zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Ein Festplatz

Im Gespräch mit Gottfried Böhm, Architekt des neuen Hans Otto Theaters am Schiffbauerdamm

Gottfried Böhm wurde 1920 in Offenbach geboren. Er lebt und arbeitet als Architekt in Köln. 1986 bekam er den Pritzker-Preis, der als der Nobelpreis der Architektur gilt. Der Neubau des Potsdamer Hans Otto Theaters ist Böhms dritter Theaterbau.

Herr Böhm, ihre Werkliste reicht vom Parkhaus bis zur Wallfahrtskirche. Ist ein Theaterbau für Sie noch etwas Besonderes?

Ein Theater muss einen besonderen Anblick bieten, es muss zeigen, dass es auf eine öffentliche Nutzung wartet, eine schöne öffentliche Nutzung.

Werner Kallmorgen, ein anderer Theaterarchitekt, hat vor 50 Jahren gesagt, die neuen Theater erkenne man bloß noch am Bühnenturm und der Vorfahrt für die Autos. Woran erkennt man ein neues Theater heute?

Mir ist wichtig, dass es neugierig macht. Das wäre schon was, wenn man neugierig wird darauf, was darinnen passiert.

Wie Ihre Theaterbauten in Bergisch-Gladbach und Itzehoe kann auch das Haus in Potsdam aufgrund eines variablen Raumkonzeptes für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden, Konzerte, Empfänge, Bälle.

Das Haus in Potsdam war zuerst nur für Theater gedacht. Wir haben es dann kurz vor Baubeginn erweitert für die anderen Zwecke – auf Wunsch des Bauherrn, also der Stadt. Aber mir war das sehr recht, denn so wurde aus dem Theater ein Raum mit verschiedenen Möglichkeiten, ein Festplatz geradezu, ein öffentlicher Platz für die Stadt – an dem man auch Theater spielen kann.

Der Giebel des 1796 erbauten Potsdamer Hoftheaters trug die Inschrift „Dem Vergnügen der Einwohner“. Wenn Ihr Theater einen Giebel hätte, was würde da stehen?

Sicher gar nichts. Aber wenn Sie meinen, was man vom Theater erwartet, dann weiß ich nicht, ob Vergnügen der treffendste Ausdruck ist. Das Theatererlebnis müsste auch etwas Erhebendes haben. Natürlich, es soll auch Vergnügen machen, aber zugleich muss das Theater uns erschüttern können. Und vielleicht ist es der Ort, wo wir heute zur Besinnung kommen.

Sie müssen mit Baukosten von 25 Millionen Euro auskommen. Der 2003 eröffnete Neubau in Erfurt, einer anderen ostdeutschen Landeshauptstadt, war mehr als doppelt so teuer. Hätten Sie mit mehr Geld anders gebaut?

Sehr viel anders hätte ich es nicht gemacht. Etwas besser vielleicht in der Ausstattung, in den Materialien. Aber das ist ja bei allen meinen Bauten so, dass sie nicht unbescheiden sind. Es macht natürlich viel Mühe, ein Haus so kostengünstig hinzukriegen, da wünscht man sich schon manchmal, man hätte mehr zur Verfügung.

Wie wichtig ist es für Sie, dass Ihr Theater Teil des sogenannten integrierten Kulturstandortes sein wird?

Dass die Halbinsel so ein Kulturschwerpunkt wird, war ja schon zu Platzecks Zeiten so geplant. Aber vieles von dem, was den Standort jetzt ausmacht, ist später hinzugekommen, also nach dem Theater. Aber es ist schön, dass das Haus jetzt in so einem Zusammenhang steht.

Herr Böhm, das schon erwähnte Hoftheater wurde aufgrund seiner Lage „Kanaloper“ genannt. Den Interimsbau am Alten Markt nennt man „Blechbüchse“. Wollen Sie einen Vorschlag für Ihr Haus machen?

Das müssen andere erfinden. Sowas muss man kommen lassen.

Kommen Sie zur Eröffnung am 22. September?

Natürlich.

Das Interview führte Thilo Reffert

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false