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Hyypiä

© REUTERS

ABSCHIEDE: Welche Typen die Bundesliga verliert

Der spektakulärste Abschied dieser Bundesligasaison ist der von „Gurken-Gomez“. Seit der Europameisterschaft 2008, als Mario Gomez gegen Österreich aus einem Meter Entfernung über das Tor schoss, hieß es bei jeder vergebenen Chance: Der lernt es nie.

Der spektakulärste Abschied dieser Bundesligasaison ist der von „Gurken-Gomez“. Seit der Europameisterschaft 2008, als Mario Gomez gegen Österreich aus einem Meter Entfernung über das Tor schoss, hieß es bei jeder vergebenen Chance: Der lernt es nie. Aber der Torschützenkönig mit seinen 28 Toren hat sich in seinem dritten Jahr beim FC Bayern weiterentwickelt. Davor, beim VfB Stuttgart, hatte er gegen nicht so tief stehende Gegner mehr Platz für sein Spiel, bei den Bayern war der einst für 35 Millionen Euro geholte Gomez vor dieser Saison bestenfalls noch Stürmer Nummer drei. Gegen einen Wechsel zum FC Liverpool legte Bayern-Präsident Uli Hoeneß sein Veto ein, und als sich Ivica Olic schwer verletzte und Miroslav Klose nicht überzeugte, war Trainer Louis van Gaal froh, dass er Gomez hatte. Der 25-Jährige hat im Verein den sieben Jahre älteren Klose – der gestern eine Chance wie einst „Gurken-Gomez“ versiebte – verdrängt, im Nationalteam wird es auch bald soweit sein. Die Liga nimmt aber nicht nur Abschied von „Gurken-Gomez“, auch einige Kultfiguren hören auf. Zé Roberto vom Hamburger SV flitzte 13 Jahre in der Liga die linke Außenlinie entlang oder durch das Mittelfeld, gerne wäre er noch geblieben, aber nur für zwei Spielzeiten, mindestens. Das 36 Jahre alte Fitnesswunder kam vor zwei Jahren vom FC Bayern zum HSV, weil er dort seine Eleganz nur noch eine Saison lang zeigen sollte. So wie jetzt beim HSV. Der auch vorher bei seinen Klubs bewunderte Brasilianer will aber noch länger spielen, wahrscheinlich im Ausland. Dabei ist er wie sein Landsmann Dedé von Borussia Dortmund auch irgendwie Deutscher und beide reden oft davon, wie gerne sie ihre Kinder hier zur Schule schicken. In den letzten Wochen kam der 33-jährige Dedé, der auch noch ein oder zwei Saisons irgendwo weiterspielen möchte, aber kaum zum Reden, andauernd hat er geweint. Der Linksverteidiger kann nicht mehr schlafen, weil er nach dreizehn Jahren in Dortmund schon jetzt „in jeder Stunde, in jeder Sekunde“ den BVB vermisst. Zum Abschied wurde er noch einmal eingewechselt und verschoss einen Elfmeter – und wurde natürlich genauso gefeiert, als wenn er verwandelt hätte. Es hören noch weitere bekannte Spieler auf wie der Torschützenkönig von 2005, Marek Mintal. Er hat in den vergangenen zwei Saisons so gut wie nicht mehr gespielt, ist aber ein Idol der Club-Fans. Ob Torsten Frings in Bremen weiter Wortführer sein wird, entscheidet sich in der nächsten Woche. Der 37 Jahre alte Frank Rost verlässt auf jeden Fall den HSV. Sportlich ist es schade, dass von dem über viele Jahre herausragenden Torwart vor allem in Erinnerung bleiben wird, dass er ein unbequemer „Typ“ war, der mit seinen Äußerungen Aufsehen erregte. Ganz anders waren die 18 Bundesliga-Monate seines Mannschaftskollegen Ruud van Nistelrooy. Der 34 Jahre alte Weltstar kam von Real Madrid und wollte dorthin im Winter zurück. Als er nicht durfte, wurde noch offensichtlicher, dass er nie ganz in Hamburg angekommen ist. Der Klub steht nicht nur wegen seines Abschieds und dem von Zé Roberto und Rost vor einem großen Umbruch. Ganz anders als Bayer Leverkusen, wo Sami Hyypiä vor zwei Jahren nach einem Jahrzehnt als Kultfigur des FC Liverpool in ein junges Team kam und dem zeigte, was Souveränität bedeutet. Auch in Leverkusen wurde er schnell zum Publikumsliebling und es verwundert nicht, dass er sein Karriereende in aller Stille begeht, obwohl der 37-Jährige seinen Vertrag noch ein Jahr lang aussitzen könnte. Es ist fraglich, ob in den nächsten Jahren noch so verdiente Recken mit so vielen Dienstjahren in Rente geschickt werden. Die Bundesliga wird stetig jünger. Wer trotzdem so lange durchhält, wird mit Sicherheit ein echter Typ sein. Mathias Klappenbach

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