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Sport: 90 MINUTEN MIT Benjamin Lauth

Wie der 1860-Stürmer das 4:3 in Cottbus erlebte

Von Karsten Doneck, dpa

Er verriet Ungeduld. Wie er da im Regen auf schlammigem Untergrund unmittelbar vor dem Anpfiff wild mit den Armen ruderte, das diente nicht nur der Lockerung der Muskulatur. Es war auch ein Zeichen dafür, dass da einer gar nicht mehr abwarten kann, bis es endlich losgeht. Benjamin Lauth (Foto: Reuters), Stürmer des TSV 1860 München, 21 Jahre jung, wird in der Bundesliga in höchstem Maße gefürchtet, vor allem wegen seiner unbekümmerten und daher schwer aus zurechnenden Art, Fußball zu spielen.

Beim 4:3-Erfolg bei Energie Cottbus fiel dieser Lauth zunächst einmal gar nicht auf. An der Mittellinie postiert, schaute er nur zu, wie das Spiel an ihm vorbeilief. Keine Hilfsaktionen nach hinten, keine Impulse nach vorne. Das sollte Benjamin Lauth sein? Der U21-Nationalspieler, der Mann, den DFB-Teamchef Rudi Völler für die Nationalelf vorgemerkt hat? Nun ja, Lauth konnte auf einmal doch warten.

Aber erstklassige Torjäger zeichnet nun mal aus, dass sie nicht fortwährend an allen Aktionen beteiligt sein müssen, sondern eben im entscheidenden Moment zuschlagen. Das tat Benjamin Lauth, dem die „Münchner Abendzeitung“ schon mal eine Serie unter dem Titel „Bennys Welt“ gewidmet hat. In der 38. Minute schickte Remo Meyer einen Steilpass, Lauth nimmt den Ball auf, zögert keinen Moment. Sein Schuss aus 16 Metern schlägt flach im unteren linken Eck des Cottbuser Tores zur 1:0-Führung ein. Es war sein achter Saisontreffer.

Und auf einmal war Lauth im Spiel. Lauffreudigkeit war schon allein deshalb von ihm gefordert, weil er bei den Treffern zum 2:0 und 3:0 durch Schroth und Weissenberger mitjubeln wollte. Weite Wege musste er da nicht zurücklegen, stand er doch jeweils in der Nähe, ohne unmittelbar an den beiden Toren beteiligt zu sein. Mehr Anteil besaß er indes am vierten Tor. Wie er da an der Strafraumgrenze die Cottbuser Rozgonyi und Kaluzny austrickste, das allein war schon mehr wert als die 4000 Euro, die ihm der TSV 1860 monatlich als Gehalt zahlt. Und dann legte er auch noch präzise den Ball auf den Torschützen Schroth ab.

Kurioserweise gerieten die Gäste in der Schlussphase noch einmal in Bedrängnis. Cottbus holte durch Treffer von Topic, Kaluzny und Rink innerhalb von sechs Minuten auf 3:4 auf. Lauth musste sogar im Bereich vor der Abwehr aushelfen. Als der Schlusspfiff ertönte, war Lauth erleichtert. „Wir haben super gespielt, und die Sache dann unnötig spannend gemacht“, sagte der Münchner Angreifer. Sprach’s und verschwand mit klitschnassem Trikot in der Kabine.

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