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Potsdam-Mittelmark: Hochbetrieb bei Schuke

Countdown für Magdeburger Domorgel läuft / Ab März technische Montage

Werder / Magdeburg - Sie ist stolze 16 Meter hoch, 10 Meter breit und 36 Tonnen schwer. Obendrein hat sie mehr als 6200 Pfeifen – die neue Orgel für den Dom zu Magdeburg. Noch ist das stattliche Instrument in Tausende von Einzelteilen zerlegt, aber in Kürze soll der Aufbau beginnen. „Im Februar wird das Stahlgerüst aufgestellt, dann kommt das Orgelgehäuse und wir können voraussichtlich Ende März mit der technischen Montage beginnen“, sagt Orgelbaumeister Matthias Schuke.

Er ist Geschäftsführer der traditionsreichen Firma Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH in Werder. In der Werkstatt läuft derzeit der Countdown für die Herstellung der Ton-Mechaniken und Pfeifen – genau ein Jahr nach dem ersten Pfeifenguss für den Auftrag. Inzwischen sind laut Schuke schon rund 60 Prozent der Orgel in Magdeburg eingelagert, unter anderem das Holzpfeifenwerk und die Windladen, durch die die Luft zu den Pfeifen strömt. „Die Orgel ist die größte, die wir bislang gebaut haben.“

Rund zwei Millionen Euro kostet das Instrument; allein 500 000 Euro hat der Verein Aktion Neue Domorgeln nach eigenen Angaben bei privaten Stiftern und Spendern eingeworben. „Wir freuen uns sehr, dass bald erstmals nach über 60 Jahren der gesamte Kirchenraum angemessen mit Orgelmusik erfüllt werden kann“, sagt der Vereinsvorsitzende Helge Scholz. Die alte Hauptorgel war 1945 bei einem Luftangriff der Alliierten zerstört worden. „In den 60er Jahren bekam der Dom eine kleine Chororgel, das war aber nur ein Kompromiss. Für eine Hauptorgel fehlte das Geld“, erzählt Scholz.

Die neue Orgel für die zwischen 1209 und 1520 erbaute erste gotische Kathedrale auf deutschem Boden soll im Frühjahr 2008 geweiht werden. So lange dauert es, bis das Instrument in voller Schönheit erklingen kann. Der Aufbau der Orgel mit ihren schätzungsweise 750 000 Einzelteilen wird zwar bereits voraussichtlich im Herbst beendet sein – doch dann beginnt für die drei bis vier Intonateure (Klangexperten) Schwerstarbeit.

„Sie müssen jede Pfeifenreihe in ihre charakteristische musikalische Linie bringen“, erklärt Schuke – und das können sie nicht im Winter, da der Magdeburger Dom unbeheizt ist. „Orgeln müssen in der Jahreszeit intoniert werden, in der sie am meisten gespielt werden - und das ist in diesem Fall der Sommer.“ Würde die Orgel im Winter eingestellt werden, könnte sie bei sommerlichen Temperaturen nicht ihre volle Klangfarbe entfalten. So werden die Arbeiten, für die 2160 Stunden veranschlagt sind, von einer Winterpause unterbrochen.

Scholz freut sich, dass der 1997 gegründete Verein entscheidend bei der Finanzierung des Instruments helfen kann. „Wir sind stolz, dass es eine bundesweite Aktion geworden ist, denn auch viele ehemalige Magdeburger haben Geld gespendet und so gezeigt, dass sie sich mit dem Dom ihrer Heimatstadt identifizieren.“ Zu den öffentlichen Förderern gehören die EU, das Land und die Stadt Magdeburg. Die Kommune brachte trotz aller Finanznot allein 300 000 Euro auf.

Mit den Orgelbauern aus Werder wurde ein traditionsreicher Betrieb für den Großauftrag gewählt, dessen Geschichte bis ins Jahr 1820 zurückreicht. Bislang verließen rund 1000 Schuke-Orgeln die Werkräume der Firma, die zu DDR-Zeiten 18 Jahre lang Volkseigener Betrieb war. Die Magdeburger Domorgel sei dabei etwas Besonderes, unterstreicht Geschäftsführer Schuke: „Für uns ist dieser Auftrag ein großartiges Prestigeobjekt.“ dpa

Im Internet unter:

www.schuke.de

Imke Hendrich

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