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1. FC Union: Labil statt stabil

Sechsmal in Folge hat Unions Trainer Uwe Neuhaus eine neue Starformation aufs Feld geschickt. Glück hatte er mit seinen vielen Umbauten nicht.

Von Katrin Schulze

Berlin – Öfter mal was Neues. Was in vielen Bereichen der Gesellschaft als durchaus erfrischend empfunden wird, steht im Fußball nicht unbedingt für eine gelungene Entwicklung. Gerne spricht man da ja von Sicherheit und der Bedeutung einer eingespielten Mannschaft. Geht es danach, präsentiert sich der 1. FC Union momentan eher labil als stabil. Umstellungen, Neuordnungen und Systemwechsel – Uwe Neuhaus vermochte in der jüngeren Vergangenheit zu überraschen. Sechs Mal in Folge hat der Trainer des Zweitligisten schon eine neue Startformation aufs Feld geschickt.

Das vorerst letzte Experiment aus Köpenick stammt vom Freitagabend, als Union sich 1:1 von Energie Cottbus trennte. Zum ersten Mal in der laufenden Saison probierte es Neuhaus da mit einer Dreierkette in der Abwehr. Eine Neuerung, deren erhoffte Wirkung sich nur bedingt einstellte. „Mit der Systemumstellung sind wir in der ersten Hälfte sehr gut klargekommen“, sagte Mittelfeldspieler Torsten Mattuschka, der Union per Freistoß in Führung brachte. „In der zweiten Halbzeit wollten wir kompakt und tief stehen. Das ist uns dann aber nicht gelungen.“ Vor allem nicht in der 62. Spielminute, als Energies Leonard Kweuke trotz mehrerer Berliner Bewacher mit einem „Murmeltor“ (Mattuschka) den Ausgleich erzielte.

Was Neuhaus zuletzt auch versuchte, wirklich viel richtete er nicht damit aus. Hatte der Köpenicker Trainer zu Saisonbeginn erstaunlich früh eine Stammelf gefunden, sah er sich zuletzt aufgrund schwacher Leistungen und/oder Verletzungen beziehungsweise Sperren immer wieder zu Korrekturen veranlasst. Dabei nimmt er keine Rücksicht auf Ämter oder Positionen: Am Freitag fanden sich Kapitän Marco Gebhardt und der zentrale Mittelfeldspieler Hüzeyfe Dogan anfangs nur auf der Bank wieder. Das ist konsequent – zum einen. Aber es spricht, zum anderen, nicht unbedingt für die Zufriedenheit eines Trainers und ist dem Selbstbewusstsein der Spieler wohl nicht gerade zuträglich.

Nach zuletzt nur einem Punkt aus vier Spielen fängt offenbar auch bei einem Aufsteiger, der einen fast unnatürlich starken Saisonauftakt hinlegte, das große Zittern an. „Vielleicht waren wir nach drei Niederlagen ein bisschen verunsichert“, sagt Mattuschka. „Das bräuchten wir eigentlich gar nicht, weil wir genug Punkte haben und selbstbewusst auftreten könnten.“ Doch es ist kaum zu übersehen, dass die Ansprüche bei Union nach dem anfänglichen Erfolg, der den Klub zwischenzeitlich unter die ersten drei Teams der Liga brachte, gewachsen sind.

So ruft inzwischen ein Punkt gegen einen Bundesliga-Absteiger Enttäuschung hervor, ja gar Frust. Trainer Neuhaus ärgerte sich am Freitag jedenfalls „schwarz, dass wir das Spiel so leichtfertig aus den Händen gegeben haben“.

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