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Leben im Kloster. Der Erzbischof der Berliner Diözese, Feofan Galinskij (M), leitete am Freitag einen Gottesdienst mit Gläubigen im russisch-orthodoxen Kloster in Götschendorf. Die ersten drei von künftig 30 Mönchen lassen sich in der Anlage nieder.

© Patrick Pleul/dpa

Von Anja Sokolow: Orthodoxes Kreuz über der Uckermark Götschendorf könnte demnächst eine größere Rolle für die deutsch-russischen Beziehungen spielen

Götschendorf - Über Götschendorf in der Uckermark ragt demnächst ein russisch-orthodoxes Kreuz in den Himmel. In 27 Metern Höhe soll es den Zwiebelturm der romanischen Kirche zieren.

Götschendorf - Über Götschendorf in der Uckermark ragt demnächst ein russisch-orthodoxes Kreuz in den Himmel. In 27 Metern Höhe soll es den Zwiebelturm der romanischen Kirche zieren. Der Grundstein ist gelegt. Das dazu gehörende Wohnhaus für Mönche und das künftige Klosterhotel stehen schon. Am Freitag wurden die Klostergebäude geweiht. 30 Ordensmänner sollen im ehemaligen Dienstbotentrakt des Schlosses leben und die benachbarten Felder bewirtschaften.

Der 200-Seelen-Ort zwischen Templin und Angermünde hat nur etwa 20 Christen und keine evangelische Kirche. Doch dafür steht hier nun das eigenen Angaben zufolge erste russisch-orthodoxe Kloster des Moskauer Patriarchats in Westeuropa. Gläubige aus ganz Europa sollen künftig in das Dorf am Kölpiner See pilgern. Und Atheisten sollen hier das Klosterleben kennen lernen. Gläubige aus einigen der 60 russisch-orthodoxen Gemeinden in Deutschland und selbst aus Kaliningrad waren am Freitag gekommen, um den feierlichen Gottesdienst mit Erzbischof Feofan Galinskij aus Berlin und die anschließende Weihe mitzuerleben.

Die Idee, ausgerechnet im protestantisch geprägten Brandenburg ein orthodoxes Kloster zu eröffnen, hatte der Katholik und Russland-Liebhaber Norbert Kuchinke. Ab 1973 arbeitete der Journalist für deutsche Magazine in Moskau. Er schrieb Bücher und drehte Filme über die russisch-orthodoxe Kirche. Und er brachte Schallplatten mit liturgischen Gesängen nach Deutschland. Seit einigen Jahren arbeitet Kuchinke gemeinsam mit dem heutigen Patriarch von Moskau, Kyrill I., am Kloster-Projekt.

Es sei wichtig, die deutsch-russischen Beziehungen zu pflegen, sagt Kuchinke. n Götschendorf will er eine „Nahtstelle zwischen westlichen und orthodoxen Religionen“ schaffen.„Hier sind nicht nur orthodoxe, sondern auch evangelische und katholische Mitbrüder herzlich willkommen“, ergänzt der in Riga geborene, deutschstämmige Klosterabt Daniel Irbits, der zunächst mit zwei Mönchen die Vorhut bildet. „Wir erwarten außerdem drei weitere Mönche aus der Ukraine und einen aus Sankt Petersburg“, sagt der 35-Jährige.

Im Schloss, das jahrelang leer stand und jetzt aufwändig vom Schwamm befreit wurde, entstehen ein Klosterhotel, ein Ikonenmuseum, Tagungsräume und ein russisches Restaurant. Doch es bleibt noch viel Arbeit. Das Einzige, was bisher an ein Kloster erinnert, ist der kleine Kirchenraum im Schloss. Kuchinke hofft, dass Ende 2012 die Arbeiten abgeschlossen sind.

Eigentlich hätten schon 2008 erste Mönche einziehen sollen. Doch die Wirtschaftskrise machte dem Hauptsponsor, einem russischen Stahlhersteller, einen Strich durch die Rechnung. Nun sucht Kuchinke nach weiteren Geldgebern. Das acht Hektar große, ehemals landeseigene Areal kostete nur einen symbolischen Euro. Doch die Gesamtkosten belaufen sich nach den Angaben auf etwa sechs bis sieben Millionen Euro. „1,5 Millionen haben wir schon investiert, unter anderem in Heizung, Wasser- und Stromleitungen«, erklärt er.

Bei den Uckermärkern hat Kuchinke eigenen Worten zufolge vor Jahren gründlich mit der Überzeugungsarbeit angefangen. Er sprach mit Bürgermeistern, Pfarrern und Dorfbewohnern über seine Idee. Auch der Templiner katholische Pfarrer Thomas Höhle freut sich. „Ich hoffe, dass das Kloster ausstrahlt, Leute anspricht und neue Impulse für den Glauben gibt“, sagt der 51-Jährige. Er selbst zwölf Jahre lang in katholischen Gemeinden in Sibirien gearbeitet.

Etwas zurückhaltender ist Natascha Kreller, Kirchenälteste der russisch-orthodoxen Gemeinde in Rostock. Das Kloster liege sehr weit weg von den Gemeinden. „Außerdem ist es eigentlich üblich, dass sich Mönche einen Ort für ein Kloster und nicht ein Kloster Mönche sucht.“

www.georg-kloster.de

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