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Daum

© dpa

1. FC Köln: Die Mission des Messias ist beendet

Christoph Daum steigt zwar mit Köln auf, spricht aber schon in der Vergangenheitsform von seinem Klub. Die Trennung scheint besiegelt.

Als die Spieler ihre erste Kölsch-Dusche hinter sich hatten und die Aufstiegssause langsam in Richtung Entmüdungsbecken verlegten, wurden draußen vor dem Stadion schon die Trophäen verglichen. Ein FC-Fan protzte mit dem tellergroßen Fetzen Gras, den er vor einer Eckfahne aus der Erde gerissen hatte. Während sein Kumpel ähnlich stolz sein Souvenir präsentierte: „Ming Stöck iss uss em Strofraum – och nit schläsch.“ Ein kurzer Blick auf den malträtierten Rasen der WM-Arena bewies: In den nächsten Tagen haben beim 1. FC Köln nicht nur die Chefs reichlich Arbeit, sondern auch der Greenkeeper.

Einige Tausend Kleingärtner in rot-weißen Trikots durften fünf Minuten nach dem Kölner 2:0 gegen Mainz 05 das Spielfeld fluten. Mit einem Großaufgebot an Polizei und Ordnern sollte exakt das zwar verhindert werden – um 15.54 Uhr machten nach unten drängende Massen auf der Südtribüne allerdings überdeutlich: ein lächerlicher und zudem gefährlicher Plan. Die Schleusen wurden also geöffnet, und selbst Matthias Scherz staunte bei seinem mittlerweile vierten Aufstieg mit dem FC: „Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals so eine Meute auf den Platz gelaufen ist.“ Nach eineinhalb Stunden harter Feldarbeit zog die Meute weiter in den nahen Stadtwald und ins Zentrum der Domstadt. Dem Kölner Cheftrainer Christoph Daum gefiel die Ad-hoc-Fete bestens. „Geplante Feiern“, weiß der Mann, der vor acht Jahren beinahe Bundestrainer geworden wäre, „gehen sowieso meistens schief.“

Am kommenden Wochenende, im letzten Saisonspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern, dürfte schon klar sein, dass der arg mitgenommene Messias Christoph Daum keine Zusatzschicht als Retter des 1. FC Köln einlegen wird. Zwar besitzt der 54-Jährige in Köln einen Vertrag bis 2010, den er angenehmerweise alle halbe Jahr kündigen kann. Bis heute weiß der Klub aber offiziell nicht, was der Trainer ab Sommer plant. Vor zwei Monaten hatte Kölns Präsident Wolfgang Overath vergeblich versucht, seinem Trainer Dampf bei dessen persönlicher Zukunftsplanung zu machen. Eine halbe Stunde nach vollzogenem Aufstieg verkündete Overath: „Wir werden die Entscheidung darüber vorziehen, wir können das nun nicht mehr unter dem Deckel halten.“ Um genauer zu sein: „Wir werden uns in der nächsten Woche dazu äußern.“

Daum sah das ein wenig anders („Ob ich bleibe, ist jetzt nicht das Thema“), kündigte aber an, „keinen Alleingang“ machen zu wollen. Über seinen Job beim FC sprach er nach dem Sieg aber schon in der Vergangenheitsform: „Das hier war einer der schwierigsten Trainerjobs, die ich zu erledigen hatte. Meine Mission war, diesen Klub in die erste Liga zu bringen.“ Dieses Versprechen habe er nun eingelöst, alles andere müsse besprochen werden.

Also wird er sprechen mit Sportmanager Michael Meier, mit Overath und mit dessen Vizepräsidenten Friedrich Neukirch und Jürgen Glowacz, der nach dem 2:2 vor einem Monat in Paderborn noch Daums Taktik (Abwehrchef McKenna in den Angriff) scharf kritisiert hatte. Und dann wird der Trainer auch erzählen, wie es weitergehen könnte mit dem Verein, der gerade zum vierten Mal nach 2000, 2003 und 2005 die Zweite Liga hinter sich gelassen hat.

Fest steht: Patrick Helmes, den die Kölner Fans („Noch ein Jahr, dann bist du wieder da“) fröhlich in die Nachbarschaft verabschiedeten, stürmt in der nächsten Saison für Leverkusen. Doch auch ohne das „gottbegnadete Talent“ (Daum) Helmes wittert der Trainer einen Vorteil für den Aufsteiger. „Für diese Mannschaft wird es in der Bundesliga leichter sein, weil sie dort nicht immer Favorit ist“, analysierte Daum. Und prophezeite in der Stunde des rheinisch-fröhlichen Gelages aber auch gleich garstig den baldigen Kater: „Die Realität wird viele hier schnell einholen. Das betrifft die Spieler wie auch den Verein.“

Will heißen: In Köln geht die Maloche jetzt erst richtig los. Ein Problem immerhin, das die Mainzer auch gerne hätten. Nach ihrer beachtlich blutleeren Performance im Aufstiegsfinale bleibt den Rheinhessen immerhin die Hoffnung auf einen Hoffenheimer Patzer gegen Fürth am letzten Spieltag.

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