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Sport: 90 MINUTEN MIT Christian Wörns

Wie der Dortmunder das Spiel gegen die Bayern erlebte

Wie viel sie bei Borussia Dortmund von ihrem Manndecker Christian Wörns (Foto: dpa) halten, hat Sebastian Kehl im Verlaufe der Woche dokumentiert, als er sich auf eine durchaus verwegene Wette einließ: Kein Treffer werde Bayerns Tormaschine Roy Makaay im Spiel gegen den BVB glücken, „der Christian Wörns hat schon ganz andere Stürmer kalt gestellt“.

Dass es enorm anspruchsvoll werden würde, Kehl zum Gewinn seines Einsatzes von 50 Euro zu verhelfen, erwies sich bereits nach sieben Spielminuten: Als Makaay den Ball volley über das Tor drosch, lief Wörns hinterher. Diejenigen im Bayern-Team, die sich in der Folgezeit von den rustikalen Qualitäten des harten Abwehrspielers mit der samtweichen Stimme überzeugen mussten, waren andere: Nach einer viertel Stunde knöpfte sich Wörns Michael Ballack an der Eckfahne vor, danach war Bastian Schweinsteiger dran.

Wörns war der Protagonist in einer Dortmunder Mannschaft, die verzweifelt darum rang, nicht in Rückstand zu geraten. Wobei der 31-Jährige Glück hatte, als ihm Roque Santa Cruz den Ball auf die Hand köpfte. Eine Sanktion gegen den Dortmunder wäre hart gewesen, doch es hat auch schon Schiedsrichter gegeben, die in vergleichbaren Situationen auf Elfmeter entschieden haben. Auch nach einer halben Stunde konnte sich der Verteidiger nicht beklagen, als er nach einem Ellbogeneinsatz gegen Zé Roberto ohne Gelbe Karte davon kam. Markus Merk ließ auch in dieser Szene Gnade vor Recht ergehen, und so galt für Wörns beim Pausenpfiff ein persönliches Fazit, das getrost auch auf die gesamte Dortmunder übertragen werden konnte: Gewankt, aber nicht gefallen.

Wörns und der BVB hatten sich ihre Glanzlichter für die zweite Halbzeit aufgespart. Nach etwas mehr als einer Stunde sorgte Dortmunds etatmäßiger Toreverhinderer mit einem Direktschuss zum 2:0 und damit für die Entscheidung. Für den Nationalspieler ein lange vermisstes Glücksgefühl, es war sein erstes Tor seit über zwei Jahren. Für die Statistiker: Das letzte datierte vom 30. März 2002. „Eigentlich wollte ich ja nur den Makaay am Tore schießen hindern“, sagte Wörns später, „da habe ich wohl was verwechselt.“

Der Rest war das routinierte Abspulen des in so vielen Spielen geübten Standardprogramms: Ein Foul an Santa Cruz, zweimal mit dem Kopf im eigenen Strafraum geklärt und ein Laufduell gegen Pizarro gewonnen. Christian Wörns hatte sein Pensum mehr als erfüllt. Und so ganz nebenbei hatte Dortmunds Bester den Kollegen Kehl um 50 Euro reicher gemacht. Ob der sich mit dem ein oder anderen Freigetränk erkenntlich gezeigt hat, ist nicht überliefert.

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