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Sport: 45:65 - Hase und Igel. Henrik Rödl war immer schon da

Nach dem Spiel war Hurl Beechum endlich mal allein. Mit gesenktem Kopf lehnte er an einer Werbebande.

Nach dem Spiel war Hurl Beechum endlich mal allein. Mit gesenktem Kopf lehnte er an einer Werbebande. Sein Gesichtsausdruck spiegelte Enttäuschung und Wut wider. Enttäuschung, weil sein Basketballteam, die Telekom Baskets Bonn, das zweite Play-off-Halbfinalspiel klar mit 45:65 gegen den Deutschen Meister Alba Berlin verloren hatten. Wut, weil gerade er in dieser knüppelhart geführten Begegnung herzlich wenig zustande gebracht hatte. Ein paar Meter weiter stand ausgepumpt, aber grinsend sein "Schatten": Henrik Rödl. Der Berliner Mannschaftskapitän hatte dem Bonner Drei-Punkte-Spezialisten, den sie "Gunman" oder "Threechum" nennen, keinen Raum gelassen. Es war wie beim Wettlauf zwischen Hase und Igel. Überall, wo Beechum auftauchte, war Rödl, momentan mit Play-off-Igel-Frisur, bereits. Gerade einmal drei Punkte gelangen Beechum.

Dieses gewonnene Duell war ein wichtiger Mosaikstein zum Erfolg der Berliner, die jetzt 2:0 Siege auf ihrem Konto haben und mit einem dritten Erfolg heute Abend in der Max-Schmeling-Halle (Beginn 20.15 Uhr/live in TV Berlin) bereits ins Finale einziehen könnten. Fehlen wird heute Center Patrick Femerling, der sich Mitte der zweiten Hälfte das rechte Knie verdrehte. Diagnose: Bänderdehnung. Vier Tage Trainingspause.

Femerlings Pech war die einzige negative Begleiterscheinung bei Albas Sieg. Berlins Trainer Svetislav Pesic sprach sogar von einem "der besten Spiele in dieser Saison". Was aber nur auf die Leistung in der Abwehr zutrifft. Pesic: "Ich freue mich, dass die Spieler gesehen haben, welchen Weg sie gehen müssen." Nur dank der Konzentration in der Defense "hat sich dann unsere Offensivquote verbessert". Denn vor der Pause hatten die Berliner genauso schlecht getroffen wie die Bonner. Eben auch ein Beleg dafür, dass bei der harten Gangart beider Teams ein ungehinderter Wurf kaum möglich war.

Keine Macht für niemand unter den Körben. Punkte verhindern als oberstes Gebot. "Wenn Alba so Defense spielt, haben wir keine Chance", sagte Bonns Trainer Bruno Soce, nach dessen Ansicht die Schiedsrichter in der letzten Viertelstunde dem Meister zuviel durchgehen ließen. Fakt ist, dass beide Teams an und nicht selten auch über der Grenze des Erlaubten agierten. Dettmann lobte die Verteidigung Albas: "So hatte Bonn nie eine Chance, sein Spiel zu spielen." Der "Bonner Generalanzeiger" sprach von "skrupelloser Abwehrarbeit" der Berliner.

Ein anderer wichtiger Faktor war am Mittwochabend Vladimir Bogojevic. "Endlich" habe es wieder so geklappt, wie er sich das vorstelle, meinte der 24-Jährige zufrieden. "Das tut mir gut und der Mannschaft natürlich auch." In den letzten Wochen hatte Pesic im Spielaufbau mehr auf Terry Dehere (im Verbund mit Henrik Rödl) gesetzt. Sichtlich gereizt reagierte der Trainer jedesmal auf Fragen, warum Bogojevic weniger eingesetzt wird. Dieser müsse sich vor allem erst einmal in der Abwehr steigern, meinte der Coach dann nur knapp. In Bonn kam Bogojevic von der Bank für den indiskutablen Dehere, brachte Ruhe in die Angriffsaktionen, bestimmte das Tempo und punktete vor allem in der entscheidenden Phase, als Alba Berlin von 30:31 auf 46:31 davonzog.

Auch wenn man Bogojevic (15 Punkte) und Rödl (10) herausheben muss, war es doch ein Sieg der mannschaftlichen Geschlossenheit und des Willens der Berliner. Nicht nur Bogojevic, auch Geert Hammink und Ademola Okulaja sorgten nach ihren Einwechslungen für frischen Wind. Bei Bonn herrschte in dieser Hinsicht Flaute. Lob gab es von Pesic auch für Wendell Alexis, der zwar nur sechs Punkte erzielte, jedoch hervorragend verteidigte und sich "in den Dienst der Mannschaft stellte" (Pesic).

Eine Mannschaft, die heute den Finaleinzug perfekt machen will. "Aber wir sind gewarnt", sagt Rödl. Er spielt damit auf Mai 1997 an, als man im Finale gegen Bonn mit 2:0 führte, dann aber daheim das dritte Spiel verlor. Das soll nicht noch einmal passieren. Und Beechum wird auch heute nicht allein bleiben. Der Igel wartet schon.Albas Basketballer im Internet: www.albaberlin.de

Sebastian Arlt

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