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Brandenburg: Glanz braucht Geld

ClausDieter Steyer will gerne Eintrittskarten für Sanssouci und andere königliche Parks bezahlen ANGEMARKT Die preußischen Könige hätten von ihren Untertanen niemals einen Obolus für einen Spaziergang durch die Parks verlangt. Auch die Kaiser sperrten die Tore für das einfache Volk nicht zu.

ClausDieter Steyer will gerne Eintrittskarten für Sanssouci und andere königliche Parks bezahlen

ANGEMARKT

Die preußischen Könige hätten von ihren Untertanen niemals einen Obolus für einen Spaziergang durch die Parks verlangt. Auch die Kaiser sperrten die Tore für das einfache Volk nicht zu. Selbst in der Weltwirtschaftskrise und auch während der Herrschaft jeweils nur einer einzigen Staatspartei wäre niemand auf die Idee gekommen, Kassenhäuschen an den Eingängen zum Park Sanssouci, Charlottenburg oder zum Neuen Garten aufzustellen. Dabei hätte man es am ehesten noch der stets klammen DDR zugetraut, bei den zahlreichen West-Besuchern in Potsdam abzukassieren. Doch auch sie brach nicht mit dem Tabu. In allen preußischen Parks und Gärten konnte jedermann ohne Eintritt nach Herzenslust wandeln.

Nun aber ist es nach rund 300 Jahren möglicherweise mit dem Tabu vorbei. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten denkt über Eintritt nach. In einer Zeit, in der ohnehin alles teurer wird, fällt es offenbar leicht, mit einer uralten Tradition zu brechen.

Aber die Schlösser-Stiftung will natürlich nicht einfach auf den Zug der Teuerung springen. Hinter ihrer Überlegung stehen ernst zu nehmende Zwänge. Denn die Ausgaben für die Erhaltung der königlichen Hinterlassenschaften steigen ständig. Das liegt auch an so manchem Pfusch am Bau während der Entstehungszeit der Gebäude. So verlangt beispielsweise der berühmte Grottensaal im Neuen Palais viel Aufwand, weil König Friedrich II. um 1766 eine Billigversion in der Ausgestaltung der Wände mit Kristallen durchsetzte. 5000 Euro kostet allein die Notoperation zum Stopp des weiteren Salzfraßes. Eine komplette Sanierung wird leicht das Zehnfache der Summe kosten.

Noch viel mehr verlangt die alljährliche Pflege des Parks Sanssouci. 868 000 Euro müssen die drei Geldgeber der Stiftung – Berlin, Brandenburg und der Bund – dafür ausgeben. Glienicke verschlingt 55 000 Euro. Unter dem Strich verwaltet die Stiftung 30,7 Millionen Euro Steuergelder, wobei Brandenburg bedeutend mehr als Berlin zur Verfügung stellt. Insgesamt hat die Stiftung 150 historische Bauten, 700 Hektar Gartenanlagen und 26 Museumsschlösser zu verwalten. Für die Übernahme weiterer Gebäude wie das akut gefährdete Schloss Schönhausen in Berlin fehlt das Geld. Da sind Überlegungen zu höheren Einnahmen durchaus gerechtfertigt.

Der Widerstand gegen einen Eintritt von vielleicht zwei oder drei Euro würde sich in Grenzen halten. Es genügt der Hinweis auf die Potsdamer Schlössernacht. Innerhalb weniger Tage waren alle 32 000 zur Verfügung stehenden Karten zum Preis von über 20 Euro verkauft. Die Menschen sind also durchaus bereit, für das Erlebnis der Schlösser und Gärten Geld auszugeben.

Mit Eintrittsgeldern stünde die Schlösserstiftung nicht allein. So sind die berühmten Gärten von Versailles neuerdings auch nicht mehr kostenlos zu genießen. In der Sommersaison kostet der Eintritt hier immerhin sechs Euro. Außerdem würde die Absperrung der Parks höchstwahrscheinlich das Ausmaß des Vandalismus mindern. Im Vorjahr gab man immerhin 138 000 Euro aus, um Schäden zu beseitigen. So wäre der Bau von Kassenhäuschen vor den königlichen Parks zwar ein Novum in deren Geschichte, aber in der heutigen Situation sind Tickets für Sanssouci wohl unumgänglich.

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