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Sport: 25 Jahre, 42 Tote

Nach dem jüngsten Todesopfer der Rallye Dakar wird wieder mal über den Sinn des Wüsten-Spektakels diskutiert – und weiter gefahren

Siwa (Tsp). Jutta Kleinschmidt zuckelte ins Ziel. Die RallyePilotin kam mit wenig Tempo an, aber das war ihr egal. Sie fuhr sowieso nicht mit eigener Kraft, ihr Auto hing am Haken eines Abschleppfahrzeugs. Die Pilotin aus Köln hatte ihr Abenteuer Ralleye Dakar am Sonntag zwangsweise beenden müssen. Kurz vor dem zweiten von drei Kontrollpunkten des 438 Kilometer langen Teilstücks von Sarir in Libyen nach Siwa in Ägypten platzte der Motor ihres VW Tarek, und das war’s dann. Den Rest der Strecke absolvierte ihr Auto nur noch als Anhängsel. Kleinschmidt, die 2001 die Rallye gewonnen hatte, war zu diesem Zeitpunkt Vierte der Gesamtwertung. Zusammen mit ihrer italienischen Beifahrerin Fabrizia Pons hatte sie sich gegen die technisch überlegene Konkurrenz bis dahin ausgezeichnet behauptet. Etappensieger am Sonntag wurde der Franzose Stephane Peterhansel, der im Mitsubishi Pajero seinen fünften Tagessieg feierte.

Allerdings redete Jutta Kleinschmidt nicht groß über ihr Ausscheiden. Beherrschendes Thema war der tödliche Unfall des französischen Beifahrers Bruno Cauvy. Der 48-Jährige starb am Samstag bei einem Unfall auf dem zehnten Teilstück über 521 Kilometer von Zilla nach Sarir. Der Vater von vier Kindern konnte von den Hilfskräften nur noch tot aus dem Toyota geborgen werden. Dagegen war der Fahrer des Unglückswagens, der Franzose Daniel Nebot, beim ersten tödlichen Unfall bei der Dakar seit dem 13. Januar 1998 mit einer leichten Rückenverletzung davongekommen. Vor fünf Jahren waren in Mauretanien fünf Zivilisten nach einem Frontal-Zusammenprall mit einem Wettbewerbsfahrzeug in ihrem Auto gestorben. 2002 starb zudem ein Mitglied des Toyota-Teams. Allerdings geschah dies nicht bei einem Unfall auf der Strecke.

Nach diesem tödlichen Zwischenfall vom Samstag kam natürlich auch wieder die Frage nach dem Sinn dieser Wüstenrallye auf. Seit 25 Jahren gibt es dieses Spektakel nun schon, und von Beginn an hagelte es Kritik an der Sicherheit. Insgesamt 42 Personen haben bisher bei dieser umstrittenen Rallye ihr Leben verloren.

Die Opfer der Rallye Dakar:

1978/79: Ein Motorradfahrer stirbt.

1980/81: Drei Journalisten aus Italien sind in der Wüste verschollen.

1981/82: Der niederländische Motorradfahrer Bert Osterhuis stirbt. Die französische Journalistin Ursula Zentsch sowie ein Kind aus Mali werden getötet.

1982/83: Der französische Motorradfahrer Jean-Noel Pineau wird getötet. In Mali stirbt ein Kind.

1983/84: In Obervolta wird eine Frau von einem Range Rover überrollt.

1984/85: In Niger wird ein Kind getötet. Bei einem Hubschrauberabsturz in Marokko stirbt ein Mensch.

1985/86: Die Motorradfahrer Yasuo Kaneko aus Japan und Jean-Paolo Marinoni aus Italien werden getötet. Bei einem Hubschrauberunfall sterben der Rallye-Direktor Thierry Sabine, der Schweizer Pilot Francois-Xavier Bagnoud, die französische Popsängerin Daniele Belavoine, die französische Journalistin Nathalie Odent sowie der französische Fernsehtechniker Jean-Paul Fur.

1986/87: Ein französischer Journalist wird getötet.

1987/88: Der niederländische Lkw-Fahrer Kees van Loewenzijn wird getötet. Der französische Pkw-Pilot Patrick Canado sowie der Motorradfahrer Jean-Claude Huger aus Frankreich sterben bei Unfällen, eine Frau und ein Kind aus Mauritius als Zuschauer.

1989/90: Der finnische Journalist Kaj Salminen wird getötet.

1990/91: Der französische Servicemann Charles Cabannes wird ermordet. Der französische Begleitarzt Petitje wird getötet.

1991/92: Zwei französische Begleitfahrer sowie der französische Motorradfahrer Gilles Lalav werden getötet.

1993/94: Der belgische Motorradfahrer Michel Sansen wird getötet.

1995/96: Der französische Lkw-Fahrer Laurent Gueguen wird getötet. Ein Kind aus Guinea stirbt am Straßenrand.

1996/97: Der französische Motorradfahrer Jean-Pierre Leduc wird getötet.

1997/98: Nach einem Frontal-Zusammenprall werden in Mauretanien fünf Zivilisten getötet.

2001/02: Eine Begleitperson des Toyota-Teams wird getötet.

11. Januar 2003: Der französische Toyota-Co-Pilot Bruno Cauvry stirbt nach einem Unfall durch Genickbruch.

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