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Landeshauptstadt: Sein Leben für die Freunde

Gedenken zum 60. Todestag von Kurt Freiherr von Plettenberg auf dem Bornstedter Friedhof

Gedenken zum 60. Todestag von Kurt Freiherr von Plettenberg auf dem Bornstedter Friedhof Von Erhart Hohenstein Am heutigen Donnerstag findet um 15 Uhr an der Grabstätte Kurt Freiherr von Plettenbergs auf dem Bornstedter Friedhof ein Gedenken statt. Dazu hat sich auch die Tochter des Verstorbenen, Dorothea Freiin von Plettenberg, angesagt. Anlass ist der 60. Todestag des Generalbevollmächtigten des ehemaligen preußischen Königshauses, der eng mit dem Offizierswiderstand gegen Hitler verbunden war. Plettenberg war nach dem fehlgeschlagenen Attentat vom 20. Juli 1944 am 1. März 1945, wahrscheinlich aufgrund einer Denunziation, in Schloss Cecilienhof verhaftet worden. Um nicht unter Folter die Namen von Gesinnungsgenossen preiszugeben, schlug er am 10. März auf dem Weg zum Verhör seine Bewacher nieder und stürzte sich aus dem 4. Geschoss des Gestapo-Gefängnisses in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße in den Tod. Die Naziführung, die die Asche der hingerichteten Widerständler in alle Winde verstreute, ließ in Plettenbergs Fall unter strengen Auflagen eine Bestattung auf dem Bornstedter Friedhof zu, den er sich als Begräbnisort gewünscht hatte. Nur ein kleiner Kreis durfte daran teilnehmen. Nicht einmal Plettenbergs Witwe, die nicht rechtzeitig benachrichtigt werden konnte, war anwesend. Das Grab erhielt ein schlichtes Holzkreuz mit dem Bibelspruch „Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lasset für seine Freunde“. Im November 1989 trat ein Grabstein mit der Inschrift „Er gab sein Leben für seine Freunde im Widerstand des 20. Juli 1944“ an dessen Stelle. Zur Einweihung dankte Dorothea von Plettenberg für diese Ehrung, für die sich vor allem Pfarrer Gottfried Kunzendorf eingesetzt hatte. Der 1891 in Bückeburg geborene Plettenberg war nach Gymnasiumsbesuch, unter anderem in Potsdam, und einem Studium der Forstwissenschaften zum Oberlandforstmeister aufgestiegen. Da er die nationalsozialistische Politik ablehnte, quittierte er 1937 den Staatsdienst und wurde als Vermögensverwalter des Fürstenhauses Schaumburg-Lippe und Generalbevollmächtigter des vormals regierenden Preußischen Königshauses tätig. Er verweigerte sich der Mitgliedschaft in der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen. Ab 1939 sind seine Kontakte zu Stauffenberg, Beck, von Hassell und anderen führenden Mitgliedern der Widerstandsbewegung bekannt. Seine Freunde bezeichneten ihn als selbstlos, verlässlich und absolut verschwiegen. Diese Eigenschaften bewährten sich auch bei der Rettung der preußischen Königskrone und der 15 erhaltenen Prunk-Tabatieren Friedrichs des Großen. Um sie vor der Zerstörung oder der Plünderung zu bewahren, ließ Plettenberg sie Anfang 1945 in der Kirche von Kleinenbremen bei Bückeburg unter einer Kellertreppe einmauern. Darüber hinterließ er in der Furcht, die Kenntnis des Ortes könnte mit seinem Tod verloren gehen, eine auf den 8. Februar 1945 datierte handschriftliche Mitteilung. Er fügte sie einer vom kronprinzlichen Sekretär von Müldner unterzeichneten Aktennotiz vom 12. August 1943 an, aus der interessanterweise hervorgeht, dass sich die Kostbarkeiten schon ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in Berlin befanden, sondern zunächst nach Potsdam ausgelagert worden waren. Sie wurden unter Leitung von Hofmaurermeister Carl Schöning an einem „geheimen Ort“ einbetoniert. Wo sich dieser Ort befand, konnte bisher nicht geklärt werden. Sowohl in der stadthistorischen Forschung wie auch im Schlossmuseum Cecilienhof war die Zwischenlagerung bisher unbekannt, ergaben PNN-Recherchen. Auch Schöning hat darüber keine Aufzeichnungen hinterlassen. Sein in Lahnstein lebender Enkel Detlef Schöning hält es für wahrscheinlich, dass sich das Versteck in Cecilienhof befand, wo sein Großvater häufig beruflich tätig war und wo Plettenberg seinen Sitz hatte. In Kleinenbremen entdeckten die englischen Besatzungstruppen durch eine Indiskretion 1946 Krone und Tabaksdosen und beschlagnahmten die Kostbarkeiten. Sie wurden aber zwei Jahre später an das Haus Hohenzollern zurückgegeben. Die Prunk-Tabatieren waren 1993 in einer Ausstellung in den Neuen Kammern von Sanssouci zu sehen. Neben der Grabstätte auf dem Bornstedter Friedhof – eine der ganz wenigen für einen Mann des 20. Juli 1944 – und einer 1997 in die ständige Ausstellung in Schloss Cecilienhof eingeordneten Erinnerung wird Plettenbergs durch eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus, der Apotheke auf dem Bückeburger Marktplatz, und einen Straßennamen in Hamburg gedacht. Marion Gräfin Dönhoff, die 1985 ihre „Erinnerungen an Kurt Freiherr von Plettenberg“ niederschrieb, ließ seinen Namen in eine abstrakte Skulptur einmeißeln, die sie 1990 bei dem amerikanischen Bildhauer Alexander Libermann zur Erinnerung an ihre Freunde aus dem Widerstand in Auftrag gegeben hatte.

Erhart Hohenstein

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