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VORZEITIGE NEUWAHL Die Konsequenzen für Brandenburg und Berlin: Personalpoker für den Bundestag

Brandenburgs große Parteien setzen auf bekannte Namen / Viele Gespräche hinter den Kulissen

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VORZEITIGE NEUWAHL Die Konsequenzen für Brandenburg und BerlinBrandenburgs große Parteien setzen auf bekannte Namen / Viele Gespräche hinter den Kulissen Von Michael Mara und Thorsten Metzner Potsdam - Kaum dass die Nachricht über vorgezogene Bundestagswahlen bekannt geworden ist, beginnt in den Parteien der Personal-Poker. Gegenüber der letzten Bundestagswahl gibt es statt 12 nur zehn Wahlkreise – aber mehr Bewerber, was in den Parteien sofort für Gerangel sorgt. Gestern tagten bei den drei großen Parteien unterschiedlichste Gremien und Zirkel, um die Marschroute zu beraten. Die Zeit drängt: „Was wir sonst bis zum Herbst geklärt hätten, muss binnen einer Woche passieren“, sagt ein Parteimanager. Bei der CDU wird von den derzeit vier Bundestagsabgeordneten nach derzeitigem Stand nur Rainer Eppelmann, der einstige DDR-Bürgerrechtler, definitiv nicht mehr antreten. Aus persönlichen Gründen, wie er erklärt hat. In der CDU ist man darüber nicht traurig. Die Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche, die 2002 schon dem Schattenkabinett von Edmund Stoiber angehörte, wird in jedem Fall wieder kandidieren. In der Union heißt es, sie habe bei einem Wahlsieg sogar Chancen, Bundesfamilienministerin zu werden. „Sie ist eine Vertraute von Angela Merkel.“ Als sicher gilt, dass Michael Stübgen, der Landesgruppenchef aus der Lausitz, und die Anwältin Andrea Vosshoff wieder antreten. Im bisherigen Eppelmann-Wahlkreis Barnim-Oderland will der dortige Kreischef und frühere Landesschatzmeister Dierk Homeyer ins Rennen gehen. Sein Kreisverband hat ihn bereits vorgeschlagen. Die Chancen, diesen als PDS-Hochburg geltenden Wahlkreis direkt zu holen, sind allerdings eher gering. Homeyer bräuchte also einen guten Listenplatz. In seinem Kreisverband heißt es, man warte „auf ein Signal von Schönbohm“. Mit ihm hatte sich Homeyer nach der Landtagswahl wegen dessen Personalpolitik bei der Regierungsbildung überworfen. Die spannendste Personalie bei der SPD: Der frühere Parteichef und langjährige Minister Steffen Reiche will in den Bundestag. „Ich bin bereit“, sagte Reiche gestern den PNN. Der SPD-Landeschef und Ministerpräsident Matthias Platzeck betonte, er stehe dieser Kandidatur „positiv gegenüber“. Weil Platzeck nach der Landtagswahl Reiche nicht mehr in sein Kabinett holte, war das Verhältnis zwischen beiden gestört. Donnerstagabend führten sie jedoch ein Friedensgespräch und verabredeten, dass Reiches Kandidatur „sinnvoll“ ist. Allerdings ist bislang unklar, in welchem Wahlkreis Reiche antritt. Nach PNN-Recherchen gibt es in der SPD-Bundestagsgruppe Vorbehalte gegen seine Kandidatur. Eine Kampfkandidatur zeichnet sich zwischen der früheren Juso-Landeschefin Katrin Molkentin, die in den Bundestag drängt, und dem blass gebliebenen Bundestagsabgeordneten Ernst Bahr aus Neuruppin ab. Die PDS wird auf Gregor Gysi verzichten müssen. Die Brandenburger hatten zwar lange gehofft, den prominenten Sozialisten für eine Kandidatur in der PDS-Hochburg Barnim/Märkisch-Oderland gewinnen zu können. Doch sähe ihn der Bundesvorsitzende Lothar Bisky lieber auf der Berliner Bühne. Fest steht jedoch, dass PDS-Bundesgeschäftsführer Rolf Kutzmutz über Parteigrenzen hinweg in Potsdam angesehen – in der Landeshauptstadt antreten wird. 1993 wäre der „rote Rolf“ beinahe Oberbürgermeister in Potsdam geworden, was damals bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Und möglicherweise wird die PDS, für die der Wiedereinzug in den Bundestag als echte Existenzfrage gilt, noch einen echten Coup starten: PDS-Insider schließen nicht aus, dass die populäre Fraktionsvorsitzende und Vize-Bundesvorsitzende Dagmar Enkelmann in den Ring geht: Enkelmann hatte bereits bei der Landtagswahl die PDS zur zweitstärksten Kraft im Land gemacht. „Ihre Kandidatur würde unterstreichen, wie wichtig diese Wahl für die PDS ist“, so ein Genosse. Und: Enkelmann hat Bundestags-Erfahrung: Sie gehörte ihm schon zwischen 1990 und 1998 an und wurde sogar zur „Miss Bundestag“ gekürt. Auch der derzeitige Landtagsabgeordnete Wolfgang Gehrke, der schon einmal dem Bundestag angehörte, dürfte dem Vernehmen nach eine Rückkehr in die Bundespolitik anstreben.

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