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Mieze Katz von Mia live auf dem Fährmannsfest am Ihmeufer.

© imago images / Future Image

Im Lindenpark in Potsdam: Mia zeigt sich mit Glitzer und Glamour in Topform

Mia spielten im vierten Anlauf am Freitagabend im Lindenpark ihren Tourabschluss. Die Band mit Sängerin Mieze Katz waren dagegen in Topform wie ewig nicht mehr.

Von Oliver Köhler

Da lag am Freitagabend ordentlich Euphorie in der Luft: Die Berliner Band Mia beendete ihre Tour durch Deutschland mit fast so etwas wie einem Heimspiel, also kurz vor der Stadtgrenze im Babelsberger Lindenpark. Das Konzert war immer wieder verschoben worden, ursprünglich war der Mai 2020 anvisiert, dann auf Februar 2021 verschoben, der Ersatztermin im März 2022 fiel dann auch wieder ins Wasser – jetzt aber hatte es geklappt, beim immerhin vierten Anlauf.

Und selbstverständlich war der Laden ausverkauft und es herrschte eine ausgelassene Stimmung wie seit Jahren nicht mehr. Also eigentlich war es sogar zu viel des Guten: Da wurde geschunkelt, geklatscht, getrunken und sich in den Armen gelegen, bis diese narrenfreie Stimmung allmählich in die unheilvolle Stimmung eines Junggesellinnenabschieds driftete, als ob man sich zum letzten Mal sähe und durch hemmungsloses Abfeiern wenigstens etwas verlorene Zeit zurückgewinnen könnte. Kristin, Lene und Doreen im Partyendzeit-Modus, der nachnächtliche Hangover wurde billigend in Kauf genommen. Uff!

Monotones Wabern, gut anzusehen

Immerhin, den musikalischen Acts wird der Abend wie ein Segen vorgekommen sein. Man hätte auch einen Neonfarben wechselnden Springbrunnen auf die Bühne stellen können, er wäre abgefeiert worden.

Anheizerin Valentin stellte sich einfach auf eine Art Tisch. Von etwas weiter weg betrachtet war sie jedoch nichts mehr als eine in Riesenplateauschuhen auf einem Tisch tanzende Karaoke-Sängerin: Es waren zwar nur Wortfetzen zu verstehen und die Musik ein monotones Wabern austauschbarer Beats, aber gut anzusehen und musikalisch hat es auch irgendwie geknallt. Müsste man sich in einem kleineren Rahmen mal anhören, wenn man auf minimalistischen Elektropop steht.

Peppig treibender Pop mit plakativen Texten

Mia mit Sängerin Mieze Katz waren dagegen in Topform wie ewig nicht mehr. 20 Jahre gibt es die Band immerhin schon, und ist sie doch ein Beweis dafür, dass die Neue Deutsche Welle seit den späten Siebzigern niemals vollständig abgeebbt ist und immer noch Epigonen nach sich zieht. Bisschen Nina Hagen, bisschen mehr Nena im Einfluss, peppig-treibender Pop mit assoziativ-plakativen Texten, fertig ist die Laube. Aber der Erfolg gibt ihnen recht, auch wenn die Überholspur nicht an Bands wie Silbermond oder „Wir sind Helden“ herangereicht hat. Ganz oben wurde dennoch mitgespielt.

Die Show hat allemal gestimmt: Was für eine Präsenz die Band hat, jeder Move, jeder Takt sitzt, fast im Rausch gruppiert sie sich um Frontfrau Mieze, die in viel Glitzer und Glamour die Bühne beanspruchte.

Das Publikum ist schon nach der ersten halben Stunde ausreichend heiser geschrien, Luftballons schweben durch den Saal, durch das Handymeer, wer nicht filmt, klatscht mit im Takt. Ein Hit jagt den anderen, unglaublich, wie viele da inzwischen zusammengekommen sind, die man auch als profaner Radiohörer sofort im Kopf hat: „Hungriges Herz“, „Tanz der Moleküle“, „Was es ist“ – der Kanon deutschsprachiger Popmusik kennt einige Titel von Mia. An diesem Abend werden sie alle zu hören sein. Was für eine Nacht.

Eine Seifenblasenmaschine auf der Bühne pustete das Publikum schließlich sanft hinaus. Die Nacht war kühl und es nieselte zischend auf die heißgefeierten Körper der Heimkehrenden.

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