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Sport: Abschied vom Aufbau

Trainer Rapolder wird Bielefeld wohl verlassen

Vermutlich trauert Uwe Rapolder bereits dem Moment entgegen, an dem er mit der Wahrheit herausrücken muss. „Am Dienstag, spätestens am Mittwoch“ will der Trainer von Arminia Bielefeld auf Druck der Vereinsführung hin verkünden, ob er seinem aktuellen Beruf auch in der nächsten Saison noch nachgehen wird. Dass es so kommen wird, ist nach allem, was der Fußballtrainer Rapolder in den letzten Wochen und auch nach dem 0:2 seiner Mannschaft am Samstag gegen Schalke 04 von sich gegeben hat, so wahrscheinlich wie eine Entlassung von Volker Finke beim Bundesliga-Absteiger SC Freiburg. Nahezu undenkbar.

Der in die Bundesliga zurückkehrende 1. FC Köln sucht nach dem überraschenden Abschied von Aufstiegstrainer Huub Stevens einen neuen Übungsleiter. Gerüchten zufolge soll Rapolder beim 1. FC Köln bereits im Wort stehen. Der Trainer dementiert das: „Mit Köln sind Sie völlig auf der falschen Spur.“ Doch ihm scheint es trotzdem zu gefallen, immer wieder darauf angesprochen zu werden. So wollte er am Samstag nach dem Spiel gegen Schalke gar nicht nach Hause gehen, als auf der Pressekonferenz über seine Wechselabsichten diskutiert wurden. Munter machte er Späßchen über und mit Schalkes Trainer Ralf Rangnick und erzählte Schwabenwitze.

Die Zote über den Unfall zweier schwäbischer Taxis, bei dem alle 25 Insassen unverletzt blieben, bekam Hans-Hermann Schwick allerdings nicht mehr mit. Arminia Bielefelds Präsident war da schon lange entschwunden. Als er noch da war, hatte er mit einem Gesicht, das zum Dauerregen über Bielefeld passte, über all die „Spekulationen“ und „Gerüchte“ im Zusammenhang mit seinem Trainer gesprochen. Ein Hellseher sei er nicht, betonte Schwick noch, bestätigte dann aber immerhin: „Die Entscheidung fällt in dieser Woche.“

Von den verbalen Schwabenstreichen ihres eitlen Trainers, der mit seinen 46 Jahren unverhohlen vom Sprung eines Provinz- zu einem Traditionsklub spricht, dürften sie in Bielefeld eigentlich genug haben. Noch sagt das aber keiner. Umgekehrt möchte sich Rapolder im nächsten Jahr gerne den durchaus denkbaren Absturz der Arminia aus der Bundesliga ersparen. „Eigentlich“, sagt er, „müsste ich in Bielefeld bleiben.“ Wären da nicht die unsicheren sportlichen Aussichten: „Die halbe Mannschaft ist schon weg, und ich kann mir schon ausrechnen, was im nächsten Jahr passiert.“ Nämlich dasselbe. Das schaffe man schon, hört Rapolder auf solche Einwände hin von Arminias Vereinsführung immer wieder.

Die Lust auf diese Art von Überlebensstrategie ist Rapolder scheinbar vergangen. „Ich muss mir überlegen, ob ich diesen Aufbau immer wieder mitmachen will“, sagt Rapolder. Auch die Herz erwärmenden Worte seines Kapitäns und Torwarts Mathias Hain können seinen Trainer wohl nicht mehr umstimmen. „Es wäre für uns alle sehr, sehr wichtig, wenn er bliebe“, sagt Hain. Doch die sportliche Situation ist für Rapolder nur das eine. „Es gibt da auch noch eine andere, ganz private Seite“, sagt Rapolder.

Seine Familie ist der überschaubar spannenden Lebensverhältnisse in Ahlen wohl überdrüssig. Seit mittlerweile dreieinhalb Jahren leben die Rapolders in der Kleinstadt im südlichen Münsterland. „Da gibt es ein Restaurant, kein Kino“, berichtet der Papa. „Was meinen Sie, was mir meine Kinder da erzählen?“ Die dringende Bitte, endlich nach Bielefeld überzusiedeln, wird es vermutlich nicht sein.

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