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Alba Berlin: Die Pleiten nach der Pleite

Albas nächster Gegner Köln hat sich nach der Insolvenz als Verein wieder beachtlich entwickelt. Nur sportlich läuft es nicht gut: Die 99ers kämpfen gegen den Abstieg.

Berlin - Knapp ein Jahr nach der Insolvenz konnte Basketball-Bundesligist Köln 99ers im Januar endlich einen Erfolg melden: Mit knapp 700 Mitgliedern war der Verein im vergangenen Jahr zum größten Basketballverein Deutschlands aufgestiegen. Die „breite Basis“, auf die die Kölner Verantwortlichen den krisengeplagten Klub stellen wollten, ist also da. Allerdings hapert es an der Leistung der Profis: Zum heutigen Spiel bei Alba Berlin (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof) reisen die 99ers abstiegsgefährdet als Drittletzter.

Nachdem sich der Mäzen des Klubs im Januar 2008 zurückgezogen hatte, wurden die Kölner erst in letzter Sekunde durch den Hamburger Geschäftsmann Jürgen Wollny vor dem Aus gerettet. In Immanuel McElroy und Aleksandar Nadjfeji wechselten zwei Leistungsträger zu Alba. Kölns Sportdirektor Stephan Baeck, der fünf Jahre lang für Alba gespielt hatte, musste für die neue Saison ein preisgünstigeres Team zusammenstellen. „Insofern ist das für uns keine Riesenüberraschung, dass wir jetzt da unten stehen“, sagt Baeck. Nach einer Insolvenz sei es nun mal sehr schwer, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Nach wie vor können die Kölner weder einen Namens- noch einen Trikotsponsor vorweisen.

Abgesehen von den Sorgen der Profi-Abteilung scheint das Konzept des Klubs aber aufzugehen. 48 Jugendmannschaften schicken die 99ers aufs Feld, in mehr als 40 Schul-AGs sucht der Verein nach Talenten. Es gibt ein Team in der Bundesliga der Frauen und eine Rollstuhlbasketball-Abteilung. Mit Mitternachts-Turnieren sollen Jugendliche von der Straße geholt werden. „Das heißt: Wann immer in Köln über Basketball gesprochen wird, ist es ein Thema der 99ers“, sagt Baeck. Aleksandar Nadjfeji verfolgt das Auf und Ab bei seinem alten Arbeitgeber. „Es sieht nicht so gut aus“, gibt er zu. „Im Rückblick war es richtig für mich, dass ich nach Berlin gekommen bin.“ Für die finanziellen Probleme bei den 99ers hat Nadjfeji Verständnis. Das Management arbeite sehr hart, aber Köln sei nun mal „eine Fußball-Stadt“.

Sollte Köln – immerhin Deutscher Meister 2006 – tatsächlich absteigen, ist die Aufbauarbeit im Klub erst einmal in Gefahr. Weitergehen werde es auf jeden Fall, sagt Baeck. „Die Frage ist: Auf welchem Niveau?“ Ohne Profimannschaft als Zugpferd würden es die 99ers schwer haben. „Unsere Jugendspieler stehen mit großen Augen in der Halle, wenn die Profis zum Training kommen“, sagt Baeck. „Wenn das wegfällt, wird es sofort sehr viel schwieriger, dem ganzen Programm eine Ausrichtung zu geben.“Lars Spannagel

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