zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Museumsschloss Paretz feiert Geburtstag

Königin Luises idyllische Sommerresidenz – vor zehn Jahren wurde die Sanierung abgeschlossen

Von Katharina Wiechers

Paretz - Ein unbeschwertes Leben auf dem Land war es, wonach sich Friedrich Wilhelm III. und seine Frau Luise sehnten, um den Strapazen des höfischen Lebens in den Preußenresidenzen Potsdam und Charlottenburg zu entkommen. Der Ort Paretz im Havelland, in dem sie 1797 ein Gutshaus kauften und es vom Architekten David Gilly zur Sommerresidenz umbauen ließen, war dafür nahezu ideal: nicht allzu abgelegen, aber dennoch ruhig und von einer malerischen Landschaft umgeben.

Auch nach dem Tod des Königspaares blieb das Gebäude jahrzehntelang erhalten, noch in den 1930er Jahren war Schloss Paretz ein beliebtes Ausflugsziel. Doch zu DDR-Zeiten wurde es ohne Rücksicht auf den Denkmalschutz umgestaltet und zum Bürogebäude umfunktioniert. Nach der Wende galt es als unrettbar. Und dennoch wurde es mit hohem Aufwand und Liebe zum Detail wieder in den Originalzustand versetzt. Am 30. Oktober feiert das Schlossmuseum den zehnten Jahrestag der Wiedereröffnung.

Zu denen, die sich von Anfang an für den Wiederaufbau des Schlosses eingesetzt haben, gehört Matthias Marr, heute Schlossbereichsleiter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.

Das aufwendigste sei die Restaurierung der kunstvoll bemalten Papiertapeten gewesen, sagt er.

Diese stammten aus Berliner Manufakturen und schmückten bis zum Zweiten Weltkrieg die Zimmer in dem Schloss. Ein Teil davon wurde 1947 abgenommen und im Neuen Palais eingelagert – andere fanden Bauarbeiter später bei der Sanierung in Paretz. Zu DDR-Zeiten wurde die Tapete aus dem Arbeitszimmer des Königs offenbar zerkleinert und unter den Lehm im Dachboden des Schlosses gemischt, um die Feuchtigkeit abzuhalten.

Marr zeigt auf einen Glaskasten im Schlossmuseum, in dem ein mit hellem Staub bedecktes Stück Tapete zu sehen ist. „Gottlob ist Lehm ein gutes Konservierungsmittel“, sagt er. Diese Reste und die eingelagerten Rollen nahmen die Restauratoren zum Vorbild und stellten nach historischer Methode die Tapeten wieder her.

So sind heute im original nachempfundenen Arbeitszimmer wieder die Traubenmotive an den Wänden zu sehen, das sogenannte Billard-Zimmer schmücken herbstliche Bordüren mit Ähren und Kornblumen, im Gartensaal vermitteln Palmen und Farne den Eindruck eines tropischen Wintergartens. Auch die Möbel sind teils Originalbestände oder aus den Depots anderer Schlösser zusammengesammelt, sodass der Museumsbesucher sich ein Bild von Friedrich Wilhelms und Luises Sommersitz machen kann.

In einem der Räume befindet sich das gemeinsame Schlafzimmer der beiden – eine Besonderheit, wie Marr erzählt. Da es sich damals bei königlichen Ehen meist um Zweckbeziehungen gehandelt habe, seien auch getrennte Schlafzimmer Usus gewesen. Doch bei Friedrich Wilhelm und Luise seien sich die Historiker einig: Es war tatsächlich Liebe.

Das erklärt auch, warum das Schloss fast 150 Jahre lang nahezu unverändert blieb. Aus Pietät gegenüber der verehrten Luise, die schon mit 34 an einer Lungenkrankheit starb, ließ der Witwer Paretz in dem Zustand, in dem sie es wenige Monate vor ihrem Tod zum letzten Mal sah. Auch seine Nachkommen hielten sich daran. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Trennwände herausgenommen, neue Fenster und Türen eingebaut, die beiden Pappeln, die den Haupteingang schmückten, gefällt.

Anhand von Fotos, Skizzen und Bauplänen versetzten Restauratoren das Schloss ab Ende der 1990er Jahre wieder weitgehend in den Originalzustand. Sie stellten die alte Raumaufteilung wieder her, setzten alte Holzfenster ein und verlegten den Boden wie damals mit unbehandelten Holzdielen. Seit 2001 ist das Schloss endlich wieder als Museum für das Publikum zugänglich. Seitdem können Besucher wieder nachempfinden, warum sich das Paar nach dieser idyllischen Sommerresidenz sehnte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false