zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Wie die neue Mitte mit der Altstadt verbinden?

Podiumsdiskussion der Friedrich-Naumann-Stiftung am heutigen Dienstag zur Gewerbeansiedlung im neuen Zentrum von Potsdam. Wolfgang Cornelius: Mit nur Wohnungen und Büros „ist ein Viertel tot“

Ihren Diskutanten hat die Friedrich-Naumann-Stiftung für ihren dritten Potsdamer Gesprächskreis am heutigen Dienstag eine brisante Frage vorgegeben: „Gewerbeansiedlung im Zentrum – oder: Wie aus dem neuen historischen Stadtkern ein Magnet für Potsdamer Bürger und Touristen wird“ Potsdam plant, seine Innenstadt in den nächsten Jahren bis an die Alte Fahrt und die neue Potsdamer Mitte auszudehnen. Wie dies gelingt, sodass sowohl die Touristen als auch die Potsdamer davon profitieren, ist nach Ansicht von Busso Grabow, Wissenschaftler am Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin, zunächst eine Frage „der guten Balance“, wie er den PNN sagte.

Es gehe weder darum, reine Schaufenster-Zeilen zu schaffen, noch das ganze Augenmerk auf historische Fassaden zu legen. Wichtig sei es, „einen Kompromiss zwischen Denkmalschutz und Lebendigkeit von Stadt“ zu finden, sagte Grabow, der glaubt, dass es während der Podiumsdiskussion schon aufgrund dieses Spannungsfeldes „recht bunt zugehen wird“.

Damit mag Grabow nicht falsch liegen, denn für den Stadtverordneten Wolfgang Cornelius (Potsdamer Demokraten) scheint der Denkmalschutz nicht im Widerspruch zu einer lebendigen Stadt zu stehen. Der Vorsitzende der AG Innenstadt sieht sogar in der strengen Sanierungssatzung für die Potsdamer Innenstadt einen Grund für den Erfolg des Boulevards Brandenburger Straße. Im Gegensatz zu vielen westdeutschen Städten, wo die Ladenzeilen durch Plastik, Glas, Aluminium und Beton geprägt sind, fange in Potsdam der Denkmalschutz nicht erst oberhalb der ersten Etage an. „Das fasziniert die Touristen“, sagt Cornelius, und auch für die Potsdamer sei die Einkaufsstraße aufgrund ihrer gesamtheitlichen Anmutung zum „Herz der Stadt“ zu einem Kommunikationszentrum geworden. Wie zum Beweis präsentiert Cornelius das Schreiben eines gebürtigen Potsdamers, der Brandenburgs Landeshauptstadt nach über 50 Jahren Abwesenheit erstmalig als Tourist wieder besucht hat. Aus der zu DDR-Zeiten so benannten Klement-Gottwald-Straße sei „eine fantastische Promenade“ geworden, schreibt dieser. Cornelius, der am heutigen Dienstag zwar nicht auf dem Podium sitzen wird, sich aber dennoch zu Wort melden will, umschreibt nun die Aufgabe der Zukunft so: „Von diesem wunderschönen Zentrum muss ein Bogen bis zur Alten Fahrt gezogen werden.“ Der Alte Markt mit dem Landtagsschloss und womöglich einem Kunstmuseum im Palast Barberini müsse lebendig sein und das ginge kaum besser als mit der Ansiedlung von Gastronomie und Einzelhandel. „Nur mit Wohnungen und Büros im Erdgeschoss ist ein Viertel tot“, findet Cornelius.

Daraus lässt sich nach Cornelius’ Auffassung logisch die Notwendigkeit ableiten, „die Kaufkraftkapazitäten der wachsenden Stadt auf diese neuen Innenstadtbereiche zu lenken“. An der Friedrich-Ebert-Straße entstehe auf der Höhe von Bibliothek und Fachhochschule eine völlig neue Ladenzeile, die für Gewerbetreibende interessant sein müsse. Aus diesem Grund plädiert der Stadtverordnete dafür, die im Bebauungsplan vorgegebenen Beschränkungen für das Stern-Center weiterhin aufrechtzuerhalten. Als abschreckendes Beispiel nennt Cornelius die Stadt Brandenburg, deren Innenstadt blutleer ist, da die Kaufkraft auf die grüne Wiese gezogen wurde, in das Einkaufzentrum Wust. Als positives Beispiel nennt Cornelius die Verkaufsbeschränkungen für die Potsdamer Bahnhofspassagen, die mittlerweile aufgehoben wurden, aber für die Dauer von zehn Jahren unterstützend für die Innenstadt wirkten. Cornelius: Vor zehn Jahren habe es in der Brandenburger Straße bei Geschäftsmieten von 25 Mark pro Quadratmeter Leerstand gegeben. Heute würden 80 Euro pro Quadratmeter verlangt und es gebe keinen Leerstand: „Mieten müssen in einer richtigen Relation zu Umsatz und Gewinn stehen.“ Das Karstadt-Kaufhaus wäre ohne diese Sortimentsbeschränkungen nicht gebaut worden, ist sich der Stadtverordnete sicher. Guido Berg

3. Potsdamer Gesprächskreis der Friedrich-Naumann-Stiftung, Dienstag, 4. Juni, ab 18 Uhr. Tagungsort: Schaufenster der Fachhochschule Potsdam, Friedrich-Ebert-Straße 6. Kostenloser Eintritt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false