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Sport: 250 000 Dollar für alte Männer

Ein Trainer ist für seine Aufstellung allein verantwortlich – zumindest sollte man das meinen. In der nordamerikanischen Basketballliga NBA liegen die Dinge ein bisschen anders.

Ein Trainer ist für seine Aufstellung allein verantwortlich – zumindest sollte man das meinen. In der nordamerikanischen Basketballliga NBA liegen die Dinge ein bisschen anders. Gregg Popovich, Coach der San Antonio Spurs, verzichtete jetzt im Spitzenspiel gegen Meister Miami Heat auf vier wichtige Spieler, die NBA belegte seinen Verein dafür mit einer Geldstrafe von 250 000 Dollar. Was nach europäischer Sichtweise aberwitzig anmutet, ist nach Logik des US-Sportsystems durchaus verständlich.

Popovich, einer der angesehensten NBA-Trainer und Kandidat für den Posten als kommender amerikanischer Nationalcoach, hatte seine besten Spieler schonen wollen. Nach fünf Spielen in sieben Tagen setzte er seine drei leicht in die Jahre gekommenen Stars Tim Duncan (36), Tony Parker (30) und Manu Ginobili (35) sowie Stammspieler Danny Green ins Flugzeug zurück nach Texas. Die Liga reagierte drastisch, auch weil das Spiel landesweit im Fernsehen übertragen wurde. San Antonio hielt auch ohne die geschonten Profis mit und unterlag mit 100:105 nur knapp.

In der NBA, genauso wie in den anderen US-Profiligen, wird die wirtschaftliche Gesundheit der gesamten Liga aber nun einmal über das Wohl einzelner Spieler oder Teams gestellt. Das Modell ist erfolgreich, insofern kann man NBA-Chef Stern und seinen Mitarbeitern in der Ligazentrale kaum einen Vorwurf machen. Allerdings rief das heftige Bußgeld auch viel Kritik hervor, Popovich erhielt von mehreren Trainerkollegen Unterstützung.

Zahlen müssen die Spurs trotzdem. Vielleicht hätte es Popovich mit Humor versuchen sollen, anstatt seine Spieler ohne Kommentar abreisen zu lassen. Dass der 63-Jährige durchaus Witz besitzt, hat er im März bewiesen. Damals verzichtete er gegen Philadelphia darauf, Tim Duncan einzusetzen. In der dafür vorgesehenen Spalte des Spielberichts schrieb er als Begründung nur ein Wort: „old“. Gegen so viel entwaffnende Ehrlichkeit hätte selbst der strenge David Stern wohl auch diesmal kaum etwas einwenden können.

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