. Dies sei der weitaus größte historische Bestand aller erhaltenen Wagner-Orgeln.

Zwar sei die Disposition, die Gesamtanlage der Orgel, vor allem im 19. Jahrhundert auch geändert worden, heißt es weiter beim Domstift. Manche Stimmen seien dem Zeitgeschmack angepasst oder gar entfernt worden.

Unbeschädigt überstand die Orgel den Krieg

Aus heutiger Sicht sei es jedoch „ein absoluter Glücksfall“, dass auf größere Veränderungen oder einen Neubau stets verzichtet wurde, weil das Geld dafür fehlte. Zudem sei bereits im Ersten Weltkrieg erkannt worden, was für ein historischer Schatz die Orgel sei. Das Einschmelzen der Orgelpfeifen zu Kriegszwecken habe deshalb verhindert werden können.

Bei der Restaurierung von 1997 bis 1999 sei die Wagner-Orgel im Dom mit ihren mehr als 2.000 Pfeifen dann vorbildlich in den Originalzustand zurückgesetzt worden, betont das Domstift. Das Festprogramm zum Jubiläum läuft vom 22. Juni bis zum 3. September.

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