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Helfer. Die Bundeswehr will auch in Zukunft bei Katastrophen – wie hier beim Oderhochwasser 1997 – bereitstehen.

© Kay Nietfeld/dpa

Brandenburg: „Marsch, marsch!“ im Ehrenamt

Die Bundeswehr will für Katastrophenhilfe eine Reservisteneinheit aufstellen

Potsdam - Oberst Peter Arendt ist von der ersten Reaktion auf die Pläne zur Bildung einer neuen Reserve positiv überrascht. Der Chef des Landeskommandos Brandenburg hatte in den letzten Tagen über 150 ehemalige Bundeswehroffiziere im ganzen Land angeschrieben, die eventuell als Kommandeure für die neuen Einheiten infrage kommen könnten. „Es gab erstaunlich viele Rückmeldungen“, sagt Arendt. Offenbar werde der Appell von Verteidigungsminister Thomas de Maizière zum ehrenamtlichen Einsatz in der Heimat gut verstanden. Damit hatte Arendt zunächst gar nicht gerechnet, als die Pläne bekannt wurden, mit denen das Ministerium die Lücken im Katastrophenschutz füllen will, die durch die Verkleinerung der Bundeswehr entstehen. In Brandenburg soll eine Kompanie mit etwa 120 Reservisten gebildet werden, die gegebenenfalls alarmiert und eingesetzt werden kann. Insgesamt 25 solcher Einheiten will die Bundeswehr bundesweit aufstellen und dann im Notfall auch über die Grenzen der Bundesländer hinweg mobilisieren.

Im Gegensatz zu den alten Bundesländern sind in Brandenburg nur relativ wenige frühere Bundeswehrangehörige in Reservistenvereinigungen. Aber von den etwa 51 000 Landeskindern, die schon einmal bei der Bundeswehr gedient hatten, haben sich immerhin gut 15 000 als mögliche Reservisten registrieren lassen. Auf dieses Potenzial will Arendt jetzt zurückgreifen. Und wenn insgesamt die Bereitschaft genau so groß ist wie bei den angeschriebenen Offizieren, könnte, so Arendt, auch über die Bildung einer weiteren, zusammen mit Berlin aufgestellten Einheit nachgedacht werden. Für die Brandenburger soll jetzt das Logistikbataillon 172 in Beelitz eine Art Patenverband werden. Dort steht dann die Ausrüstung bereit, falls die Reserveeinheit ausrücken muss.

Arendt wird jetzt die Landesregierung über die Details der Bundeswehrplanung unterrichten. Innenminister Dietmar Woidke (SPD) hatte in den letzten Monaten zusammen mit seinen Kollegen aus den anderen Bundesländern immer wieder erklärt, dass die Soldaten unverzichtbar sind für einen effektiven Katastrophenschutz. Er hatte damit auf die Maßnahmen zur Reform der Bundeswehr, die einen drastischen Abbau der Personalstärken und die Schließung von vielen Standorten vorsehen, reagiert. In Brandenburg selbst fällt dieser Rückbau der Streitkräfte eher bescheiden aus. Etwa 1400 der bislang 8800 Dienstposten werden gestrichen. Aber gerade die für Notfälle wichtigen Einheiten wie beispielsweise der Fliegerhorst in Holzdorf (Elbe-Elster) bleiben erhalten. Es dürfe allerdings keiner erwarten, dass wie in der Vergangenheit, etwa beim Oderhochwasser 1997, die schnelle Mobilisierung von mehreren Zehntausend Soldaten möglich sei, sagte Arendt. Aber inzwischen seien die zivilen Stellen auch wesentlich besser für solche Ereignisse gerüstet. Johann Legner

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