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Sport: Advocaat kapituliert

Nach nur fünf Monaten in Mönchengladbach erklärt der holländische Trainer seinen Rücktritt

Am Ende wirkte er wie ein gehetztes Tier: Dick Advocaat, der klein gewachsene, große Trainer. Der Mann, der den PSV Eindhoven, die Glasgow Rangers und das niederländische Nationalteam trainiert hatte, ehe er nach Mönchengladbach kam, um die Borussia vom Dauerkrabbeln gegen den Abstieg zu erlösen. Daraus ist nichts geworden. Bei seinem letzten Auftritt in der Fußball-Bundesliga am Samstag gegen Mainz 05 war der Holländer, der so viel Freude an seinem Beinamen „Der kleine General“ hat, zum Choleriker geworden. Er schrie gegen alles und jeden: gegen den Schiedsrichter, gegen den vierten Offiziellen, gegen seine eigenen Spieler. Vielleicht aber meinte er vor allem sich selbst.

Advocaat stand für große Ansprüche. Doch seine Amtszeit in Mönchengladbach endete nun nach nur fünf Monaten eher kläglich. Am Samstag nach dem Spiel gegen Mainz ließ der Holländer sich noch zum Weitermachen überreden, gestern nun kapitulierte der 57-Jährige. „Ich glaube, dass ich mit meinem Rücktritt Druck vom Klub und von der Mannschaft nehme“, ließ Advocaat via Pressemitteilung verkünden.

Sein Nachfolger wird der frühere Nationalspieler Horst Köppel, der seit dieser Saison die Amateure des Vereins in der Oberliga trainiert, aber auch schon Ende Oktober nach der Entlassung von Holger Fach für ein Spiel (2:0 gegen Bayern München) als Interimstrainer eingesprungen war. Doch auch dieser spektakuläre Erfolg half Köppel nicht. Insgeheim hatte er wohl auf eine Beförderung zu den Profis gehofft, die ambitionierte Vereinsführung der Gladbacher aber wollte einen prominenten Namen als Trainer verpflichten.

Präsident Rolf Königs, ein erfolgreicher Unternehmer, war bei Advocaats Präsentation im vergangenen November vor Stolz fast geplatzt. Gestern ließ er zum Rücktritt des verhinderten Erfolgstrainers mitteilen: „Es war ehrenhaft, wie er sich verabschiedet hat. Advocaat hat nicht versagt, es hat halt nicht ganz zusammengepasst.“ Advocaat hatte sein Amt mit der Ankündigung angetreten, er wolle mit den Borussen den Uefa-Cup erreichen, und zwar in den nächsten zwei bis drei Jahren. Deshalb ließ er sich weitreichende Vollmachten für die Verpflichtung neuer Spieler geben. Und außerdem ein großzügiges Einkommen. Bis 2007 sollte Advocaat etwa zwei Millionen Euro pro Jahr verdienen. Nun wird sein Vertrag zum 30. Juni aufgelöst, der Trainer verzichtet auf eine Abfindung.

Für Advocaats Verpflichtung hatte sich vor allem Sportdirektor Christian Hochstätter stark gemacht. Angeblich war auch er es, der gegen den Willen des Präsidiums die lange Vertragsdauer für Advocaat durchsetzte. Die Entscheidung für den Holländer allerdings hat die Vereinsführung mitgetragen. Trotzdem hat das erfolglose Zwischenspiel mit dem holländischen Trainer Hochstätters Position nicht gerade gestärkt. „Das Vertrauen in Christian Hochstätter ist da“, sagte Königs gestern, fügte aber hinzu: „Das Schöne am Fußball ist, dass man nach einer Saison immer Bilanz ziehen kann.“

Präsident Königs hatte schon bei der Verpflichtung Holger Fachs von einer Schicksalsgemeinschaft zwischen Trainer und Sportdirektor gesprochen. Fach war mit Hochstätter befreundet, der Sportdirektor hielt große Stücke auf seinen früheren Mitspieler. Allerdings war es dann das Präsidium, das Fachs Vertrag in der Winterpause der vorigen Saison vorzeitig verlängerte und ihn nur wenige Monate später entließ. Im Oktober musste Fach gehen – nach einer Bilanz von neun Punkten aus zehn Spielen. Advocaat holte in 18 Spielen 18 Punkte.

Dabei hatte Hochstätter geglaubt, mit dem Engagement von Advocaat einen großen Coup gelandet zu haben. In der Winterpause ließ er den neuen Trainer für 3,5 Millionen Euro sieben neue Spieler verpflichten, nachdem er schon vor der Saison acht Spieler geholt hatte. Entscheidend weitergeholfen hat den Gladbachern bislang keiner von den Neuen.

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