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Beim koreanischen Kulturfest auf der Freundschaftsinsel ging es bunt zu.

© Manfred Thomas

Asiatisches Kulturfest in Potsdam: Yin und Yang auf Koreanisch

Tee-Zeremonien und Kampfkunst – rund 1000 Besucher begeisterten sich am Samstag auf der Freundschaftsinsel für die kulturelle Vielfalt Südkoreas.

Schön haben sie sich gemacht, sich für den Anlass farbenfroh eingekleidet, statt wie sonst nackt ihre Gäste zu begrüßen: Die rund 20 Bronzeskulpturen auf der Freundschaftsinsel trugen am Samstag bunte Tücher um ihre Leiber, passend zu den vielen blauen und roten Laternen, welche die Wege zwischen den Blumenbeeten säumten. Denn Blau und Rot, das sind die Festfarben Südkoreas, das in diesem Jahr im Fokus des jährlich stattfindenden Asiatischen Kulturfestes auf der Insel stand. Sie finden sich in der Nationalflagge des Landes und sind sozusagen die koreanische Variante des chinesischen Yin und Yangs, symbolisieren Gegensatzpaare, die doch zusammengehören.

Das Motto des Festes lautete deshalb „Feuer und Wasser – Korea, Land der Morgenstille“. Dazu passend gab es für die rund 1000 Besucher zum einen sehr ruhige Einblicke in die koreanische Kultur zu erleben, etwa Musik, gespielt im Sitzen auf dem Zitherinstrument Gayageum oder die mit großer Ernsthaftigkeit durchgeführte Tee-Zeremonie, bei der es um Achtsamkeit geht und die größtenteils schweigend vollzogen wird. Temperamentvoll hingegen waren die Taekwondo-Vorführungen der Akademie Pyo aus Berlin und die Performances der Feuerkunstgruppe Raki mit brennenden Stäben oder Fackeln. Im Ausstellungspavillon gab es neben Malerei mit dem Titel „Zwischen den Welten“ Lesungen zu ernsten Themen wie der Zeit der Diktatur in Südkorea sowie Lustiges mit „Fettnäpfchenführer Korea“, womit Nachdenklichkeit und Lachen nah beieinander lagen.

Das Kulturfest findet nicht zufällig hier statt

Kulinarisch wurden Kimchi-Gerichte, Bier und Wein geboten, jedoch nur an wenigen Ständen. „Wir haben auf ein großes Imbissangebot verzichtet, um einen besonderen Festcharakter zu bewahren“, erzählt Jörg Näthe, Vorsitzender des Vereins Freunde der Freundschaftsinsel und von 1981 bis 2013 leitender Inselgärtner. Er erklärt, dass Asien nicht zufällig an diesem Ort einmal im Jahr im Mittelpunkt steht: Blauregen, Taglilien und Spiersträucher – sie und viele weitere Pflanzen machen die Insel zu einer farbenfrohen Oase, die jährlich Tausende Besucher anzieht, und sie haben ihren Ursprung in China, Japan oder Korea. Und Potsdams bekannter Garten-Philosoph Karl Foerster, der die Insel maßgeblich geprägt hat, hatte Zeit seines Lebens eine große Asiensehnsucht, erklärt Näthe. „Aber er war selbst nie dort“, sagt er. Nur nach Korea ist er zumindest indirekt nach seinem Tode gelangt – die Landschaftsarchitektin Jeong-Hi Go hat den „Garten der Erinnerung“ ins Koreanische übersetzt und in ihrer Heimat Foerster-Gärten angelegt.

Näthes 160 Mitglieder zählender Verein sei es ein Anliegen, den Potsdamern Asien nahezubringen, die auch zahlreich gekommen sind, um sich im traditionellen koreanischen Gewand fotografieren zu lassen oder Märchen zu lauschen. Und auch Koreaner kamen zum Fest, so wie Kyung-Hee Hannes, die in den 1960er-Jahren im Zuge eines Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Südkorea als Krankenschwester nach Köln kam, später in Bonn ihren Mann kennenlernte und schließlich blieb. „Es gab ja zu wenig Krankenschwestern in Deutschland“, sagt die Frau aus Kleinmachnow. „Am Anfang habe ich vieles hier vermisst, auch das Essen. Inzwischen gibt es überall in Berlin asiatische Lebensmittel.“ Heute kommen vor allem junge Koreanerinnen zum Studieren nach Deutschland, wie Dr. Kwon Sehoon von der koreanischen Botschaft in Berlin erklärt. „Vor allem Kunst und Musik.“ Wie viele Koreaner in Potsdam leben, konnte er nicht sagen, in Berlin seien es aber um die 4000.

Nordkorea wird nur von Gästen thematisiert

Das diktatorisch regierte Nordkorea wurde an diesem Abend vor allem von Gästen thematisiert. Als am Ende einer Tee-Zeremonie jemand fragte, ob diese Rituale in Nordkorea auch gepflegt würden, antwortete Teemeisterin Bo Kyung: „Ich glaube, dort haben die Menschen keine Möglichkeit, diese Tradition zu leben. Sie hungern.“

Kulturaustausch, Begegnung – daran ist Jörg Näthe gelegen. Eine Vision sei es deshalb, einmal die Länder China, Korea und Japan bei einem Fest zusammenzubringen. Doch leicht sei das sei nicht: „Aufgrund der Geschichte hat bis heute keine wirkliche Aussöhnung unter den Menschen stattgefunden“, sagt er.

Andrea Lütkewitz

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