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Brandenburg: Sieben Bomben zu viel

Beim Explosionsunglück von Lübben lagerten neun Sprengkörper im Arbeitsbunker – erlaubt waren zwei

Lübben. Zum Zeitpunkt des Explosionsunglücks von Lübben lagerten in dem Arbeitsbunker deutlich mehr Sprengkörper, als erlaubt. Wie der Tagesspiegel aus Ermittlerkreisen erfuhr, befanden sich in dem Gebäude neun Bomben mit jeweils mehr als 100 Kilo Sprengstoff. Erlaubt sind höchstens zwei. Bei der Detonation in der Munitionsentsorgungsfirma „Spreewerk“ kamen am 12. November vier 26 bis 59 Jahre alte Arbeiter ums Leben.

Die Bomben stammten aus Beständen der taiwanesischen Armee. Zugleich soll sich am Tag des Unglücks eine Delegation aus Taiwan im Spreewerk aufgehalten haben, um sich zu informieren, wie das Unternehmen diese Bomben unschädlich macht. SpreewerkGeschäftsführer Gert von Wickede wollte diesen Besuch allerdings nicht bestätigen: Was seine Kundschaft betreffe, lege das Unternehmen großen Wert auf Diskretion.

Wie viele der neun Bomben bei dem Unglück explodierten, ist noch unklar. Aufschluss soll eine chemische Analyse geben, auf deren Ergebnis die Staatsanwaltschaft weiterhin wartet. Sollten alle neun Sprengkörper auf einen Schlag hochgegangen sein, könnte dies die ungeheure Wucht der Detonation erklären: Von dem teilweise unter der Erde liegenden Bunker mit bis zu vier Meter dicken Stahlbetonmauern blieben nur Trümmer, im weiten Umkreis wurden von der Druckwelle Bäume umgemäht.

Unbekannt ist auch zwei Monate nach dem Unglück, was die Explosion überhaupt auslöste. Nach Tagesspiegel-Informationen hatten zwei Arbeiter in dem Bunker zunächst eine der Bomben zur Demontage in eine Haltevorrichtung gespannt. Aus einem Abstand von rund 115 Metern entfernten sie dann ferngesteuert die Bodenplatte der Bombe. Dies habe auch reibungslos geklappt, sagte Spreewerk-Geschäftsführer Wickede. Zur Explosion kam es offenbar erst, als die beiden Beschäftigten in den Bunker zurückkehrten, um den nächsten Arbeitsgang vorzubereiten: Der Sprengstoff, der sich ab etwa 80 Grad verflüssige, sollte in einem Wärmebad aus der Bombenhülle ausgeschmolzen werden.

Am Besuch der taiwanesischen Delegation hat es vermutlich auch gelegen, dass mehr als die beiden direkt an den Arbeiten beteiligten Männer ums Leben kamen: Nach Tagesspiegel-Informationen soll einer Verunglückten mit Schönheitsreparaturen am Bunker beschäftigt gewesen sein. Er habe Roststellen an Metallteilen übermalt. Was dagegen der vierte Mann am Bunker zu suchen hatte, ist weiter unbekannt. weso

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