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Landeshauptstadt: Sarkophage in Zink

Grabstätte des früheren Schlossbesitzers Ravené wird weiter restauriert, Stadt übergab Zuwendung

Grabstätte des früheren Schlossbesitzers Ravené wird weiter restauriert, Stadt übergab Zuwendung Marquardt - Die Zinksarkophage der Industriellenfamilie Ravené sollen vollständig restauriert werden. Der ehemalige Besitzer des Schlosses Marquardt und Kirchenpatron Louis Ravené liegt seit 1944 gemeinsam mit seiner Frau Martha, Sohn Enno sowie Schwiegersohn Prof. Heinz von Bardeleben in der Grabkammer der Kirche. Nach deren fast vollständiger Sanierung sollen nun die Zinksärge wieder auf Hochglanz gebracht werden. Dafür übergaben die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz sowie Denkmalpfleger Andreas Kalesse am Montag 3500 Euro an die Kirchgemeinde Marquardt, um die begonnene Restaurierung der Sarkophage fortzusetzen. Schon im Vorjahr kamen die Arbeiten an den Sarkophagen zum Stocken. Eine Nachfahrin zog nach Aussage von Ortschronist Dr. Wolfgang Grittner die Zusage zur Beteiligung an den Restaurierungskosten zurück und verzichtete auf ihren Anspruch, in der Gruft beigesetzt zu werden. Daher musste die Stadt damals mit 7800 Euro Soforthilfe einspringen, um „das Zeugnis einer kurzen Zeit“, so Denkmalschützer Andreas Kalesse, zu erhalten: Eine Epoche, in der Industrielle leben wollten wie der Adel, ohne adelig zu sein. Sie kauften deren Anwesen und ließen sich so bestatten, sagte Kalesse. Derartige Gruften seien in Brandenburg ohnehin selten. Geheimrat Dr. h.c. Louis Ravené, dessen Vater Jacob Friedrich Louis Ravené 1868 die Burg Cochem kaufte und nach einem Kupferstich-Abbild wieder aufbauen ließ, kaufte seinerseits im Jahr 1892 Schloss Marquardt sowie den Gutshof und ließ es sanieren. Damals erwarben Industriellenfamilien ländliche Kulturgüter und erhielten sie dadurch. Vor allem die Ruhestätten der Industriellen wertet Kalesse als „sozialhistorisch interessant“. Während Ravenés Frau Martha, Sohn Enno und Schwiegersohn von Bardeleben in einem verzierten Zinksarg liegen, ist der des Hausherren schlicht und im barocken Stil gehalten. Für Kalesse ein Phänomen: Die Familie und deren Nachfahren wollten wesentlich prunkvoller leben als der Industrielle selbst. So habe Ravené nach Zeitzeugenberichten auch das Angebot des Kaisers ablehnt, in den Adelstand gehoben zu werden. Er sei Kaufmann, soll seine Antwort geheißen haben. Die Dorfkirche wurde 1901 als Ersatz eines wegen Bauschäden abgerissenen barocken Vorgängerbaus in Auftrag gegeben. Stifter der mit neogotischen und neoromanischen Stilelementen gestalteten Kirche war der Stahlhändler Louis Ravené (1866-1944). Seine Gruft aus hellen Ziegeln ist heute wieder weitgehend hergestellt. Die Stahlträger sind erneuert, die Decken gedämmt. Dadurch soll das Eindringen von Nässe in den Raum und ein erneuter Schwammbefall der gesamten Kirche verhindert werden. Die Grabkammer mit Öffnung in den Kirchenraum, vis-á-vis zur Patronatskirche, glich früher einer Tropfsteinhöhle und wurde vor etwa 30 Jahren von Grittner erstmals betreten. „Damals hingen noch die Kränze an der Wand, die Kerzenständer waren auch da“, erzählt der Chronist und Stadtverordnete der PDS. In einigen Jahren soll die Grabkammer der seit 1991 in der brandenburgischen Denkmalliste festgeschriebenen Kirche wieder ihr ursprüngliches Aussehen haben und öffentlich zugänglich sein. Dafür wurde der erste Sarkophag bereits restauriert. Für die Wiederherstellung des zweiten Zinkmantels, den von Sohn Enno, der sich als Leutnant nach Ende des Ersten Weltkrieges 1919 zwanzigjährig das Leben nahm, sind 3500 Euro veranschlagt. Ravenés eigene Ruhestätte und die seiner Frau sollen danach folgen.

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