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Alfons Hörmann, 53, ist seit Dezember 2013 neuer DOSB-Präsident. Der Allgäuer Unternehmer und Sportpolitiker war von 2005 bis 2013 Präsident des Deutschen Ski-Verbandes (DSV).

© dpa

Neubewertung im Fall Claudia Pechstein: Alfons Hörmann: Politisch pragmatisch

Der neue DOSB-Präsident Alfons Hörmann lässt die Dopingsperre für Claudia Pechstein neu bewerten - und emanzipiert sich damit von Thomas Bach. Ein Kommentar.

Der Unternehmer Alfons Hörmann galt vor nicht mal einem Jahr noch als Sportfunktionär ohne sportpolitisches Profil. Keine gute Voraussetzung eigentlich, um das höchste Amt im deutschen Sport zu bekleiden. Doch er ist erstaunlich schnell in die Position des DOSB-Präsidenten hineingewachsen. Jetzt geht er sogar dahin, wo es wehtut.

Die Entscheidung, die Dopingsperre von Claudia Pechstein von Experten noch einmal bewerten zu lassen, ist nicht nur ein Akt der Fairness gegenüber einer erfolgreichen Athletin. Sie bedeutet zugleich eine Emanzipation vom Gründungspräsidenten des DOSB, von Hörmanns Vorgänger Thomas Bach. Der hatte zwar freundliche Worte für Pechstein übrig, aber keine wirkliche Unterstützung. Denn alles, was für Pechstein sprach, sprach auch gegen das von Bach so gepriesene Sportrechtssystem. Im Sportgerichtshof Cas war Bach selbst verantwortlich. Wenn der Cas und seine Kompetenz angezweifelt worden wären, hätte das auch Bach bei seinem Bemühen geschadet, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees zu werden.

Claudia Pechstein: Die medizinischen Fakten haben sich nicht verändert

Was Hörmann nun tut, hätte auch Bach tun können. An den medizinischen Fakten hat sich innerhalb der letzten Jahre schließlich nichts mehr verändert. Hat Bach aber nicht. Und so muss er sich fragen lassen, ob er die Sperre von Claudia Pechstein als Kollateralschaden in Kauf genommen hat, um das System, sein System, genau so zu erhalten, wie er es unbedingt haben wollte. Für einen ehemaligen Athleten und Athletenvertreter wäre das ein schlechtes Zeugnis. Hörmann grenzt sich von Bachs Schlingerkurs mit einem wohltuenden Pragmatismus ab. Auch wenn am Ende als Ergebnis stehen sollte, dass das Sportrechtssystem verändert werden muss, weil es eine Athletin zu Unrecht für zwei Jahre gesperrt hat.

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