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Mit Herzblut. Daniel Abma vor dem Filmposter zu „Transit Havanna“.

© M. Thomas

„Transit Havanna“ im Filmmuseum vorgestellt: Warten auf ein neues Leben

Fünf. Das ist die Zahl, auf die es ankommt in Daniel Abmas Dokumentarfilm „Transit Havanna“.

Von Sarah Kugler

Fünf. Das ist die Zahl, auf die es ankommt in Daniel Abmas Dokumentarfilm „Transit Havanna“. Denn nur fünf Transsexuelle pro Jahr erhalten in Kuba eine geschlechtsumwandelnde Operation, der Rest muss warten, manchmal viele Jahre. Von diesem Warten erzählt der Film, den Regisseur Abma am Dienstagabend im Potsdamer Filmmuseum vorstellte.

Drei Protagonisten hat er dafür in vier Kuba-Besuchen in den Jahren 2014 und 2015 begleitet: Odette, Malú und Juani. Juani hat als erster Transgendermann Kubas bereits eine geschlechtsumwandelnde Operation hinter sich. Trotzdem wartet er: auf eine Operation, die seinen Penis wie jeden anderen funktionieren lassen soll. In Abmas Doku kommt es dazu nicht mehr. Weder bei Juani noch Malú. Allein Odette hat die Chance auf eine Operation, bricht sie jedoch ab – wegen eines Gesprächs mit ihrem Priester. „Odettes Familie ist in der Gemeinde der ,Siebenten-Tags-Adventisten’, also sehr krass gläubig“, erklärte der Filmemacher. Sein Film zeigt deutlich die daraus resultierenden Probleme. Das Unverständnis, die Familienstreits.

Abma ist dabei stets nah dran an seinen Protagonisten, darf Malú sogar beim Rasieren unter der Dusche filmen. Möglich sei das vor allem durch sein offenes und feinfühliges Team gewesen, wie Abma erklärte. Sein guter Freund und Drehbuchschreiber Alex Bakker ist selbst ein Transmann, somit sei eine gute Ebene da gewesen. „Und über Sex zu sprechen, damit haben die Menschen in Kuba sowieso kein Problem“, so Abma. Das hieße allerdings noch lange nicht, dass Transgendermenschen akzeptierte Mitglieder der Gesellschaft seien. Im Gegenteil. Das von Mariela Castro – Tochter des Staatspräsidenten Raúl Castro – geleitete Nationale Zentrum für sexuelle Aufklärung, kurz Cenesex, hat noch einen weiten Weg bis hin zur vollen Akzeptanz. „Prostitution spielt eine große Rolle dort, weil die Transgenderfrauen nicht einfach normale Berufe ausüben können“, so Abma. Auch das zeigt der Film.

Immerhin: Es gibt die fünf Operationen. Dank Mariela Castros Einsatz sind sie sogar kostenlos, wie Abma sagte. An einer eigenen Gender-Klinik wird gearbeitet. Von den drei Protagonisten aus „Transit Havanna“ sei allerdings bis heute niemand operiert worden, wie Abma erzählte. Welche Kriterien bei der Auswahl eine Rolle spielen, konnte ihm in Kuba auch niemand erklären. Es bleibt das Warten.

„Transit Havanna“ startet am 3. November in den deutschen Kinos

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