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Oberbürgermeisterwahl in Potsdam: Sechs Männer, eine Frau – diese Kandidierenden kämpfen um das Rathaus
Der Wahlkampf um das Potsdamer Rathaus geht langsam in die heiße Phase. Nun steht fest, wer bei der Wahl am 21. September antritt. Die Kandidierenden im Überblick.
Am 21. September findet die Potsdamer Oberbürgermeisterwahl statt. Gesucht wird der Nachfolger des abgewählten Rathauschefs Mike Schubert (SPD). Sechs Kandidaten und eine Kandidatin ließ der Wahlausschuss zur Wahl zu.
Sollte niemand die absolute Mehrheit erreichen, kommt es am 12. Oktober zu einer Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten – die Kandidierenden im Überblick.
Severin Fischer (SPD)
Seit 1990 stellt die SPD den Potsdamer Oberbürgermeister. Nun soll der Berliner Wirtschaftsstaatssekretär Severin Fischer das Rathaus für die Sozialdemokraten sichern. Fischer wurde Anfang Juli als SPD-Kandidat gekürt.

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Er sehe die Bewerbung um das höchste Amt der Stadt als „einmalige Chance“, sagte Fischer zuvor. Der 41-Jährige wolle mit seiner Familie künftig auch gern in Potsdam leben. Um Wahlkampf zu betreiben, habe er Sonderurlaub beantragt. „Ich bin mit meiner Persönlichkeit und mit meinen Erfahrungen die richtige Antwort auf die Herausforderungen“, sagte er im PNN-Interview. „Ich stelle einen Neuanfang dar.“
Fischer arbeitete in den vergangenen Jahren für Franziska Giffey (SPD), die ehemalige Regierende Bürgermeisterin von Berlin. SPD-Mitglied Fischer war von 2018 bis 2021 im Bundesfamilienministerium unter Giffey unter anderem als Chef des Leitungsstabes und Unterabteilungsleiter tätig. Von 2021 bis 2023 war der gebürtige Franke Chef der Berliner Senatskanzlei unter Giffey als Regierender Bürgermeisterin. Seit April 2023 ist er Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe von Berlin.
Fischer wohnt seit 2008 in Berlin und zieht mit seiner Partnerin einen Sohn groß, er engagiert sich ehrenamtlich als Fußballschiedsrichter und war zwei Jahre Chef des SPD-Verbands Neukölln.
Clemens Viehrig (CDU)
Die CDU will mit Clemens Viehrig die SPD-Vorherrschaft in Potsdam brechen. Der 47 Jahre alte Co-Fraktionsvorsitzende sprang ein, weil Willo Göpel seine Kandidatur aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. „Als gebürtiger Potsdamer kenne ich unsere Stadt, ihre Menschen und ihre Herausforderungen. Ich bin kein Ersatz, sondern ein Original von hier – mit einem klaren Plan für die Zukunft unserer Stadt“, sagte Viehrig. Wichtig sei die Konzentration auf das Wesentliche: „Bezahlbares Wohnen, saubere Straßen, gute Schulen, moderne Sportstandorte und eine starke Stadtmitte.“

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Viehrig ist Referatsleiter im brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung und seit 2014 Stadtverordneter. Er gilt als liberalerer Vertreter seiner Partei.
In seiner Bewerbungsrede vor seiner Nominierung verwies der CDU-Kandidat auf seine vielfältigen Erfahrungen bei der Bundeswehr und im Infrastrukturministerium. Er wolle eine neue „Ermöglichungskultur“ im Rathaus schaffen, zum Beispiel Endlos-Projekte wie die Sanierung der Brandenburger Straße beschleunigen.
Dirk Harder (parteilos, für Die Linke)
Die Linke nimmt den Kampf um das Potsdamer Rathaus mit dem parteilosen Dirk Harder in Angriff. Der langjährige Stadtjugendring-Chef geboren 1967 in Potsdam, lernte nach seinem Abschluss der 10. Klasse zunächst den Beruf des Steinmetz, war danach aber in verschiedensten Bereichen der Jugendhilfe tätig.
Ab 2001 war er Chef des Stadtjugendrings. Die Jugendaktionsfläche am Bassinplatz und das „Haus der Jugend“ in Babelsberg zählen zu Harders Erfolgen. Er setzte auch das „Freiland“-Jugendzentrum durch, das er bis Ende 2016 führte, ehe er in den Führungsstab der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt wechselte.

