zum Hauptinhalt

Sport: Alles hört auf kein Kommando Nach Sammers Absage ist der HSV orientierungslos

Die Spieler des Hamburger SV versuchten nach dem 1:0 gegen Eintracht Frankfurt am Freitag zwar, möglichst unberührt vom Theater um Matthias Sammer zu wirken. Doch was sie sagten, ließ tief blicken.

Die Spieler des Hamburger SV versuchten nach dem 1:0 gegen Eintracht Frankfurt am Freitag zwar, möglichst unberührt vom Theater um Matthias Sammer zu wirken. Doch was sie sagten, ließ tief blicken. Dennis Aogo etwa erklärte: „Im Sommer und 2012 laufen viele Verträge aus. Ich gucke schon genau hin, was beim HSV passiert.“ Ihm sei gesagt worden, dass man große Ziele habe. „Matthias Sammer wäre jemand gewesen, der viele junge Spieler kennt und vielleicht manche geholt hätte. Schade, dass er nun nicht kommt.“

Solche Sätze muss man doch zumindest als Zweifel an den Fähigkeiten dessen verstehen, der nun an Sammers Stelle weitermachen soll: Sportchef Bastian Reinhardt. Niemand im Verein scheint dem 35 Jahre alten ehemaligen Profi zuzutrauen, die Rolle des Sportchefs zu aller Zufriedenheit auszufüllen. Am Freitagabend platzte ihm deshalb zum ersten Mal der Kragen. „Ich werde das so in den nächsten Wochen nicht mehr mit mir machen lassen. Da werden einige einen anderen Bastian Reinhardt erleben als bisher.“ Kämpferisch fügte der sichtlich bewegte Mann an: „Ich bin der alte und neue Sportchef. Ich erwarte vom Gesamtverein die nötige Rückendeckung.“

Schlecht ist Reinhardts Bilanz aktuell nicht. Dreimal hat der HSV jetzt nacheinander gewonnen; Reinhardt hat die Verträge mit Aogo und Son verlängert und bleibt in Sachen van Nistelrooy standhaft, obwohl nun ein Zwei-Millionen-Euro-Angebot Real Madrids kursiert. Aber der Aufsichtsrat und der Vorstand haben ihn durch einige Aussagen und die öffentliche Sportchef-Suche längst entmachtet. Beim HSV weiß nun der Trainer nicht, ob er weitermacht, der Vorstand nicht, ob sein Vertrag verlängert wird, der Sportchef nicht, wen er demnächst vorgesetzt bekommt und die Mannschaft soll im Sommer entscheidend verändert werden.

Mag man beim HSV nun auch alle Schuld Sammer zuschieben, der einen fast schon unterschriebenen Vertrag ausschlug, bleiben die Hamburger doch auf einem großen Imageschaden sitzen. Vor allem der neue Aufsichtsrat. Jede Menge Vertragsinhalte waren durchgesickert; die drei neuen Räte Marek Erhardt, Jürgen Hunke und Manfred Ertel sind kaum zwei Wochen nach ihrer Wahl beliebte Informationsquellen geworden. Reinhardt: „Mich hat ein Aufsichtsrat angerufen, dass Matthias Sammer nicht kommt. Und wenig später konnte man das dann auch lesen.“

Auch wenn die Suche offiziell Sache des Aufsichtsrats war, sollte Sammer vor allem für HSV-Vorstand Bernd Hoffmann der Befreiungsschlag sein, der dem HSV die sportliche Kompetenz für die nächsten Jahre zusicherte. Nun musste sich Hoffmann vorgeführt fühlen – noch am Donnerstag hatte Hoffmann mit dem Sportchef von 1860 München, Miroslav Stevic, gesprochen, den Sammer mitnehmen wollte zum HSV.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false