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Sport: Abschied von der Sonne

Berlin Thunder beendet am Sonntag das Trainingslager in Florida und startet in die neue Saison

Florida verbinden die meisten Menschen mit Sonne, Strand und reichlich Erholung. Speziell die Ostküste gilt in den Augen vieler Amerikaner als reines Rentnerparadies. Das sehen rund 350 Footballer derzeit ganz anders. Für sie geht es in den benachbarten Städten Tampa und St. Petersburg um ihre sportliche Zukunft. Sie kämpfen dort, wo sich die meisten Menschen vom harten Arbeitsalltag erholen, um ihre berufliche Existenz. Die Spieler haben alle ein Ziel: Sie wollen in den Kader eines der sechs Teams aus der NFL Europe, deren Saison am 18. März beginnt. Ihr langfristiges Ziel aber ist eine Karriere in der amerikanischen Profiliga NFL. Wer sich in Europa nicht durchsetzt, wird es auch in der Mutterliga des Footballs wohl nie schaffen.

48 Spieler werden nach Berlin fliegen, um für Berlin Thunder anzutreten. Morgen wird Chefcoach Rick Lantz die Entscheidung über die Teambesetzung fällen. Einige Spieler wird sein Urteil hart treffen. Nach dem so genannten Cut wird Lantz die betroffenen Spieler zu sich ins Zimmer rufen und sich von ihnen verabschieden. Am Montag fliegen die verbliebenen Spieler dann von Tampa aus nach Berlin. Eine anspruchsvolle Aufgabe für die Fluggesellschaft. Denn die Spieler sind alles andere als schmächtig und müssen deshalb gut über die engen Sitzreihen im Flugzeug verteilt werden. Die Footballer reisen mit einer normalen Maschine.

Einer der schweren Jungs von Berlin Thunder ist Samuel Taulealea. Er ist bei Lantz gesetzt, wiegt 154 Kilogramm und hat auf dem Feld die Aufgabe, den gegnerischen Spielmacher an einem erfolgreichen Spielzug zu hindern und im Idealfall den Quarterback sogar zu Fall zu bringen – ein so genannter Quarterback-Sack. Damit könnte der 25-Jährige zum Liebling der Fans werden, denn er pflegt die Tradition seiner Vorfahren aus Samoa. Bei einem Sack will er im Olympiastadion den traditionellen samoanischen Tanz Sasa vorführen.

Keine Platzprobleme werden dagegen die drei Quarterbacks von Thunder haben. Lang Campbell, B.J. Symons und Brian Wrobel machen sich dafür ganz andere Sorgen. Die drei Spielmacher wissen noch nicht, wer am 18. März bei der Partie in Amsterdam als Führungsspieler auflaufen wird. Am stärksten hat sich in Tampa zwar Campbell gezeigt, doch Lantz wollte sich offiziell noch nicht festlegen. Nur eines steht fest: „Ich werde mit allen nach Berlin fliegen, und es werden alle drei auch eingesetzt“, sagt Lantz. Nur wer wie viel Spielzeit bekommt und die wichtigen Züge ansagen wird, will der Headcoach noch nicht verraten. In den Testspielen gegen Köln und Hamburg ist Campbell häufig zum Einsatz gekommen.

Der 24-jährige Quarterback hat auf dem traditionsreichen College William & Mary seine Schulzeit verbracht, dem zweitältesten College der USA. Von dort haben es noch nicht viele in die NFL geschafft, schon gar nicht als Quarterback. Die neue Nummer zwölf bei Thunder will dieses Ziel über den Umweg Berlin erreichen. Sein bisheriger Arbeitgeber, die Cleveland Browns, werden ihn besonders beobachten. Denn noch hat er in der NFL nicht eine Minute bestritten. Nur in einem Vorsaison-Testspiel durfte er auf den Platz. Deshalb haben ihn die Browns in die NFL Europe geschickt, damit er dort viel Spielzeit bekommt und sich zu einem stabilen zweiten Ersatzmann für den inzwischen 33-jährigen Trend Dilfer entwickelt.

Außerdem hat Lantz mit seinem Spielmacher – oder besser allen drei Regisseuren – ein großes Ziel: Sie alle wollen den Erfolg aus dem Vorjahr mindestens wiederholen. Im Sommer hatte Thunder den World Bowl erreicht – das Finale gegen Amsterdam dann aber verloren.

Ingo Wolff[Tampa]

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