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In Brandenburg ist die Lohnlücke vergleichsweise gering.

© dpa picture alliance/Robert Haas

Mülleimer runterbringen reicht nicht: Brandenburgs Frauenministerin Nonnemacher richtet Appell an die Männer

Im Land ist die Lohnlücke zwar kleiner als im Bund. Dennoch gibt es in der Mark laut der Grünen-Politikerin noch einiges zu tun.

In Brandenburg ist die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern erheblich kleiner als im Bundesdurchschnitt. Wie das Amt für Statistik am Montag mitteilte, erhielten Frauen in Brandenburg mit einem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von 18,58 Euro rund sechs Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen (19,71 Euro). In Berlin sind es zehn Prozent.

Im Bundesschnitt 18 Prozent. Vollzeitbeschäftigte Frauen in der Mark erhalten laut Statistikamt mit durchschnittlich 19,97 EUR sogar nur ein Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Doch auch in der Mark gebe es noch viel zu tun, mahnte Brandenburgs Frauenministerin und Vize-Ministerpräsidentin Ursula Nonnemacher (Grüne) gegenüber den PNN.

Brandenburgs Frauenministerin und Vize-Ministerpräsidentin Ursula Nonnemacher (Grüne) ist von dem Ergebnis der Untersuchung nicht überrascht.
Brandenburgs Frauenministerin und Vize-Ministerpräsidentin Ursula Nonnemacher (Grüne) ist von dem Ergebnis der Untersuchung nicht überrascht.

© Ottmar Winter

„Wir müssen die Erwerbs- und Sorgearbeit gleichberechtigt verteilen. Nötig ist gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in der Arbeitswelt und gleichberechtigte Teilhabe bei der Bewältigung von Kindererziehung, Haushalt und Pflege - also halbe, halbe überall.“ Das bessere Abschneiden bei Frauengehältern im Land ist nach ihren Worten nicht überraschend, sondern schon lange zu beobachten. Es habe mit der traditionell stärkeren Erwerbstätigkeit in ganz Ostdeutschland zu tun hat, wo viele Frauen zu DDR-Zeiten berufstätig waren.

„Mütter geben es an ihre Töchter weiter, dass es gut ist, erwerbstätig zu sein, während im Westdeutschland das unselige Relikt von der Frau am Herd noch eher verbreitet ist“, sagte Nonnemacher - und nutzte dies auch zu einem Apell an die Männer, die Hälfte der Sorgearbeit in Familie, Haushalt und Pflege zu übernehmen. Es reiche nicht aus, „wenn der Mann den Mülleimer runterbringt oder am Wochenende die Legoeisenbahn aufräumt“, so die Ministerin.

Nonnemacher fordert mehr Männerteilhabe an Sorgearbeit

Und bei akademischen Berufen gebe es auch in Brandenburg bei Frauen eine unangebrachte Bescheidenheit, wenn um Gehälter verhandelt werde, sagte Nonnemacher: „Männer hauen da eher auf die Pauke, auch unabhängig von ihrer tatsächlichen Qualifikation.“

Und auch in Brandenburg gibt es weiter Verdienstunterschiede zwischen den Geschlechtern, die größten in der Altersgruppe der 45- bis 49-jährigen Beschäftigen. Dort erhielten Frauen in Brandenburg 15 Prozent weniger Lohn als Männer. Die alten Bundesländer mit Berlin wiesen den Angaben zufolge 2022 eine Lohnlücke von 19 Prozent auf. In Ostdeutschland fiel die Lohnlücke mit sieben Prozent insgesamt deutlich geringer aus. Allerdings ist die Verdienstkluft zwischen den Geschlechtern laut Statistischem Bundesamt auch in Deutschland über die Jahre inzwischen rückläufig. Im Jahr 2006 hatte das Gefälle noch 23 Prozent betragen.

Knapp zwei Drittel der erkannten Lohnlücke erklärt das Statistikamt mit höheren Teilzeitquoten und geringeren Gehältern in einigen frauentypischen Berufen. Es bleibt eine bereinigte Lücke (bereinigter Gender Pay Gap) von rund 7 Prozent des Brutto-Stundenlohns ohne eindeutige Erklärung. Teilzeitbeschäftige Frauen hätten hingegen in Berlin mit 21,94 Euro drei Prozent mehr im Portemonnaie gehabt als Männer. In Brandenburg hätten teilzeitbeschäftigte Frauen rund zehn Prozent weniger verdient als Männer.

Erhebliche Verdienstunterschiede seien zugleich in den verschiedenen Altersgruppen verzeichnet worden, hieß es. So hätten Frauen unter 25 Jahren im Schnitt mit 12,66 Euro in Berlin und 11,43 Euro in Brandenburg mehr verdient als ihre männlichen Kollegen, die 11,98 Euro beziehungsweise 11,09 Euro erhalten hätten. (mit epd)

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