zum Hauptinhalt

Der 1. Brandenburger Music Showcase: Brandenburg rocks

Wenn man Franziska Pollin eine Frage stellen möchte, die sie ärgert, dann stellt man die nach dem Vergleich der Musiklandschaft von Brandenburg und Berlin. „Ich kann es nicht mehr hören“, seufzt sie dann. Aber ganz wegwischen lässt sich das eben nicht, wenn man von Potsdam aus agiert und versucht, der im Vergleich zu Berlin so überschaubaren Musiklandschaft den nötigen Antrieb zu verleihen.

Potsdam - Dabei ist die gar nicht so winzig, wie man annehmen könnte: nur eben noch nicht ausreichend bestellt. Da ist die Nachbarstadt mit ihrer ausgedehnten Infrastruktur doch manchmal Vorbild: „Wir können viel von Berlin lernen“, sagt Pollin. Eine Konkurrenz sieht sie dagegen nicht: „Wir haben nicht nur unterschiedliche Infrastruktur, wir haben auch unterschiedliche Thematiken.“

Franziska Pollin muss es wissen, sie ist schließlich die Pop-Beauftragte des Landes Brandenburg, auch wenn sie das so verkürzt gar nicht gern hört: Eigentlich sei sie ja Projektleiterin für die Popularmusikszene im Land Brandenburg. Aber dass sie das Attribut nicht mehr los wird, weiß sie natürlich auch. So spricht sie lieber über das, was sie macht, wofür sie glüht – auch wenn sie davon die meiste Zeit damit verbrennt, gegen behördliches Kleinklein wie gegen Windmühlen zu kämpfen. Und wenn sie zu sehr ins Detail geht, fühlt man sich schnell dabei ertappt, wie die kulturromantische Vorstellung einer Pop-Beauftragten zerbröselt. Aufhalten lässt sie sich jedenfalls nicht: So redet nur jemand, der für eine Sache brennt. Ein Glücksfall für das Land.

Um Geld dreht es sich immer

Sie redet von den Zwillingen Clubkultur und Festivalkultur, von der Ausfransung der Infrastruktur zu den Rändern des Landes: In Elsterwerda habe sie letztens ein Pop-Camp aufgezogen, es war ernüchternd, nicht mal einen Jugendclub gebe es dort. Bauen kann sie ihn aber auch nicht: „Wir können nur Hilfestellungen geben.“ Resigniert klingt sie trotzdem nicht: Sie könne nicht immer nur am Tisch sitzen und problematisieren, aber sie wisse, wo es Geld gibt – und darum dreht es sich letztlich doch immer: Anschubfinanzierungen, Fördermöglichkeiten, Bundesmittel. Das ist ihr Vokabular.

Konkrete Pläne für das Pop-Land Brandenburg gibt es auch schon. Ein erstes Netzwerktreffen fand im September im Rechenzentrum statt, kürzlich gab es eine Podiumsdiskussion im Cottbuser „Gladhouse“ und heute startet im Waschhaus das erste „Brandenburger Musik Showcase“ – ein Netzwerktreffen, um Verwerter und Musiker, Labels und Veranstalter zueinanderzubringen: Das Ganze wird natürlich umrahmt von Konzerten Brandenburger Bands, die sich für dieses Konzert beworben haben.

Fünf von 38 stehen auf der Bühne

Fünf von 38 haben es auf die Bühne geschafft: die Psychedelic-Band Nikaya etwa oder Mystery Art Orchestra, beide aus Brandenburg/Havel, die Hip- Hop-Crew Einmaleinz aus Cottbus, sowie die Wüstenrocker Liquid Silk und die Weltmusik-Ausnahmesängerin Tabea aus Potsdam. Ein Wettbewerb soll das nicht werden, vielmehr ein Netzwerktreffen mit guter Musik.

Nächstes Jahr ist dann das ganz große Ding geplant: der Pop-up-Kongress in der Fachhochschule Potsdam – in der neuen, wohlgemerkt. Auch wenn Franziska Pollin das gern noch in der alten Fachhochschule gemacht hätte. Am 22. und 23. März soll es Podiumsgespräche, Networking und Diskussionen geben. Und garantiert auch gute Musik.

Oliver Dietrich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false