zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Der Frucht an die Schale

Im Rehbrücker Institut für Ernährungswissenschaft wurde gestern ein Schülerlabor eröffnet

Nuthetal - Vor dem wissenschaftlichen Erfolg geht es erst einmal dem Obst an die Schale. Im gestern eröffneten Schülerlabor des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) in Bergholz-Rehbrücke können Schüler in Zukunft Apfel, Birne oder anderen Früchten zu Leibe rücken, um zu schauen, ob eine berufliche Ausbildung in der Ernährungsforschung für sie in Frage kommt. Im „Molekularbiologischen Bereich“, eines der vier Themenfelder, die in dem kleinen Labor behandelt werden können, wird unter anderem das Erbmaterial aus Früchten isoliert. Schrittweises Experimentieren, an dessen Ende vielleicht ein überzeugendes Ergebnis steht. „Methoden“ nannte Hans-Georg Joost, wissenschaftlicher Direktor am DIfE, in seinem einführenden Vortrag diese Arbeit im Labor. Und nur wer daran Interesse habe und auch in Kauf nehme, bei so einem Experiment zu scheitern, der könne Erfolg haben auf dem weiten Feld der Ernährungsforschung.

Zu zeitraubenden Versuchsreihen wird es im neuen Schülerlabor jedoch nicht kommen. Maximal sechs Schüler können hier innerhalb von 14 Tagen einen Einblick in die Arbeit des Instituts bekommen. Das reiche vom einfachen Hantieren mit der Pipette bis zur Dünnschichtchromatographie, einer Methode zur Trennung und Identifizierung kleinster Mengen von Stoffgemischen.

Jedes Jahr kommen über 70 Schüler für ein Praktikum an das Bergholz-Rehbrücker Institut, wie Gisela Olias, Pressesprecherin des DIfE, den PNN sagte. Bisher hätten die Schüler ihr Praktikum in den einzelnen Abteilungen absolviert. Mit dem Labor soll nun den Schülern ein noch besseres Einarbeiten ermöglicht werden. Mitarbeiterin Stefanie Deubel, die auch die Idee für das Schülerlabor hatte, fragte in den einzelnen Abteilungen nach, ob dort bestimmte Geräte nicht mehr gebraucht werden. So sei das Labor im Grunde aus „Altbeständen“ zusammengestellt worden. Was aber noch lange nicht heißt, dass die Schüler mit veralteter Technik arbeiten müssten, so Gisela Olias.

Nach dem Direktor Joost mit dem Durchschneiden des obligatorischen Schleifenbandes das Labor offiziell eröffnet, konnten Schüler des Potsdam-Kollegs aus Teltow als Erste Einblicke in die Wissenschaft nehmen. Sich wie ein Wissenschaftler zu fühlen, das sei laut Stefanie Deubel ganz einfach. Weißer Kittel mit eingesticktem DIfE-Logo, Schutzbrille und Handschuhe, mehr braucht es dafür nicht. Das Arbeiten mit der Pipette, die „Spuckmengen“, wie Stefanie Deubel es nennt, von zwei Millionstel eines Liters aufnehmen kann und das Bestimmen verschiedener Stoffgemische ist da schon anspruchsvoller.

Direktor Hans-Georg Joost versteht das Schülerlabor als ersten Schritt auf dem Weg zur Berufsausbildung. So früh wie möglich junge Menschen für die Wissenschaft zu interessieren und vielleicht sogar zu begeistern. Die viel beschworene enge Zusammenarbeit von Schule und Wissenschaft soll hier stärker praktiziert werden.

Neben der Eröffnung des Schülerlabors konnten sich die Besucher beim gestrigen Tag der offenen Tür auch genauer über die Arbeit am DIfE erkundigen, die in der experimentellen und angewandten Forschung von Ernährung und Gesundheit liegt. Ziel ist es dabei, ernährungsbedingte Krankheiten wie beispielsweise Übergewicht zu untersuchen und eventuelle Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Derzeit arbeiten und forschen 264 Mitarbeiter, davon 108 Wissenschaftler, in sieben Abteilungen am DIfE in Bergholz-Rehbrücke.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung gehört zur renommierten Leibniz-Gemeinschaft, in der 84 außeruniversitäre Forschungsinstitute und forschungsnahe Einrichtungen zusammen Grundlagenforschung betreiben. In diesem Jahr feiert das DIfE, das 1992 aus dem Instituts für Ernährung und Verpflegungswissenschaft gegründet wurde, sein 60-jähriges Bestehen.

Dirk Becker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false