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Sport: Abschied von den Amateuren: Regionalliga ist jetzt Profiliga

Berlin - Für Heike Voigt ändert sich nichts. „Wir gehen zur kleinen Hertha“, wird sie ihrem Sohn weiter erklären.

Berlin - Für Heike Voigt ändert sich nichts. „Wir gehen zur kleinen Hertha“, wird sie ihrem Sohn weiter erklären. Voigt ist Mitglied des Fanklubs „1. FC Amateure 99“. Auch am Sonntag zum ersten Saisonspiel gegen Preußen Münster wird sie im Stadion sein. Ihre Mannschaft heißt allerdings nicht mehr Hertha BSC Amateure, sondern Hertha BSC II.

Heute beginnt die Saison der Regionalliga Nord. Die Süd-Staffel startet eine Woche später – auch dort ist das Wort „Amateure“ hinter den Vereinsnamen verschwunden. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat es so beschlossen. Im Wörterbuch wird der Amateur als eine Person definiert, die ihre Tätigkeit „in ihrer Freizeit als Hobby, aus Spaß an der Sache selbst und weniger perfekt ausübt“. Jahrelang war das auch die Vorstellung des DFB, wie der Sport betrieben werden sollte. Als alle anderen Fußballnationen längst Profiligen eingeführt hatten, glaubte der DFB weiterhin an das Amateurideal. Erst mit der Einführung der Bundesliga 1963 setzte sich das Profitum auch hier durch.

Die zweiten Mannschaften blieben aber Amateure – in den Tabellen meist abgekürzt als A., Am. oder Amat. Nun verabschiedet sich der DFB vom antiquierten Begriff. „Die Bezeichnung war irreführend“, sagt Willi Hink, DFB-Direktor für Amateursport. „Das sind einfach keine Amateure mehr.“ Der DFB führe schließlich ein Lizenzierungsverfahren durch, bei dem die Klubs strenge wirtschaftliche Bedingungen erfüllen müssen.

Amateure spielen in der Regionalliga schon lange nicht mehr. In der Dritten Liga wird mindestens fünfmal pro Woche trainiert, zu den Spielen der Traditionsklubs St. Pauli oder Essen kommen mehr als 10 000 Zuschauer. Zudem laufen Profis aus der Bundesliga auf, die in der Regionalliga Spielpraxis sammeln sollen. Auf den Spielberichtsbogen der vergangenen Saison tauchen zum Beispiel die Namen Bastian Schweinsteiger, Nelson Valdez oder Naohiro Takahara auf.

Heike Voigt hätte sich darüber gefreut, wenn der DFB die Bezeichnung beibehalten hätte. „Hertha zwei hört sich ziemlich ungewohnt an“, sagt sie. Ihren Fangesang werden die Fans trotz allem behalten. „Wir singen auch in Zukunft: Ha-ho-höre, Hertha Amateure.“

Steffen Hudemann

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