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Lausitz-Universität: Jonglieren mit der Uni-Finanznot

Das Beispiel BTU: Die Finanzierung der Lausitzer Universität stagniert – alles läuft auf eine Verringerung der Beträge hinaus.

Cottbus - Nirgendwo sonst sind die öffentlichen Finanzströme so schwer nachvollziehbar wie bei der Hochschulfinanzierung. Was sich das Land wirklich leistet und mit welchen Mittel es sich in diesem Bereich tatsächlich engagiert, wird wesentlich die zukünftige Wissenschaftsstruktur bestimmen. Beispielhaft dafür ist die Brandenburgische Technische Universität (BTU) in Cottbus.

Die harten Fakten sind relativ einfach zu verstehen. Demnach hat sich das vom Land bereitgestellte Budget für die BTU seit 2008 noch nicht einmal um 2 Prozent erhöht. In der gleichen Zeit verzeichnete der Landeszuschuss für alle Hochschulen allerdings eine Steigerung um fast zehn Prozent. Entsprechend sank der Cottbuser Anteil von 22,4 Prozent im Jahr 2008 auf noch 20,2 in dem laufenden Haushaltsjahr. Ob es dabei bleiben wird, ist aus vielen Gründen unklar. Denn die Finanzplanung für die Jahre ab 2013 ist noch unter Verschluss – zumindest was die Details betrifft. Klar sind bislang lediglich die Eckwerte in der Finanzplanung. Und danach läuft alles auf ein weiteres Abschmelzen der Beträge für die Lausitzer Universität hinaus. Denn diese Eckwerte, die im Wesentlichen die Zahlen von 2012 bis 2015 festschreiben, lassen keinen Spielraum für die landeseigenen Hochschulen. Das Plus von knapp 20 Millionen oder etwa drei Prozent deckt noch nicht einmal die bislang schon bekannten zusätzlichen Verpflichtungen wie beispielsweise die wachsenden Pensionslasten ab. Völlig unklar ist derzeit auch, wie die deutliche Erhöhung der Gehälter der Landesbediensteten finanziert werden wird. Die Finanznot der parteilosen Wissenschaftsministerin Sabine Kunst ist also das Fundament aller Planungen der zukünftigen Hochschulstruktur.

Es ist selbst für Fachleute außerordentlich schwierig, die genauen Zahlen für die Landeszuschüsse an die einzelnen Hochschulen des Landes und an die sonstigen wissenschaftlichen Einrichtungen zu ermitteln. Die Zahlen, die hier für die BTU zugrunde gelegt werden, basieren auf Rechnungen aus der BTU selbst. Dort hat 2007 die Inhaberin des Lehrstuhls für Organisation, Personalmanagement und Unternehmensführung, die Professorin Christiane Hipp, zusammen mit der Betriebswirtin Doreen Schwarz in einem wissenschaftlichen Aufsatz von immerhin zehn Seiten die komplexe Materie zu erklären versucht. Das Finanzierungsmodell stammt aus der Zeit der Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU). Das Geld, das eine Hochschule in Brandenburg erhält, wird von neun Faktoren bestimmt, die ihrerseits wiederum das Ergebnis komplizierter Berechnungen sind. Der letztlich bedeutsamste Faktor ist dabei die Zahl der Studierenden, und der war auch ausschlaggebend dafür, dass sich der BTU-Anteil an der Gesamtsumme der Hochschulgelder in den letzten Jahren spürbar verringerte. Denn mit dieser Konzentration auf die Attraktivität des Studienortes werden die Einrichtungen von vornherein begünstigt, die bessere Ausweichstandorte für Studienwillige in Berlin sind – vor allem natürlich Potsdam, das vergleichsweise die wenigsten Landeskinder ausbildet. Denn dort ist fast jeder dritte Student aus Berlin – in Cottbus sind dies noch nicht einmal zehn Prozent. Die besondere Problematik der Berlin-fernen Forschung und vor allem Lehre findet bislang keine Berücksichtigung, es gibt keinen Bonus für Hochschulen, die sich vor allem um Brandenburger bemühen. Wichtiger erscheinen bislang der Landespolitik Indikatoren wie beispielsweise der Frauenanteil unter den Lehrenden oder die Zahl der Promotionen. Auch bei den in diesem Jahr verordneten globalen Kürzungen, die fast fünf Prozent des BTU-Budgets ausmachen, gibt es keinen Bonus für die Einrichtungen außerhalb des Berliner Speckgürtels.

Aus der Sicht der Lausitz ist allerdings nicht nur der eigene Anteil an der Gesamtförderung der Hochschullandschaft von Bedeutung. Bei dem bescheidenen Anstieg, den die Finanzplanung für das Wissenschaftsressort vorsieht, geht der größte Teil des Zuwachses in die Förderung der wissenschaftlichen Einrichtungen, die gemeinsam mit dem Bund finanziert werden. Dies sind beispielsweise die Max-Planck-Institute. Die aber liegen fast ausnahmslos in oder rund um die Landeshauptstadt Potsdam herum.

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