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Sport: An der Katastrophe vorbei

Toyota baut einen spektakulären Unfall in Japan – symptomatisch für die Debüt-Saison

Von Karin Sturm

Suzuka. Allan McNish lag auf dem Boden und atmete tief. Der schottische Formel-1-Pilot war soeben einer Katastrophe entgangen – und mit ihm sein Arbeitgeber Toyota. Ausgerechnet beim ersten Formel-1-Heimrennen der Firmengeschichte in Suzuka haben die Japaner ihren Tiefpunkt erreicht, und können auch noch froh sein, das es nicht schlimmer gekommen ist.

McNish hatte im Qualifikationstraining zum Großen Preis von Japan (Sonntag, 7.30 Uhr/live bei RTL und Premiere) bei 290 km/h in einer Linkskurve die Kontrolle über seinen Wagen verloren, der daraufhin die Leitplanke durchbrach und sich auch noch überschlug. Dass McNish dem rot-weißen Toyota-Wrack bis auf eine schwere Knieprellung quasi unverletzt entstieg, grenzt an ein Wunder.

10 000 Gäste hat der drittgrößte Automobilhersteller der Welt nach Suzuka eingeladen - nicht auszudenken, welche Katastrophe es auch für das eigene Image gewesen wäre, wäre der Unfall anders ausgegangen. Da ging das enttäuschende Ergebnis des zweiten Toyota-Fahrers Mika Salo, der nur auf Platz 13 kam, beinahe unter.

Irgendwie war die Situation aber auch symptomatisch für die Debüt-Saison der Japaner in der Formel 1. Nach einem guten Beginn gab es kaum noch Grund zur Freude – die ganz große Enttäuschung blieb aber auch aus. Immerhin holte Salo zu Saisonbeginn zwei WM-Punkte. „Aber nicht unbedingt, weil wir damals schon so gut waren, sondern weil die anderen Zuverlässigkeitsprobleme hatten", gibt Teamchef Ove Andersson zu. Nach dem tollen Auftakt ging es bergab. „Vielleicht war es nicht gut, dass es gleich so toll angefangen hat“, sagt der Schwede. Das hätte die Erwartungshaltung sehr in die Höhe getrieben. „Man darf nicht vergessen, dass wir dieses Jahr von Anfang an als Lehrjahr angesehen haben. Wir waren besser, als ich zu hoffen gewagt habe.“

In der japanischen Öffentlichkeit sieht man das freilich anders. Schließlich arbeitet Toyota mit einem Budget, dass dem von Ferrari oder McLaren-Mercedes kaum nachsteht. Da müssten dann auch echte Erfolge her, um die Investitionen zu rechtfertigen. Man wird sich verstärken müssen, soll es in Zukunft einen weiteren Aufwärtstrend geben.

So werden beide Fahrer, Salo und McNish, ausgetauscht. Die Verpflichtung von Olivier Panis, einem sehr guten Testfahrer, der in dieser Rolle schon bei McLaren überzeugte, war sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Die Frage ist nun allerdings, wer der zweite Pilot wird.

Die Bestätigung des Brasilianers Cristiano da Matta, der in den USA mit Toyota gerade Cart-Meister geworden ist, wurde immer wieder verschoben. Offenbar ist es sehr teuer, da Matta aus seinem Vertrag bei Newman-Haas herauszukaufen. Der von Sauber geschasste Felipe Massa wäre erheblich billiger zu haben und hat im Gegensatz zu seinem Landsmann bereits Formel-1-Erfahrung.

Auch auf dem Techniker-Markt versuchen die Japaner, das Team zu verstärken. Allerdings konnten sie bislang keine namhaften Zugänge vermelden. Willy Rampf, den man von Sauber holen wollte, sagte ebenso ab wie sein Teamkollege Jacky Eckelaert.

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