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Teilhabe, Wertschätzung und Pragmatismus: Dafür steht Harder laut eigener Aussage. Er wolle unter anderem gegen Chancenungerechtigkeit in Potsdam kämpfen. Nun biete sich ihm die „einmalige Chance“, die Geschicke der Stadt zu lenken, sagte Harder. Dabei wolle er auf Spezialisten als Berater setzen.
Noosha Aubel (parteilos)
2023 legte Noosha Aubel ihren Posten als Potsdamer Bildungsbeigeordnete nieder, nun will sie als parteilose Kandidatin an die Spitze des Rathauses. Die Grünen, Volt und Die Andere haben ihr ihre Unterstützung zugesichert. Derzeit ist die diplomierte Pädagogin als Stadträtin für Bildung, Integration, öffentliche Dienste und Sicherheit in Flensburg (Schleswig-Holstein) tätig. Im Falle einer Niederlage wolle sie ihre Arbeit fortsetzen, sagte sie shz.de.
Von 2008 bis 2017 leitete Aubel das Amt für Jugend, Schule und Sport der Stadt Hilden (Nordrhein-Westfalen). 2017 wechselte die 49-Jährige als Beigeordnete für Bildung, Jugend, Kultur und Sport nach Potsdam.

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Auch aus Unzufriedenheit mit der Zusammenarbeit mit Ex-Oberbürgermeister Schubert gab sie das Amt Anfang 2023 auf. Ehe sie nach Flensburg ging, war Aubel Geschäftsführerin der Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit in Berlin. Als Oberbürgermeisterin wolle sie Politik für die Menschen der Stadt machen, sagte Aubel im Interview mit den PNN.
Chaled-Uwe Said (AfD)
Die Potsdamer AfD hat Chaled-Uwe Said als Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in Potsdam nominiert. Said wurde 1974 in Dresden geboren, hat Verwaltungswissenschaften studiert und wohnt seit 1998 in Potsdam. Von 2001 bis 2002 studierte er für ein Auslandsjahr in Russland. Seit 2017 ist er Mitglied der Potsdamer AfD.

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Nach Stationen in der Privatwirtschaft, unter anderem im Bereich Softwareentwicklung und Gaswarntechnik, ist Said seit 2024 als Fachreferent in der AfD-Landtagsfraktion tätig, zunächst für Digitalisierung, jetzt für Finanzen. Zugleich führt er die Stadtfraktion der Partei seit mehreren Jahren. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.
Im Interview mit den PNN sagte er, dass er als Oberbürgermeister einen Remigrationsbeauftragten einsetzen würde. Zudem sprach er sich für einen dritten Havelübergang aus.
Michael Reichert (Freie Wähler)
Die Freien Wähler haben Michael Reichert für die Oberbürgermeisterwahl aufgestellt. Der Chef der Zwei-Mann-Fraktion verbindet laut der Partei „Fachkompetenz und unternehmerische Erfahrung mit einer bürgernahen Politik der Mitte und setzt klare Schwerpunkte für eine effiziente Verwaltung, bezahlbares Wohnen und Kostensenkungen für die Bürger“.

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Er stehe für eine schlankere und effizientere Verwaltung und den Abbau überbordender Bürokratie: „Was für mich gilt, gilt auch für die Verwaltung: Der Speck muss weg.“ Zudem setze er sich für ein Sofortprogramm für 1000 neue Wohnungen in Potsdam nach einem niedrigeren Standard ein, um die Baukosten zu senken. Auch die Wasserpreise müssten sinken, so Reichert.
Reichert, Jahrgang 1962, lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Neu Fahrland. Er arbeitete unter anderem als Ingenieur beim Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, war aber auch selbstständig in Bereichen wie Computerausbildung oder E-Commerce.
Alexander Dietmar Wietschel (Die Partei)
Die Satirepartei „Die Partei“ beteiligt sich mit Alexander Dietmar Wietschel am Kampf um das Potsdamer Rathaus. Wietschel wolle „endlich mal vernünftige Dinge in der Stadt umsetzen“, teilte der Kreisverband mit. Beispielhaft genannt werden eine Reiterstaffel für das Ordnungsamt, ein Losverfahren für die Wohnungszuteilung und Baustellen nur noch mit Gestaltungswettbewerb.

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Wietschel saß für „Die Partei“ 2023/24 in der Stadtverordnetenversammlung. Laut seiner Homepage arbeitet der 56-Jährige als Kommunikationsberater und Systemischer Coach. Er engagiert sich unter anderem im Beirat für Menschen mit Behinderung und im Schlaatzrat.
Die FDP hat auf die Aufstellung eines Kandidaten oder einer Kandidatin verzichtet. Die Liberalen wollen aber eine Wahlempfehlung abgeben. Bernd Blase und Jörn Karlipp, die als parteilose Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl antreten wollten, stehen nicht zur Wahl. Beide bekamen nicht die nötigen 112 Unterstützerunterschriften. Ebenso erging es dem Immobilienberater Ronald Meißner für den Landesverband der Werteunion.
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