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Landeshauptstadt: Sternstunde unterm Wintersechseck

Neues Urania-Planetarium im Holländischen Viertel feierlich eröffnet / Platzeck: Mehr Frauen in die Naturwissenschaften

Innenstadt - Kaum jemand fragt Rolf König, wie es ihm geht. Statt „Wie geht“s?“ fragen alle: „Na, wie stehen die Sterne?“ Rolf König ist seit vielen Jahren Leiter des Potsdamer Planetariums – und um dessen Sterne steht es offenbar bestens: Im Beisein von Oberbürgermeister Jann Jakobs und Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) konnte König gestern das neue Planetarium im Holländischen Viertel feierlich einweihen.

In einer ersten Vorführung des neuen künstlichen Sternenhimmels zeigte König dem Premierenpublikum, dass zur Mittagsstunde vier Planeten – Merkur, Venus, Mars und Jupiter – über dem Horizont zu sehen wären, würden sie nicht von der Sonne überstrahlt. Und wenn sich der Januar 2007 auch wie ein Frühlingsmonat gebärdet, über den Sternenfans herrscht „tiefster Winterhimmel“. Zu sehen ist König zufolge das typische „Wintersechseck“, bestehend aus den Fixsternen Capella im Sternbild Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund, Castor und Pollux in den Zwillingen.

Den Kindern das Sternbild Fuhrmann zu erläutern, sagt König, würde ihm leichter fallen, hätte er nicht Zügel, sondern ein Lenkrad in der Hand.

Gerade im Wecken astronomischer und naturwissenschaftlicher Neugier bei Kindern und Jugendlichen sehen die Festredner die besondere Bedeutung des neuen Planetariums. Ministerpräsident Platzeck lobte das fachübergreifende Denken, das durch den Sternenhimmel-Simulator gefördert werde. Astronomisches, physikalisches und mathematisches Wissen werde befördert. „Wer schneller begreift, bringt bessere Leistungen“, so Platzeck. Der Ministerpräsident betonte, das Land benötige mehr Frauen in naturwissenschaftlichen Fächern. Der Bedarf sei hoch, die Männer „reichen da vorn und hinten nicht mehr aus“. Die Landesregierung forciere den Umbau des Landes Brandenburg zu einer Wissensgesellschaft. Dazu würden Partner wie die Urania mit ihrem Planetarium gebraucht.

Auf die touristische Bedeutung für das Holländische Viertel wies Oberbürgermeister Jakobs hin. Viele Reiseführer führten noch den Neuen Garten an, wo das Planetarium 38 Jahre lang seinen Sitz hatte. Sie müssten nun umgeschrieben werden. Am neuen Standort, wo zuvor Schuke-Orgeln gebaut wurden, würden bald die touristischen „Massen“ Einlass begehren. Tatsächlich freut sich das Planetarium auf höhere Besucherzahlen. Wie Mitarbeiterin Marianne Vietzke sagte, sei der Park im Neuen Garten schlecht beleuchtet, was sich negativ auf die Besucherzahl der Abendveranstaltung ausgewirkt hatte.

Zwölf Nobelpreise sind für astronomische Leistungen vergeben worden, der letzte erst im vergangenen Jahr, erinnerte der Urania-Vorsitzende Prof. Hans Oleak. Daher sei es so nachteilig, dass in vielen Ländern der Astronomie-Unterricht zurückgefahren worden sei. Prof. Oleak bedauerte, dass das Potsdamer Planetarium zu seiner Eröffnung keinen neuen Sternenprojektor präsentieren konnte. Sponsoren müssten dafür mehrere hunderttausend Euro aufbringen. Planetariumsleiter Rolf König träumt von einem „Skymaster ZKP 4“. Wie die Sterne für den Kauf dieses Superprojektors stehen, wird erst die Zukunft zeigen.

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