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Ägypter feiern in Kairo Einzug ins Afrika Cup-Finale

© dpa

Afrika Cup: Ägypten im Rausch

Nach dem Halbfinalerfolg gegen den Erzrivalen Algerien befindet sich ein ganzes Land im Ausnahmezustand. Am Sonntag soll nun der Titelgewinn folgen, damit sich die in der WM-Qualifikation gescheiterten Ägypter wenigstens als "Weltmeister von Afrika" fühlen dürfen.

Die Zeitungen in Kairo überschlagen sich vor Freude. "Die Dampfwalze der Pharaonen hat Algerien zerquetscht“ und "80 Millionen Ägypter sind glücklich“, bejubelten die Blätter ihre Sieger in den roten Nationaltrikots. "Rote Nacht in Angola – vier Tore und drei Platzverweise“ titelte ein anderes Blatt. Heiser, glücklich und unausgeschlafen – so standen am Morgen danach ein Dutzend Männer beim Zeitungshändler am Suliman Guhar Platz in Dokki herum, der seine euphorische Druckware fein säuberlich auf dem Bürgersteig ausgebreitet hat. Die halbe Nacht haben sie kein Auge zugetan – wie alle in der Stadt. Schon Minuten nach dem Schlusspfiff bebten die Nilbrücken unter dem Ohrenbetörenden Lärm hupender Autokorsos und johlender Fans. Auf dem Tahrirplatz im Zentrum der Hauptstadt brach zeitweise der Karneval aus. Die Menge klatschte zum wilden Wirbel der Trommler, Frauen tanzten auf Autodächern, dazwischen krachte Feuerwerk.

Bis zum frühen Morgen ließ die ägyptische 25-Millionen-Metropole ihre Mannschaft hochleben - nach dem souveränen 4:0 Sieg im Halbfinale des Afrika Cups in Angola über den Erzrivalen Algerien, zu dem auch der bei Borussia Dortmund spielende Mohamed Zidan einen Treffer beisteuerte. "Wir haben unsere Würde zurück, ich kann gar nicht sagen wie glücklich ich bin“, brüllt ein junger Mann im Getümmel am Straßenrand. "Das ist die Revanche für Sudan.“ Und was für eine Revanche: Ohne grobe Fouls und sportlich verdient spielte Ägypten den hohen Sieg heraus. Nur eine gelbe Karte gab es für das Team vom Nil, während der Schiedsrichter gleich drei grüne "Wüstenfüchse“ vom Platz stellte, zuletzt Torwart Fawzi Chaouchi nach einem außergewöhnlich brachialen Fußtritt, der im normalen Leben wohl als Körperverletzung vor Gericht gelandet wäre.

Der Sieg in Benguela – er wirkte wie Balsam für die verwundete Fußballseele am Nil. Ende letzten Jahres noch hatte Algerien nach zähem Kampf den "Pharaonen“ die Teilnahme an Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika mit einem 1:0 Sieg im Entscheidungsspiel in Khartum weggeschnappt – begleitet von Faustkämpfen der Fans und Muskelspielen der Diplomaten. "Kopf hoch, Jungs“ und "Algerien ist stolz auf seine Krieger“, kommentierten dann auch trotzig die algerischen Blätter das verlorene Duell. "Besingt nur eure morbide Freude, ihr Heulsusen von Kairo“, wütete die Zeitung "La Tribune“ und beschimpfte den Schiedsrichter als "das eigentliche Schwein“ des Spiels. Auch wisse man auf dem ganzen Kontinent, dass Algerien und nicht Ägypten an der WM in Südafrika teilnimmt – und das sei das einzige, was zähle.

Für die Fans in Kairo dagegen ist seit Donnerstagabend die WM-Schmach von 2009 erst einmal ausgebügelt. Nun fiebern sie dem Finale entgegen, wenn Ägypten in Luanda auf Ghana trifft, das sich mit 1:0 gegen Nigeria durchsetzte. Und dann hoffen sie, dass ihr Team den begehrten Cup zum dritten Mal hintereinander an den Nil holt. "Ein Sieg am Sonntag – und wir sind wenigstens Weltmeister von Afrika“, flachst dann auch ein junges Paar, während ihr kleiner Sohn glucksend auf der Kühlerhaube eines geparkten Autos herumhüpft.

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