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Hinsetzen, durchatmen: Alba Berlins Trainer Aito Garcia Reneses hat die Ruhe weg.

© Andreas Gora/dpa

Alba Berlin im entscheidenden Eurocup-Endspiel: Titel hin oder her – einfach mal genießen

Albas entscheidendes Finalspiel gegen Valencia hat alles, was ein gutes Basketballspiel braucht. Das sollte man unbedingt auskosten. Ein Kommentar.

Für Alba Berlin geht es am Montagabend in Valencia beim entscheidenden dritten Spiel der Eurocup-Finalserie um viel, um sehr viel, das dürfte inzwischen auch der letzte Sportfan mitbekommen haben. Zum zweiten Mal nach 2010 hat der Berliner Basketball-Bundesligist die Chance auf den Titel. Es wäre nicht nur der größte Erfolg der Vereinsgeschichte nach dem Gewinn des Korac-Cups 1995, sondern auch der größte Triumph eines deutschen Basketball-Teams im internationalen Wettbewerb überhaupt – und es wäre Albas ersehnter erster Titel nach zuletzt drei bitteren Finalniederlagen. Da kann man als Fan schon einmal Schnappatmung bekommen. Doch bei all dem Hype um das anstehende Entscheidungsspiel sollte eins nicht zu kurz kommen: Der Spaß an diesem schönen Sport mit der orangefarbenen Kugel und den zwei Körbchen unter der Hallendecke.

Das zweite Spiel der Serie am Freitagabend in der Arena am Ostbahnhof bot dafür beste Voraussetzungen. Es hatte alles, was ein gutes Basketballspiel braucht: Zwei Teams mit klaren Vorstellungen davon, wie sie die orangefarbene Kugel in diese Körbchen unter der Hallendecke befördern wollen, zwei Trainer, die sich ständig gegenseitig mit neuen taktischen Aufgaben triezten, spektakuläre Aktionen vorne wie hinten, links wie rechts, eine atemlose Atmosphäre in der Halle und sowieso jede Menge Spannung und Dramatik bis zum Schluss. Das hat Spaß gemacht und war beste Werbung für den Sport mit der orangefarbenen Kugel und den zwei Körbchen unter der Hallendecke. Man kann es deshalb auch schade finden, dass das alles entscheidende letzte Spiel nicht in Berlin oder auf neutralem Boden stattfindet.

Dass es im Sport eben nicht nur um Titel und Siege geht, sollte da also nicht in Vergessenheit geraten. Der Sport mit der orangefarbenen Kugel und den Körbchen undsoweiterundsofort ist ein viel zu schöner, als dass man sich vor lauter Schnappatmung den Blick auf die Ästhetik und das Spektakel des Spiels verstellen lassen sollte. Wenn jetzt zwei Teams aufeinandertreffen, deren Bemühungen der letzten Wochen sich vollständig auf eine einzige Partie kaprizieren und die über eine solch hohe Qualität verfügen, dass ein träges Gehinke oder wildes Gezocke quasi ausgeschlossen ist, dann ist es vielleicht auch nicht ganz verkehrt, ab und zu mal tief durchzuatmen und sich kurz zu vergegenwärtigen, welch ein besonderes Spiel man da gerade erleben darf.

„Wir müssen einfach nur hinfahren und es genießen“, hat Albas Luke Sikma nach dem Spiel am Freitag gegen Valencia gesagt. Damit hat er recht. Dabei mitzufiebern, dass die orangefarbene Kugel im richtigen Körbchen unter der Hallendecke landet, ist natürlich trotzdem erlaubt.

Leonard Brandbeck

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