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Bitter im Abgang. Nach dem 69:80 gegen die Eisbären Bremerhaven mussten sich die Berliner um Kapitän Alex King (l.) am Sonntag sogar Pfiffe anhören.

© Imago/Camera4

Alba Berlin in der Krise: Von frustrierend bis haarsträubend

Vor dem Eurocup-Heimspiel am Mittwochabend gegen Le Mans Sarthe stecken Albas Basketballer in der Krise. Warum ist das so? Eine Analyse.

Vier Pflichtspiel-Niederlagen in Serie: Vor dem heutigen Eurocup-Heimspiel gegen Le Mans Sarthe (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof) stecken Alba Berlins Basketballer in der Krise. Wir analysieren, was zurzeit falsch läuft in Sasa Obradovics Team.

DIE OFFENSIVE

Seit dem Sieg gegen den FC Bayern München vor zweieinhalb Wochen ist Alba die Selbstverständlichkeit im Angriff abhanden gekommen. Beide Aufbauspieler haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen: Jordan Taylor hält den Ball zu lange, seine Zögerlichkeit hemmt den Spielfluss des gesamten Teams. Sein Partner Will Cherry versucht es hingegen zu oft mit der Brechstange. Cherry zieht immer wieder beherzt zum Korb, mitunter rennt er sich dabei aber kopflos fest. Insgesamt fehlt es der Mannschaft an Selbstvertrauen und Entschlossenheit. Bestes Beispiel dafür ist Mitchell Watt, der manchmal regelrecht erstarrt, wenn er den Ball in die Hände bekommt. Selbst der zu Saisonbeginn überzeugende Dragan Milosavljevic schiebt die Verantwortung im Moment zu häufig an seine Mitspieler weiter.

DIE DEFENSIVE

Alba ist auch bei den vier Niederlagen Obradovics Verteidigungsstrategie treu geblieben. Die Aufbauspieler versuchen, großen Druck auf ihre Gegenspieler auszuüben. Allerdings hapert es zurzeit an der Kommunikation und dem defensiven Zusammenspiel. Die extrem aggressive Spielweise ist risikoreich und nur dann erfolgreich, wenn alle fünf Spieler zusammenarbeiten. Beim 69:80 gegen Bremerhaven am Sonntag blieben die Berliner Aufbauspieler immer wieder in Blöcken hängen, ihre großen Mitspieler halfen ihnen nicht konsequent genug. Die Folge waren etliche Dreier der Bremerhavener und ein hoher Rückstand für Alba schon im ersten Viertel.

DIE KONZENTRATION

Teilweise unterlaufen den Berlinern haarsträubende Flüchtigkeitsfehler. Center Elmedin Kikanovic, einer der erfahrensten Profis im Kader, passte den Ball gegen Bremerhaven gleich mehrfach völlig ohne Not ins Aus anstatt zu seinen Aufbauspielern. Noch hanebüchener: Nach einem verwandelten Freiwurf von Kikanovic vergaßen alle fünf Berliner Spieler zurückzusprinten, ein einziger langer Pass ermöglichte dem Bremerhavener Larry Gordon einen ungestörten Dunking. Derartige unentschuldbare Konzentrationsschwächen würden auch weniger penible Trainer als Obradovic aus der Fassung bringen. Nach Gordons Dunking wendete sich der Serbe frustriert ab, auf der Bank der Berliner herrschte entsetztes Schweigen.

DER WEG AUS DER KRISE

Sasa Obradovic reagierte auf die Niederlage gegen Bremerhaven so, wie man es von ihm gewohnt ist. Am Montagmorgen beorderte er seine Spieler schon um 7 Uhr zum Training in die Halle, normalerweise hat die Mannschaft am Tag nach Spielen zumindest vormittags frei. In den kommenden Tagen wird es für Alba darum gehen, sich zunächst in den Kernkompetenzen des Teams zu verbessern. Wie schon in den vergangenen Jahren funktioniert Albas Spiel aus der Defensive heraus: Die Mannschaft zieht ihr Selbstverständnis und ihre offensiven Möglichkeiten aus einer funktionierenden Verteidigung.

Nachhaltig geschadet haben die Niederlagen Alba noch nicht wirklich: In der Bundesliga lässt sich Platz drei verschmerzen, da auch die Konkurrenten Bayern und Bamberg bereits mehrmals verloren haben. Und im Eurocup können die Berliner mit einem Sieg gegen Le Mans vorzeitig die nächste Runde erreichen. Beim 88:84 im Hinspiel schoss Niels Giffey Alba in der Verlängerung mit zwei Dreiern zum Sieg. Der Nationalspieler wird allerdings auch heute wahrscheinlich wegen einer Fußsehnenentzündung fehlen.

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