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Sport: Alexander Popp: Daheim ist die Hölle los - Die Begleitumstände des Erfolgs in Wimbledon

Das Märchen von Alex im Wunderland ist zu Ende. Jetzt will der Held nur noch seine Ruhe haben.

Das Märchen von Alex im Wunderland ist zu Ende. Jetzt will der Held nur noch seine Ruhe haben. Abspannen, die Batterien aufladen, das Geschehene verarbeiten. Und auch seine Lehren ziehen. Das Aus im Viertelfinale von Wimbledon gegen Patrick Rafter kam für Alexander Popp fast wie eine Erlösung. Er war schon nicht mehr in der Lage, die nötige Spannung für so ein Match aufzubauen. "Ich war nicht so locker wie vorher", räumte der 23-Jährige ein. "Ich habe mich von Anfang an nicht gut gefühlt."

An Konzentration auf Tennis war nach seinem sensationellen Weg ins Viertelfinale des bedeutendsten Tennisturniers der Welt kaum noch zu denken. Trotz aller Bemühungen von Trainer Helmut Lüthy um Abschottung. "Das war doch alles nicht gerechtfertigt", sagte der Zwei-Meter-Mann. "Ich habe hier gut gespielt, sicher. Ich werde in der Weltrangliste auf Platz 60 oder 70 landen. Aber manche Leute tun ja schon so, als sei ich die neue Nummer eins der Welt."

Vor allem von zu Hause erreichte ihn die Kunde vom übersteigerten Interesse an seiner Person. Nachbarn wurden befragt, Geld geboten von Fotos des kleinen Alex, Bilder geschossen vom Elternhaus in Sandhausen, wo zudem pausenlos das Telefon klingelte. Beim Deutschen Tennis Bund in Hamburg stapeln sich die Anfragen, Einladungen zu Talkshows, Interviews - das ganze Repertoire. "Was ich aus der Heimat gehört habe, hat mir nicht gefallen", klagte Popp: "Es ist nicht immer fair zugegangen." Als erste Konsequenz aus dem Trubel hat er in Absprache mit dem Veranstalter seine Teilnahme am Challenger-Turnier in Oberstaufen abgesagt, wo er vor einem Jahr mit dem Endspielsieg seinen bislang größten Erfolg feierte. Der Auftrieb dort wäre für ihn zu viel gewesen und sicherlich auch für den kleinen Turnierplatz. Außerdem ist ein hoher Erschöpfungsgrad erreicht. "Ich bin körperlich völlig platt", sagt er.

Elf Tage Wimbledon brachten ihm neben dem sportlichen Durchbruch einen unvergesslichen Crash-Kurs in Sachen Profitennis. Wie im Traum lief er nach den ersten Erfolgen über die Anlage an der Church Road. Agenor, Chang, Kuerten, Rosset - jeder Sieg war der größte in der Laufbahn, das Konto schwoll, in der Weltrangliste kletterte er in die Höhe.

Alle Ziele der bisherigen Laufbahn hat er in Wimbledon erreicht und konnte das alles bis zuletzt kaum fassen. "Ich kannte meine Gegner und das Turnier doch nur aus dem Fernsehen." Rund 195 000 Mark hat Popp verdient, eine sichere Planungsgrundlage für die nächste Zeit. Dazu ein Rang, der ihm die Teilnahme an den meisten Turnieren garantiert. "Wenn er so weitermacht, steht er bis Ende des Jahres unter den ersten 50", sagte Daviscup-Kapitän Carl-Uwe Steeb: "Natürlich ist er damit auch ein Thema für das Team."

"Ich will versuchen, das alles jetzt zu stabilisieren und konstant auf Tour-Level zu spielen", erklärte Popp. Doch zunächst tritt er in der Bundesliga für Grün-Weiß Mannheim an, den Klub seines Entdeckers und Förderers Helmut Lüthy. Und dann geht es rüber auf die nordamerikanische Hartplatz-Tour, die mit den US Open im September endet. "Dann sind wir erstmal wieder verschwunden", meinte der 61 Jahre alte Lüthy, der Popp auch managt und versucht, abzuschirmen so gut es geht. "Und das ist ganz gut so", sagte Lüthy.

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