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Am Ende behält aber Alba Berlin die Oberhand. Ulms Lance Jeter (l.) beim Korbleger gegen Berlins Deon Thompson (r.).

© dpa

Alba - Ulm 85:67: Alba ist Pokalsieger

Es ist geschafft: Nach vier Jahren ohne Titel gewinnen die Basketballer von Alba Berlin wieder eine Trophäe. Im Pokalfinale setzen sie sich gegen Ulm durch und holen zum siebten Mal den BBL-Pokal.

Dashaun Wood spurtete los, sprang wie eine Computerspielfigur über die Bande, die Pressetische, in den Fanblock. Die Anhänger von Alba Berlin ließen ihn hochleben. Seine Mitspieler auf dem Feld, umarmten einander, den Trainer, das Maskottchen, einfach jeden. Im Hintergrund rollte eine Podest herein, Sieger-T-Shirts wurden verteilt und dann kam er, der Silbertrichter, der deutsche Basketball-Pokal. Die Berliner hatten es geschafft, sich in eigener Halle einen Titel gesichert, den ersten seit vier Jahren. Und das ohne jeden Zweifel, trotz Gastgeberbonus: Wer erst Bayern München und dann im Finale Ulm 85:67 (38:39) deklassiert, der hat sich die Trophäe verdient. Die Berliner unter den 13 854 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof feierten den erhofften Ausgang des Pokalwochenendes. „Dafür machen wir das alles, um Titel zu gewinnen“, jubelte Sportdirektor Mithat Demirel. „Die Jungs haben sich unheimlich reingebissen in diesen zwei Tagen, sie haben sich das verdient.“ Und fügte dann hinzu: „Das soll nicht der letzte Titel in dieser Saison gewesen sein.“

Die Berliner hatten auf dem Weg zum Pokal jedoch einen Berg zu überwinden gehabt: Der hieß John Bryant. Alba-Coach Sasa Obradovic hatte nach dem Halbfinalsieg gegen Bayern München verraten, dass die Berliner im Sommer nicht nur die Ulmer Philipp Schwethelm und Daniel Theis, sondern auch Bryant umworben hatten. „Aber keine Chance“, sagte Obradovic. Der Ulmer Center zeigte von Spielbeginn an, warum er so begehrt ist. Bei seinen 130 Kilogramm ist nicht alles Muskel, aber alles Masse und Klasse. Allein seine Präsenz in der Defensive zwang Alba dazu, weiträumig um Ulms Korb herum zu spielen. Offensiv wirkt der wertvollste Bundesligaspieler der Vorsaison beim Laufen wie ein übergewichtiges Kind im Sportunterricht, aber er drückt seinen Gegenspieler weg wie ein American-Football-Spieler. Weder unter dem Korb noch von der Dreipunktelinie war der US-Amerikaner mit dem blonden Pferdeschwanz zu stoppen, er erzielte allein 15 Punkte im ersten Viertel und feuerte die Ulmer Fans in Orange nach Punkten gestenreich zu mehr Lärm an. Die Quakenrücker Fans in der Halle hielten zu Alba, die Münchner zu Ulm.

Nicht nur deswegen fühlten sich die Berliner zunächst kaum wie bei einem Heimspiel, auch wenn die Alba-Fans tapfer brüllten: Der Ansetzung wegen spielten die Berliner in Auswärtstrikots und saßen auf der Gästebank. Wie Gäste agierten anfangs auch Deon Thompson und Ali Traoré. Weder defensiv noch offensiv kamen sie gegen Bryant zum Zug, Yassin Idbihi kämpfte mit Foulproblemen. Aber Albas große Männer schafften es immerhin, Bryant immer wieder vom Korb wegzulocken. So konnte Zach Morley seine Größenvorteile gegen die Ulmer Flügelverteidiger ausspielen und immer wieder zum Korb ziehen. 15 Punkte erzielte Morley allein in der ersten Hälfte und war am Ende Topscorer mit 24 Punkten.

So entwickelte sich von Beginn an ein intensives, umkämpftes Pokalmatch. Die Ulmer führten in der ersten Hälfte meist, konnten sich aber nicht auf mehr als sechs Punkte Vorsprung absetzen. Kurz vor dem Seitenwechsel ging Alba in Führung, aber Bryant und Nationalspieler Per Günther sicherten Ulm einen Punkt Halbzeitvorsprung.

Nach einem Fünfpunkterückstand erhöhten die Berliner im dritten Viertel den Druck, Derrick Byars brachte Alba mit einem Dreipunktewurf in Führung, 53:51. Der US-Amerikaner hatte überraschend Nihad Djedovics Ausländerplatz im Team eingenommen. Die Berliner gewannen nun die Oberhand beim Rebound, doch Ulm ging wieder in Führung, Alba glich aus, es blieb eng. Mit der Schlusssirene des dritten Viertels verwandelte Heiko Schaffartzik einen Dreier zu Albas 62:59-Führung. Traoré gelang es nun, sich mit vollstem Körpereinsatz gegen Bryants Wucht zu stemmen, und seine Mitspieler verbauten auch den übrigen Ulmern, die ihrem Center kaum Entlastung boten, den Weg zum Korb. Dazu fand Thompson seine Treffsicherheit wieder, am Ende kam er auf 20 Punkte.

Doch vor allem Albas Defensive wurde zum spielentscheidenden Faktor und erzwang einen Ulmer Ballverlust nach dem anderen. So konnten sich die Berliner fünf Minuten vor Schluss auf elf Punkte absetzen, die Berliner Fans standen nun schreiend, es war längst ein richtiges Heimspiel. Die Ulmer griffen verzweifelt nach Ball, Armen und Pokal, aber Alba ließ sich letzteren nicht mehr nehmen, erhöhte den Vorsprung noch auf 15 Punkte. 37 Sekunden vor Schluss beglückwünschten sich Traoré und Thompson unter Standing Ovations die Oberkörper aneinander klatschend dazu, den Berg überwunden zu haben.

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