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Sport: Abgerollt

Zum Karriereende veröffentlicht der Ringer Alexander Leipold seine Autobiografie – sie hat ihm schon geholfen, den aberkannten Olympiasieg von Sydney und seine Schlaganfälle zu verarbeiten

Berlin - In der nächsten Woche geht die internationale Ringerkarriere von Alexander Leipold zu Ende. Sie endet, wenn man so will, auf dem Papier, denn nächste Woche erscheint Leipolds Autobiografie. „Ich glaub’ an mich“ heißt sie und beschreibt sein bewegendes sportliches Leben. Sie ist wie ein Zieleinlauf, nach dem nichts mehr passieren wird außer einigen Lockerungsübungen.

Der 35 Jahre alte Weltmeister sagt, es soll ein „Mutmacherbuch“ sein. Zunächst hat es ihm selbst geholfen. Es enthält seine Gedanken, aufgeschrieben für ihn hat sie der Berliner Journalist Klaus Weise. Als Weise ihm das Manuskript schickte, begann für Leipold eine Reise in die Vergangenheit. „Ich hatte beim Lesen die Gelegenheit, alles nochmal zu verarbeiten“, erzählt er, „ab und zu zwischendrin habe ich auch geweint.“

Eine überraschende Reaktion ist das nicht. Denn zum einen erscheint Leipold als emotionaler und im guten Sinne als einfacher Mensch, der an Grundsätze glaubt wie: „Fallen darf man, aber man muss auch wieder aufstehen.“ Zum anderen ist Leipolds Karriere auch ein Wechselspiel zwischen fröhlichen und tragischen Erlebnissen. „Wenn es bisher nur ein erfolgreiches Leben gewesen wäre, dann würde es keinen interessieren“, sagt Leipold.

Der schönste Moment seiner Karriere und der bitterste folgten zum Beispiel direkt aufeinander. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney gewann Freistilringer Leipold die Goldmedaille. Kurze Zeit später wurde sie ihm wieder aberkannt. Seine Dopingprobe wies Spuren des Steroids Nandrolon auf. „Ich glaub’ an mich“ – der Titel seines Buches passt gut zu jener Situation. Leipold kann sich nicht erklären, wie der positive Befund zustande kam, und es ist eine Glaubensfrage, ob man sich seiner Darstellung anschließt oder nicht.

Als Leipold wieder erfolgreich um Anerkennung gerungen hatte, erlitt er im Sommer 2003 drei Schlaganfälle. In den ersten Tagen war er sogar halbseitig gelähmt. Dass er sich wieder hochkämpfte und bei den deutschen Meisterschaften Zweiter wurde, nennt Leipold „meinen größten Sieg“. Wegen seiner Krankheit konnte er sich jedoch nicht für die Olympischen Spiele in Athen qualifizieren, seine Bemühungen um eine Wildcard waren nicht erfolgreich.

Wie einen bedeutenden und abschließenden Sieg feierte Leipold dafür den ersten Platz bei einem internationalen Turnier Anfang August in Kaliningrad. „Es war wie so oft: Ich habe zurückgelegen, gekämpft und doch noch gewonnen, erst im Halbfinale gegen einen Russen und dann im Finale gegen einen Chinesen.“

Das war Leipolds große Karriere. Doch es gibt jetzt noch eine kleine. Sie läuft in der Oberliga Hessen. Bei seinem ehemaligen Verein AC Bavaria Goldbach wird Leipold noch ein paar Kämpfe bestreiten. Der Verein hofft schon, dass mit Leipold die ruhmreiche Vergangenheit zurückkommt. Als Neunjähriger wechselte Leipold nach Goldbach und wurde mit dem bayerischen Klub zwischen 1987 und 1996 achtmal Deutscher Mannschaftsmeister.

Eigentlich kehrt Leipold nicht nur als Ringer zurück. Er kann seinen jungen Mannschaftskollegen viel erzählen vom Kämpfen auf und abseits der Matte. „Sieben von zehn Ringern sind zwischen 15 und 18 Jahre alt“, sagt Leipold. Inzwischen arbeitet er auch als Landestrainer für den hessischen Verband. „Ich kann durch meinen Trainerposten kompensieren, dass ich aufhöre. Ein Leben ohne Ringen kann ich mir gar nicht vorstellen.“

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