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Sport: Alle Versuche, den Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus doch in München zu halten, schlagen fehl

Er steht zu seinem Wort und dabei soll es auch bleiben. Doch sein bevorstehender Abschied aus München wird Lothar Matthäus immer schwerer gemacht.

Er steht zu seinem Wort und dabei soll es auch bleiben. Doch sein bevorstehender Abschied aus München wird Lothar Matthäus immer schwerer gemacht. Das Lob wird hymnischer, die Fans intonieren ihre Bittgesänge immer lautstarker, die Verantwortlichen des FC Bayern scheinen inzwischen fast der Verzeiflung nahe - das geht nicht einmal an einem abgerühten 38-Jährigen spurlos vorbei. Das Servus vom FC Bayern kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. "Es tut weh", gestand der Rekordnationalspieler, doch seinem seelischen Schmerz zum Trotz bleibt er dabei: "Ich habe mich entschieden". Für New York.

Das will einigen allerdings nicht in den Kopf. "Lothar, du darfst nicht gehen", forderte das Publikum im Olympiastadion auch am vergangenen Sonnabend wieder, nach seiner überragenden Leistung gegen den VfL Wolfsburg (5:0). "Er ist so gut - was will er in New York?", fragte schockiert die ihm seit jeher äußerst wohlgesonnene Bild-Zeitung. Was er da will? "Neue persönliche Erfahrungen sammeln." In New York lockt ein neues und völlig anderes Leben, weniger wohl die Aussicht auf sportliche Höhepunkte mit den MetroStars, die gerade ihren fünften Trainer in vier Jahren gefeuert haben: Matthäus-Spezl Bora Milutinovic.

Das Publikum traurig, sein Zentralorgan ratlos, die Führung des FC Bayern machtlos. "Ich habe zuletzt erst wieder versucht, ihn zu überreden, bis zum 30. Juni bei uns zu bleiben. Aber er hat ganz klar nein gesagt", berichtete Manager Uli Hoeneß. Der FCB ohne "Lodda": Es ist, als stünde der Weltuntergang bevor. Trainer Ottmar Hitzfeld klagt seit Wochen, fordert gleichwertigen Ersatz, doch die Bayern-Bosse haben vom Abwinken schon müde Hände, weil sie Matthäus sowieso nicht ersetzen können. Wer ist schon 38 Jahre alt und kann Woche für Woche auf Weltklasse-Niveau spielen?

Deshalb gilt: besser zunächst eine gute interne Lösung als eine schlechte von außen. "Es ist definitiv, dass wir trotzdem in der Winterpause keinen neuen Spieler kaufen werden", betonte Hoeneß. Die Vorgabe in Person von Matthäus ist schließlich nicht von Pappe und erlaubt keinen Schnellschuss. "Eine Spielerpersönlichkeit aus einem anderen Klub kriegt man an Weihnachten nicht, und wenn einer zu diesem Zeitpunkt zu haben ist, ist er keine Persönlichkeit. Und welcher Verein gibt einen Führungsspieler ab?" Nur der FC Bayern, so scheint es.

Einzige Hoffnung des deutschen Rekordmeisters: Die veränderte Situation in New York bewegt Matthäus doch noch einmal, den Einsatz in Manhatten zu überdenken - schließlich war Coach Milutinovic ein nicht unerheblicher Auslöser für den Wechsel in den "Big Apple". Deswegen wil sich der 142-malige Nationalspieler nun selbst ein Bild von den momentanen Zuständen bei den MetroStars machen. Nach Informationen der Sport-Bild wird Matthäus am Sonntag zu einem Kurzaufenthalt nach New York aufbrechen. "Ob Matthäus jetzt noch mit der gleichen Begeisterung wechselt, ist offen", orakelte Bild, und hofft, wie so viele, dass er gar nicht mehr wechselt. Es wird bei der Hoffnung bleiben.

Matthäus ist von seiner Entscheidung nicht mehr abzubringen. Allein schon, weil Lebensgefährtin Maren Müller-Wohlfahrt auch nach New York geht. Den Zeitpunkt, Lothar Matthäus zu halten, haben die Bayern schon im Frühjahr verpasst. Als damals erstmals vom Wechsel in die USA die Rede war, nahmen sie in München die Nachricht nicht ernst - und dachten wohl auch nicht daran, dass Matthäus sein hohes Niveau auch in der jetztigen Saison halten kann. Ein Fehler. "Der Lothar", hat DFB-Teamchef Erich Ribbeck unlängst erklärt, "könnte sogar noch bei der Weltmeisterschaft 2002 spielen."

Thomas Häberlein

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