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Blick von oben. Das Weinfest zu Füßen des Königlichen Weinberges.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Nippend zwischen Reben

Das 6. Königliche Weinfest lockte am Freitag und Samstag über 2500 Gäste zum Königlichen Weinberg

Vor der malerischen Kulisse des Belvederes am Klausberg sitzen viele Gäste am Fuße der Weinhänge des Königlichen Weinbergs und genießen den schönen Sommertag. Auf Liegen, Stühlen und Decken haben sie es sich im Schatten der Bäume und unter bunten aufgespannten Sonnenschirmen gemütlich gemacht und nippen aus ihren Gläsern Riesling, Grau- oder Spätburgunder. „Es ist so einmalig schön hier“, schwärmt eine Potsdamerin, die an den Hängen sitzend gerade mit ihrem Mann anstößt.

Am Freitag und Samstag fand bereits zum sechsten Mal das Königliche Weinfest auf dem Weinberg in Potsdam statt. Mit über 2500 Gästen waren zum diesjährigen Weinfest mehr Besucher als im vergangenen Jahr gekommen, wie Andreas Kramp, Sprecher des Königlichen Weinbergs, bestätigt. 2016 lockte die Veranstaltung etwa 1800 an die Hänge unweit des Drachenhauses.

Der preußische König Friedrich II. hatte im Jahr 1769 den terrassierten Weinberg am Südhang des Klausberges anlegen lassen, um den Hof mit Wein und Tafelobst versorgen zu können. Seit 2006 wird der Berg von den Berliner Mosaik-Werkstätten für Behinderte für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) bewirtschaftet. Und seit 2011 wird der Weinberg in der Maulbeerallee in Sanssouci rekultiviert.

Neben den eigenen Sorten, dem halbtrockenen Weißwein Phoenix und der Rotweinsorte Regent, präsentierten auf dem Fest 13 Winzer aus fast allen deutschen Anbaugebieten ihre Weine. Auch ein französischer Winzer aus Languedoc ist in diesem Jahr zum ersten Mal dabei. „Selbst bis nach Frankreich hat sich unser Fest herumgesprochen“, erzählt Kramp am Samstag bei der Vorstellung der Winzer mit Weinprinzessin Christina Schneider.

Bei dem reichen Angebot riechen, schmecken und schwenken sich die Gäste durch eine ganze Palette von unterschiedlichsten Weinen. Immer wieder werden die Gläser an die Nase geführt, gegen das Licht gehalten, um die Farbe zu begutachten, genippt und geschlürft, um dann die Aromen langsam über die Zunge rollen zu lassen. Natürlich ist auch viel Humor dabei. „Der Trollinger ist ein treuer Tagesbegleiter“, witzelt Birgit Kurz, Weinerlebnisführerin beim Weingut Golter im Schozachtal, in Württemberg. Wer es sich leisten kann, könne ihn auch durchaus vormittags trinken. „Er ist schön leicht. Man wird nicht müde oder träge davon.“

Der Weinanbau wird von der Familie Golter bereits seit 1743 betrieben. Neben Weinen verkaufen sie auch selbsthergestellten Sekt, Brände, Liköre oder Obstsäfte. „Wir bieten bestimmt um die 60 verschiedene Produkte an“, sagt Kurz. Etwa 20 Hektar werden bewirtschaftet. Die Sorte Trollinger, ein rubinroter, oftmals frisch und fruchtiger Wein, hält Kurz für den Württemberger Wein schlechthin. „Früher war der Trollinger als Saufwein verschrien, einfach weil die Sorte Ertrag ohne Ende gibt. Wir haben entsprechend den Ertrag reduziert. Das hat auch die Qualität in den letzten 30 Jahren gehoben.“ Den Trollinger könne man auch gekühlt trinken. „Er ist für einen Rotwein sehr leicht und kann schön auch bei sommerlichen Temperaturen genossen werden.“ Der heimliche König unter den Württembergischen Weinen soll aber, laut Kurz, der Lemberger sein. Der Rotwein sei sehr wandelbar. „Man kann einen Alltagswein daraus machen oder ihn auch ins Fass legen und eine Bombenqualität kriegen.“

„Ach, der hat aber eine angenehme Restsüße. Schöne Nase, oder?“ Wer keinen ausgezeichneten Gaumen hat und von Wein keine Ahnung, hat es auf dem Fest nicht immer ganz einfach, die Gespräche der Besucher zu verstehen. Ein wenig Abhilfe kann eines der Seminare schaffen, die angeboten werden. Im angenehm kühlen Alten Heizhaus, das einst für Gewächshäuser gebaut wurde, erklärt Weinprinzessin Christina Schneider Rieslinge aus verschiedenen Anbaugebieten. „Wir lieben den Riesling und der Riesling liebt uns“, sagt Schneider zu Beginn. Wie recht sie hat, wird klar, als sich der Raum immer mehr füllt und für die Kostproben mehr Weinflaschen besorgt werden müssen. Schneider kennt sich bestens mit Wein aus. Die ehemalige Fränkische Weinkönigin kommt aus Nordheim in Franken. Ihre Eltern betreiben dort einen Weinanbau. Zurzeit studiert die 22-Jährige Psychologie. Später möchte sie in den Betrieb einsteigen und als Wein- und Kulturbotschafterin den Kundenkontakt mitgestalten, wie sie erzählt.

Wie unterschiedlich die Geschmäcker selbst unter Kennern sind, zeigt sich im Rieslingseminar schnell. Für die einen schmecken die Sorten typisch feinherb und säurehaltig, für andere fehlt die Zitrus- und Stachelbeernote. Nur einem Teilnehmer scheinen alle Sorten zu schmecken. Fröhlich und gut gelaunt ruft er immer wieder „Prost“ in die Runde. Das nächste Königliche Weinfest ist bereits geplant. Vom 13. bis 14. Juli 2018 werden an den Weinhängen wieder Winzer aus ganz Deutschland ihre Weine präsentieren.

Sarah Stoffers

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