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Erfolgreiche Kampagne. Die Rams kehren zurück nach Los Angeles.

© Reuters

American Football NFL: Die Fans sind doch sekundär

Die St. Louis Rams ziehen um nach Los Angeles. Im US-Sport hat das Geldverdienen nun einmal Priorität. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sebastian Stier

Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf und Ihr liebstes Sportteam hat die Stadt verlassen. All Ihre Devotionalien, Trikots, T-Shirts, Tassen, Mützen sind nun ein Fall fürs Antiquariat, weil es Ihre Mannschaft so nicht mehr gibt. Dienstag noch Hertha BSC, Mittwoch schon der FC Kassel. Eine Horrorvorstellung, richtig?

L.A. musste 21 Jahre auf ein Profiteam warten

Was für Europäer befremdlich ist, gehört in Amerika zum Fansein dazu. Sportmannschaften, Franchises genannt, sind in den USA nicht an eine Stadt sondern an einen Besitzer gebunden. Wem es am Ort seiner Wahl nicht mehr gefällt, kann seine Sachen samt Team packen und weiterziehen. So jetzt geschehen im Fall der St. Louis Rams. Die kehren zur kommenden Saison nach Los Angeles zurück, wo sie von 1946 bis 1994 schon einmal spielten. Damit hat die zweitgrößte Stadt der USA nach 21 Jahren wieder ein Profiteam im American Football.

Aus ökonomischer Sicht macht die Entscheidung, für die es die Zustimmung der anderen NFL-Teambesitzer brauchte, Sinn. Dass die beliebteste Sportart des Landes nicht im zweitgrößten Markt vertreten war, erschien anhand von Teams in Tampa Bay, Jacksonville und Buffalo krude. In Los Angeles soll nun bis 2019 ein neues Stadion entstehen. Kostenpunkt: 1,8 Milliarden US-Dollar.

Die Stadt St. Louis war nicht bereit, Geld in einen Neubau zu investieren. Nun steht sie da mit einer semimodernen Halle, deren Auslastung sich ohne eigene Football–Mannschaft stark reduziert. Man kann es verwerflich finden, wenn milliardenschwere Besitzer Kommunen unter Druck setzen, indem sie mit dem Abzug des Teams drohen, sofern ihre (finanziellen) Forderungen nicht erfüllt werden. Auf der anderen Seite profitieren Städte aus wirtschaftlicher Sicht auch von ihren Profiteams. Verlierer des Kräftemessens sind nur die Fans, denen ihre Mannschaft weggenommen wird. Doch die emotionale Bindung der Anhänger an ihren Klub spielt im amerikanischen Sport für die Besitzer traditionell nur eine sekundäre Rolle als Entscheidungsgrundlage.

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