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Hoch hinaus. Ilka Simm-Schönholz vom Wald-Jagd-Naturerlebnis e.V. mit Greifvogel Mani. Zum Falkenhof- Jubiläum zeigten die Vögel ihr Können.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Vom Förster Grünrock lernste was

15 Jahre Waldhaus und 10 Jahre Falkenhof Ravensberg. Der Verein Wald-Jagd-Naturerlebnis feiert Doppeljubiläum im Grünen

Waldstadt - 16 Jahre ist es her, dass ein Jäger und zwei Pädagoginnen im hohen Gras auf dem Großen Ravensberg vor maroden Zäunen standen, mit einem Traum: Hier einen Ort zu erschaffen, der Kindern die Natur näherbringt. Die drei Pioniere sind Ilka Simm-Schönholz, ihr Mann Joachim Schönholz sowie Sabine Hintze. „Wir waren drei Verrückte und jetzt schauen Sie sich das an“, sagt Hintze stolz und zeigt auf das weiträumige Gelände des Falkenhofs.

Am Mittwoch feierten die zwei aus dieser Vision entstandenen Einrichtungen Jubiläum: Das Waldhaus 15 und der Falkenhof Potsdam 10 Jahre. Sie gehören beide zum Wald-Jagd-Naturerlebnis e.V.

Das Waldhaus, das vom Verein selbst getragen wird, bot zur Zeit der Gründung ein bundesweit einmaliges Konzept: eine kontinuierliche Kooperation mit Kitas der Region. „Waldschulen gab es schon in der DDR. Vergleichbares gab es nach der Wende aber nicht“, beschreibt Ilka Simm-Schönholz, Geschäftsführerin des Vereins, die damalige Situation. Als ehemalige Lehrerin war sie zuvor drei Jahre im Kindertouristenzentrum Teufelssee tätig. Die Errichtung einer Waldschule sei dort nicht gewünscht gewesen, also gründete sie selbst eine. „Der Naturentfremdung der Kinder entgegenwirken“ sei dabei ihre größte Motivation gewesen. Und Wolfgang Zeiskes Kinderbuch „Förster Grünrock erzählt“ ihre Inspiration. Sabine Hintze, heute ehrenamtliche Vereinsvorsitzende, leitete zuvor die Kita „Anne Frank“ in Teltow. Joachim Schönholz brachte als Maler und Jäger vor allem handwerkliche Kenntnisse in den Verein. Das naturpädagogische Programm für die Kinder arbeiteten die Frauen selbst aus, heute gebe es in Sachen nachhaltige Umweltbildung erste Nachahmer. In der Anfangsphase kontaktierten die Gründer sämtliche Potsdamer Kindertagesstätten, nur drei machten mit. Heute nehmen über 30 Kitas regelmäßig am Jahresprogramm des Waldhauses teil.

Silke Bilek von der Kita „Mäuseburg“ Stahnsdorf lobt die Arbeit des Vereins: „Die Kinder kommen einmal im Monat hierher, werden aber nicht direkt vor der Einrichtung abgeladen. Den Weg zum Waldhaus läuft man gemeinsam und entdeckt ihn mit allen Sinnen. Man singt das Waldhauslied, lernt den Wald zu hören und seine Bewohner zu benennen.“ Jene Vorschulkinder, die schon einmal dabei gewesen sind, seien aufmerksamer und erklärten den anderen, was sie gelernt haben. Auch die Erzieher lernten dazu. Den Beitrag von drei Euro pro Ausflug zahlen die Eltern gern. Auch Wandertage, Seminare und Ferienlager für Schüler werden veranstaltet – der Platz ist da, die Ideen auch. Lobende Worte für die Tätigkeiten des Vereins fand zuvor auch Potsdams Stadtbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU). Neben Glückwünschen des Oberbürgermeisters Jann Jakobs (SPD) betont sie die Wichtigkeit von nachhaltiger Bildung. „Öffentliche Schulen haben oft Defizite in diesen Bereichen, deshalb werden solche privaten Initiativen immer wichtiger.“

Zusätzlich zum Waldhaus entstand 2005 der Falkenhof. Beim Jubiläum hatten die dort lebenden Greifvögel einen großen Auftritt: In einer Flugschau zeigten sie ihr Können. Die Besucher wurden daneben durch das Gelände des Falkenhofs geführt, das im Gegensatz zum gepachteten Land des Waldhauses dem Verein gehört. Hier befand sich einst der Deutsche Wetterdienst. Der Hof bot bislang 14 000 Gästen Einblick in das Leben von Falken, es gibt einen Streichelzoo, Biotope, eine Schreiadleraufzucht, Streuobstwiesen sowie eine Auswilderungsstation für Wildtiere. Platz für die Mitglieder in Form einer urigen Vereinsstube und eine Feuerstelle mit Sitzgelegenheiten im Freien gibt es auch.

Mittlerweile sind die Einrichtungen auch anerkannte Ausbildungsbetriebe, beschäftigen in Kooperation mit dem Arbeitsamt Ein-Euro-Jobber, bieten ein freiwilliges ökologisches Jahr, Praktika sowie Ehrenämter an. Noch mehr Bekanntheit wäre laut Ilka Simm-Schönholz aber wünschenswert: „Viele Potsdamer, auch in unmittelbarer Umgebung, kennen uns nicht. 70 Prozent läuft durch Mundpropaganda, aber es geht noch mehr.“

Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von 13 Jagdhornbläsern des Landesjagdverbandes Berlin. Sie spielten unter anderem den Hubertusmarsch zu Ehren des Heiligen Hubertus von Lüttich, dem Patron der Jäger. Simm-Schönholz nutzte die Gelegenheit, um auf den nach ihrer Meinung oft missinterpretierten Berufsstand des Jägers aufmerksam zu machen: „Schießen ist die allerletzte der Aufgaben eines Jägers“, betont sie. Sie erwarb selbst im Laufe der Jahre den Jägerbrief. Auch darüber will der Verein nach eigenen Angaben aufklären. Kaum jemand sehe den Jäger als Pfleger von Wildtieren und deren Lebensräumen.  

Rita Orschiedt

Rita Orschiedt

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