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Alba Pavicevic

© Matthias Koch

Alba Berlin: Start ohne Kompromisse

Albas neuer Trainer Luka Pavicevic wird Anfang nächster Woche seine Arbeit aufnehmen. Was bedeutet, dass er sich zunächst einen Überblick verschaffen wird, wer denn eigentlich die Spieler sind, die noch unter Vertrag stehen. Denn allzu viel weiß er über Alba noch nicht.

Berlin - Möglicherweise wollte Luka Pavicevic besonders höflich sein bei seinem ersten Auftritt für Alba Berlin. Nachdem er seinen Stolz bekundet hatte, als neuer Cheftrainer auserwählt worden zu sein, sagte der 39 Jahre alte Serbe gestern bei seiner Vorstellung: „Ich weiß, wie viel Anstrengung gemacht wurde, um Alba zu einer der stärksten Mannschaften nicht nur in Deutschland, sondern in Europa zu machen.“ Der Wahrheit kam Albas Aufsichtsratsvorsitzender Axel Schweitzer vier Wochen nach dem Scheitern im Play-off-Viertelfinale wesentlich näher. Wirtschaftlich und organisatorisch sei der Klub europäische Spitze, „aber sportlich sind wir, positiv ausgedrückt, maximal Mittelmaß“.

Damit sich das ändert, hat Alba Pavicevic als Nachfolge von Henrik Rödl auserkoren. Gestern flog er für einen Tag ein, um sich den Medien vorzustellen, Anfang nächster Woche wird er seine Arbeit aufnehmen. Was bedeutet, dass er sich zunächst einen Überblick verschaffen wird, wer denn eigentlich die Spieler sind, die noch unter Vertrag stehen. Denn allzu viel weiß er über Alba noch nicht. Aber die Eckpfeiler, die sich ihm darstellen, reizen ihn. „Alba ist mehr ein Kind für das Management als ein Wirtschaftsprojekt“, sagt er in exzellentem Englisch, und „Albas Organisation gilt als eine der besten außerhalb der NBA. Ich will so lange wie möglich hier sein, das können viel mehr als die drei Jahre werden, die mein Vertrag läuft. Alba ist ein Projekt.“ Ein Langzeitprojekt, meint Pavicevic, eines, das ihm ungeahnte Möglichkeiten bieten könnte. „Er hat zum Teil unter sehr schwierigen Bedingungen aus jedem Team das Optimale herausholen können und hat hier Unterstützung, die er bisher so vielleicht nicht hatte“, sagt Alba Berlins Geschäftsführer Marco Baldi. Erst seit vier Jahren ist Pavicevic Cheftrainer, auf zwei Stationen bei Belgrader Klubs folgte je eine Saison bei Hemofarm Vrsac – dort kam er ins Uleb-CupHalbfinale – sowie bei Panionios Athen. Mit seiner eigenen Erfahrung hätten sich auch die Arbeitsbedingungen gebessert, sagt Pavicevic diplomatisch. Axel Schweitzer wird deutlicher: „Bei einem seiner Vereine wollte er Herzfrequenzmessgeräte für das Training haben. Er ist von Pontius zu Pilatus geschickt worden „und hat sie schließlich selber gekauft“.

Künftig soll er von solchen Widrigkeiten verschont bleiben. „Er hat einen relativ großen Gestaltungsraum“, sagt Baldi, „er kriegt nicht gesagt, du musst den und den Spieler holen, sonst bist du weg. Ein Start mit Kompromissen wäre schlecht. Er hat freie Hand.“ Das gilt sowohl bei der Auswahl des Kotrainers als auch bei der neuer Spieler. Baldi rühmt den „ganzheitlichen Blick“ von Pavicevic, der auch dem Nachwuchsprogramm und der medizinischen Abteilung gelte. Er will und soll sich in allen Bereichen einbringen.

Albas gesamte Führung wohnte Pavicevics Vorstellung bei und berichtete von seinen Vorzügen und davon, dass der Serbe „an der Seitenlinie mitspielt. Nach zehn Minuten ist er nassgeschwitzt“ (Baldi). Pavicevic selbst war höflich, aber in Unkenntnis vieler Details relativ vage. In Meisterschaft und Pokal wolle er mit Alba angreifen und im Uleb-Cup „alles tun, um soweit wie möglich zu kommen“. Dass der Mann Humor hat, wurde freilich gestern schon deutlich. Wie er sich selber beschreibt? „Ich rasiere mich nicht gerne“, sagte er lachend. Mit Svetislav Pesic, der einst sowohl Pavicevic als auch Alba trainierte und künftig Coach von Dynamo Moskau ist, habe er kürzlich gesprochen. „Wir haben uns gegenseitig zu unserem neuen Job gratuliert. Ich hatte das Gefühl, ich habe es besser getroffen.“

Helen Ruwald

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