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Hohes Ziel. Ein Sieg über Tel Aviv brächte Albas McLean (M.) ins Viertelfinale.

© Imago/Bernd König

Alba Berlin vor Spiel gegen Maccabi Tel Aviv: Der Viertelfinaleinzug in der Euroleague wäre die Krönung

Sportdirektor Mithat Demirel blickt vor dem entscheidenden Spiel am Donnerstag gegen Maccabi Tel Aviv zurück auf die Saison von Alba Berlin in der Euroleague und bewertet die Chancen aufs Viertelfinale.

Es wäre sensationell, wenn wir mit Alba Berlin als erstes deutsches Team das Viertelfinale der Euroleague erreichen. So gut diese Saison bisher gelaufen ist, wäre das noch die Krönung. Dass wir heute dieses Spiel zuhause gegen Maccabi Tel Aviv haben und uns zurecht Chancen ausrechnen dürfen, zeigt die Entwicklung, die diese Mannschaft genommen hat. Und dass wir mit unserem Stil – Team-Basketball in Verteidigung und Angriff – immer eine Chance haben.

Wir Verantwortlichen hatten uns vor der Saison Möglichkeiten aufs Top 16 ausgerechnet, weil wir aus Erfahrung wissen, dass auf diesem Niveau Kleinigkeiten entscheiden. Unser Trainer Sasa Obradovic war von Natur aus pessimistischer, und wenn man sich unseren Kader anschaut, dann hatten nur wenige Spieler vorher schon in der Euroleague gespielt.

Zu Beginn der Vorrunde haben wir gleich deutlich gegen ZSKA Moskau und in Tel Aviv verloren. Aber man muss realistisch bleiben, die haben einzelne Spieler, die doppelt so teuer sind wie unser ganzer Kader. Da wird jeder Fehler bestraft, gerade bei einem Team, dass sich auf diesem Niveau noch orientiert. Aber daraus kannst du lernen. Gegen Malaga sind wir knapp unterlegen und standen in Limoges extrem unter Druck. Doch unsere Mannschaft agierte sehr dominant und konzentriert. Der erste Sieg war sehr wichtig. Mit einem Erfolg in Zagreb waren wir wieder im Rennen, dann hatten wir eine starke Phase, haben in letzter Sekunde gegen Malaga gewonnen. Beim Rückspiel in Limoges war die Atmosphäre hitzig, aber die Jungs haben nicht zurückgesteckt. Es war krass, dass wir uns dort so früh für das Top 16 qualifiziert haben, vor Teams, die auf Augenhöhe mit uns sind.

Alba braucht heute einen Sieg gegen Tel Aviv zum Viertelfinaleinzug

In der Zwischenrunde haben wir dann gegen Barcelona mit zu viel Respekt begonnen, aber dann angefangen, uns über die Verteidigung ins Spiel zu kämpfen und konnten einer Mannschaft mit dieser Qualität den Schneid abkaufen. Die Stimmung in der Halle war toll, unsere Fans haben jede gelungene Aktion bis zum Sensationssieg gefeiert. Aber in der Euroleague geht es extrem schnell, in Kaunas und gegen Real Madrid wurden unsere Schwächephasen gnadenlos ausgenutzt.

Es gab große Gegensätze: das Geisterspiel in Istanbul, da war gar keine Atmosphäre ohne die ausgesperrten Zuschauer. In Belgrad hat dagegen die Halle gebebt. Noch nie habe ich unseren Trainer so ruhig gesehen. Sasa war extrem kontrolliert, um in seiner serbischen Heimat die Fans nicht zu provozieren. Als wir unnötig gegen Athen verloren, dachten wir, dieses Spiel wird uns später noch ärgern. Doch dann haben wir sensationell in Tel Aviv gewonnen, beim Euroleague-Champion. Diese Team-Leistung hat das Tor geöffnet, da war der Glaube noch mehr da. Wir haben verinnerlicht, dass wir diese Gegner mit unseren Mitteln schlagen können. Auch wenn Verletzungsprobleme kamen, wichtige Spieler wie McLean, Hammonds oder Radosevic zeitweise ausfielen. Aber das hat uns keinen Knacks gegeben, auch die Niederlage nach Verlängerung in Barcelona nicht. Für Reggie Redding hat es mich gefreut, dass nach einer Schwächephase der Knoten geplatzt ist und er ein überragendes Spiel gegen Kaunas zeigte. Dass wir mit einer Rumpftruppe in Madrid hoch verloren, konnten wir einordnen.

Die Fankrawalle im Spiel gegen Galatasaray waren keine schönen Szenen, das hatte nichts mit Sport zu tun. Doch die Jungs kamen nach einer Stunde konzentriert aus der Kabine zurück. Und obwohl wir unter Druck standen, gewinnen zu müssen für die nächste Runde, legten sie gegen Belgrad und in Athen nach, unser vielleicht wichtigster Sieg. Die Mannschaft hat in ihrer Reife einen Riesenschritt gemacht. Die Jungs haben nie aufgegeben und es sich verdient, ein Spiel wie das gegen Tel Aviv zu haben. Und vielleicht sogar noch mehr.

Aufgezeichnet von Dominik Bardow. Das Spiel ist live ab 20 Uhr im kostenpflichtigen Stream bei Sport1.de zu sehen.

Mithat Demirel

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